Predator: Badlands

Was passiert, wenn ein Predator plötzlich selbst zum Helden wird? Mit PREDATOR: BADLANDS wagt Regisseur Dan Trachtenberg einen radikalen Perspektivwechsel im Franchise und stellt erstmals einen Yautja in den Mittelpunkt der Geschichte – kein Jäger von Menschen, sondern ein Außenseiter auf der Suche nach Rache und Anerkennung.

OT: Predator: Badlands (USA 2025)

Darum geht’s

Da sein Vater in ihm nicht das Potenzial eines furchtlosen Kriegers erkennt, wird der junge Yautja Dek (Dimitrius Schuster-Koloamatangi) aus seinem eigenen Volk verstoßen. Mit dem Ziel, es seiner Gemeinschaft zu beweisen und seinen getöteten Bruder zu rächen, begibt er sich auf eine gefährliche Mission. Allein muss Dek nun auf einem abgelegenen Planeten überleben. Doch schon bald findet er eine Verbündete: die verwundete Androidin Thia (Elle Fanning), die ähnliche Absichten hegt wie er. Gemeinsam begeben sie sich auf die Jagd nach den gefährlichsten Kreaturen des Planeten, bis ihnen plötzlich ein noch viel größerer Feind bevorsteht…

Kritik

Die Zeiten, in denen sich das zeitgenössische Kino hauptsächlich für Held:innengeschichten interessiert hat, sind lange vorbei. Disney exerziert schon seit einigen Jahren die Originstories seiner Schurk:innen durch („Maleficent“, „Cruella“), DC widmet seinen Antiheld:innen eigene Filme („The Suicide Squad“, „Joker“) und in einem der spannendsten Horror-Experimente jüngerer Zeit folgt die Kamera dem Slasher-Killer auf Schritt und Tritt, um mal zu zeigen, wie der Boogeyman zwischen seinen brutalen Taten eigentlich von A nach B kommt („In a Violent Nature“). Sicherlich auch aus seinem Dasein als Indie-Genrefilm heraus, widerstanden die Macher von letztgenanntem Film dem Drang, mit ihrer Hauptfigur in irgendeiner Form zu sympathisieren. Ihr Killer ist einfach ein Killer, ganz ohne Ikonografie oder hineinpsychologisiertes Mysterium. Sich so etwas in der Mainstream-Unterhaltung zu trauen, ist unweit schwieriger. Und so sind die Fieslinge und Bösewichte in ihren eigenen Geschichten meistens gar nicht mehr so böse, sondern missverstanden oder Opfer ihrer Lebensumstände. Regisseur Dan Trachtenberg („10 Cloverfield Lane“) springt mit seinem nunmehr dritten „Predator“-Film (nach „Prey“ und „Killer of Killers“) auf diesen Trend auf. In Interviews betonte er immer wieder, er wolle das Monster in eine zentrale, empathische Rolle rücken, anstatt es erneut als Jäger und die Menschen als Opfer zu zeigen. Der Grund: So etwas habe es im Franchise zuvor noch nicht gegeben. Und damit hat er Recht.

Der Predator Dek (Dimitrius Schuster-Koloamatangi) tritt im Film meist ohne Maske in Erscheinung.

Das Image der „Predator“-Filme als machohaftes Action-Spektakel gehört seit einigen Jahren der Vergangenheit an. Sicherlich auch deshalb, weil Shane Blacks genau diesen Ansatz verfolgender „Predator – Upgrade“ 2018 nicht mehr den erhofften Erfolg einbrachte. Der Film spielte seine Produktionskosten nur mit Ach und Krach wieder ein. Bei der Kritik fiel er komplett durch. Vier Jahre später sorgte Trachtenberg mit „Prey“ schließlich für den längst benötigten, frischen Wind im Franchise und konzipierte ein minimalistisches Szenario rund um eine junge Komantschin, die sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts plötzlich mit einer außerweltlichen Bedrohung konfrontiert sieht. In dem im Juni erschienenen Animations-Episodenfilm „Predator: Killer of Killers“ werden die Geschichten drei verschiedener Krieger:innen erzählt, die es in ihrem Zeitalter mit dem Predator aufnehmen müssen. Und nun ist da eben „Predator: Badlands“, der von dem von seinem Volk verstoßenen Yautja Dek erzählt, der sich auf dem lebensfeindlichsten Planeten der Welt auf eine Rachemission begibt. Das klingt von der Grundidee her sogar noch minimalistischer als die Prämisse von „Prey“. Doch wer sich nun so etwas wie ein „In a Violent Nature“ mit Aliens erhofft, der könnte enttäuscht werden. Natürlich bleibt der Predator nicht lange allein, sondern formiert – wenn auch widerwillig – eine Art Team um sich, das schließlich gemeinsam ein Abenteuer erlebt.

„Betrachtet man die Geschichte von ‚Predator: Badlands‘ jedoch von außen wird deutlich, dass Trachtenberg hier einen insgesamt recht konventionellen Weg einschlägt. Dass mehrere grundverschiedene Charaktere (unter ihnen mindestens ein Comic Relief) ein Team bilden und gemeinsam gegen eine große Bedrohung kämpfen, ist schließlich kein neues Motiv.“

Damit wäre auch die Frage geklärt, wie innovativ die Geschichte von „Predator: Badlands“ ist. Innerhalb der Reihe geht Dan Trachtenberg tatsächlich neue Wege, schließlich stand noch in bislang keinem „Predator“-Film ein Yautja im Zentrum der Erzählung. Damit das funktioniert, trifft Trachtenberg von Anfang an gewisse Vorkehrungen. Noch vor der Titeleinblendung verhilft er seinem Dek zu einer tragischen Originstory, in der sein Bruder von seinem Vater umgebracht und Dek aus dem Clan vertrieben wird. Diese wenigen Szenen genügen bereits, um eine gewisse Grundsympathie für den jungen Yautja zu aufzubringen und seine Motivation nachzuvollziehen. Darüber hinaus dauert es nur wenige Minuten, bis Trachtenberg seinen Antihelden demaskiert, was in den bisherigen „Predator“-Filmen immer eher eine Geste des finalen Reveals war. In „Badlands“ sehen wir Dek fast ausschließlich ohne Maske, was uns natürlich seine menschlichen Züge näherbringen soll. Genauso wie seine Interaktion mit der von Elle Fanning („Like a Complete Unknown“) gespielten Androidin Thia. Betrachtet man die Geschichte von „Predator: Badlands“ jedoch von außen – also nicht innerhalb der Franchise-Geschichte – wird aber auch deutlich, dass Trachtenberg hier einen insgesamt recht konventionellen Weg einschlägt. Dass mehrere grundverschiedene Charaktere (unter ihnen mindestens ein Comic Relief) ein Team bilden und gemeinsam gegen eine große Bedrohung kämpfen, ist schließlich kein neues Motiv. Aber wie schon so viele Male zuvor, funktioniert es auch hier. Trachtenberg schlägt einen sehr geradlinigen Weg ein, hält sich nicht an irgendwelchen unnötigen Details auf, sondern erzählt eine Geschichte von sukzessive zueinander findenden Außenseiter:innen, inklusive gängiger Tiefen und Höhen wie Läuterung und Verrat.

Die Androidin Thia (Elle Fanning) wird für Dek bald zu einer Verbündeten.

Die stärksten Momente von „Predator: Badlands“ finden sich direkt zu Beginn, wenn wir aus den Augen des Predators die farbenprächtige Welt mit ihrer mannigfaltigen Tier- und Pflanzenwelt entdecken. Kameramann Jeff Cutter (fotografierte für Trachtenberg bereits „10 Cloverfield Lane“ und „Prey“) ergötzt sich mit Wonne an den gigantischen Panoramen des Drehorts Neuseeland. Die gleichermaßen wunderschöne wie durch und durch tödliche Flora und Fauna ist in Ausarbeitung und Detailreichtum über alle Maße beeindruckend. Die spektakulären Computereffekte tun ihr Übriges, um die hier dargestellte Welt mit Leben zu füllen. „Predator: Badlands“ würde auch als reiner Roadtrip mit Stopps bei diversen verschiedenen Spezies auf diesem Planeten hervorragend funktionieren. Doch wo der Yautja zur Sympathien auf sich ladenden Hauptfigur wird, muss schließlich ein anderer Schurke her. Alsbald wird also der eigentliche Jäger zum Gejagten, der Mensch zur feindlichen Spezies und die ursprünglichen Rollen damit endgültig umgekehrt. Ein weiteres Zugeständnis an die Genre-Konvention, wenngleich auch hier wieder gilt: All das, was Dan Trachtenberg hier macht, funktioniert. Vor allem deshalb, weil er sich auf das Notwendigste konzentriert, in genau das dann aber seine volle Aufmerksamkeit steckt.

„Die hier dargebotenen Action-Choreographien reichen von klassischer Mann-gegen-Mann- (respektive Alien-gegen-Alien-)Kampfkunst bis hin zu ausufernden CGI-Monsterschlachten, die aufgrund ihrer wertigen Ausgestaltung eine ungemeine Wucht haben.“

Zum Beispiel in die äußerst stark konzipierte Action. Die hier dargebotenen Choreographien reichen von klassischer Mann-gegen-Mann- (respektive Alien-gegen-Alien-)Kampfkunst bis hin zu ausufernden CGI-Monsterschlachten, die aufgrund ihrer wertigen Ausgestaltung eine ungemeine Wucht haben. Dank der stark geführten Kamera und dem Verzicht auf einen allzu überambitionierten Schnitt bleibt in diesen Szenen stets die Übersicht gewahrt. Die Action und die berauschenden Kulissen, in der sie sich abspielt, werden eins. „Predator: Badlands“ ist vor allem ein Film der audiovisuellen Reize. Auch der Score von Sarah Schachner („Prey“) und Benjamin Wallfisch („Conjuring 4: Das letzte Kapitel“) lässt die Lautsprecher bedrohlich wummern und die epischen Szenen noch eine Spur epischer erscheinen. Gerade für einen „Predator“-Film arbeitet Trachtenberg aus „Badlands“ erstaunlich viele Emotionen heraus. Das mag dem ursprünglichen Ansatz der Reihe komplett zuwiderlaufen, aber es sorgt – nach „Prey“ – noch einmal für frische Akzente. Was der Regisseur wohl noch alles aus der „Predator“-Welt herauszuholen vermag..!?

Für Dek ist Thia erstmal nur ein „Tool“, doch schon bald wachsen sie als Team zusammen.

Fazit: „Predator: Badlands“ ist der erste Film der Reihe, der einen Yautja, Dek, als zentrale Figur zeigt und ihm durch eine tragische Originstory menschliche Züge verleiht. Inhaltlich bleibt die Geschichte recht konventionell: Außenseiter:innen formieren sich zu einem Team und kämpfen gegen eine große Bedrohung. Die größten Stärken liegen in der beeindruckenden Inszenierung von Neuseelands Landschaften, detailreicher Flora und Fauna sowie stark und klar choreografierter Action. Trachtenberg verbindet so Innovation in Perspektive und Emotionalität mit den klassischen Elementen des Franchises.

„Predator: Badlands“ ist ab dem 6. November 2025 in den deutschen Kinos zu sehen.

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