Bridget Jones – Verrückt nach ihm
Bridget Jones ist zurück! In BRIDGET JONES – VERRÜCKT NACH IHM geht es diesmal deutlich emotionaler zu als in den vorwiegend komödiantischen Vorgängern. Kein Wunder: Verhandelt der Film doch vor allem, wie es ist, nach dem Tod des Lebenspartners weitermachen und die neuen Wege allein bestreiten zu müssen. Die Liebe kommt natürlich trotzdem nicht zu kurz!
Darum geht’s
Mark Darcy (Colin Firth) ist tot – und Bridget Jones (Renée Zellweger), die mit ihm eigentlich die Liebe ihres Lebens gefunden hatte, steht plötzlich allein und noch dazu als Mutter mit zwei Kindern da. An die mitleidigen Blicke ihres Umfelds hat sie sich inzwischen gewöhnt. Doch so langsam möchte Bridget raus aus dem Trauer-Trott und wieder in ein aufregendes Leben starten. Doch wie funktioniert das eigentlich mit dem Dating, wenn man nicht nur alleinerziehend, sondern noch dazu Witwe ist? Da ist zum Beispiel Roxster (Leo Woodall), der sich in Bridget verliebt, aber 20 Jahre jünger ist als sie. Kann eine Beziehung mit ihm dauerhaft funktionieren? Und was ist mit Mr. Walliker (Chiwetel Ejiofor), einem Lehrer an der örtlichen Schule, bei dem es zwar nicht gerade Liebe auf den ersten Blick ist, der sich aber irgendwann doch als ziemlich charmant entpuppt? Prompt steckt Bridget wieder in einem Liebesdreieck, doch über allem schwebt die Erinnerung an Mark. Wird es Bridget gelingen, seinen Geist hinter sich zu lassen und erneut mit einem Mann glücklich zu werden?
Kritik
Es ist keine neue Erkenntnis: Manche Filme sind einfach schlechter gealtert als andere. Das Feingefühl für Political Correctness hat sich über die Jahrzehnte eben weiterentwickelt. Und die „Bridget Jones“-Filme sind dafür das perfekte Anschauungsbeispiel. Der erste Teil „Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück“ kam 2001 in die Kinos. Damals war die Hauptfigur mit 65 (!) Kilo ein „Pummelchen“, die ob ihrer (vermeintlichen) Speckröllchen verzweifelte und sich händeringend einem Mann an den Hals werfen wollte, um nicht als alte Jungfer zu sterben. Für viele Frauen lud das zur Identifikation ein. Aber heutzutage lassen sich im Anbetracht dieser Figurenzeichnung nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Während der zweite Teil 2004 in eine ähnliche Kerbe schlug, handelte „Bridget Jones‘ Baby“ 2016 davon, wie die Protagonistin eine plötzliche Schwangerschaft nahezu im Alleingang durchzieht. Auch wenn sie am Ende dann eben doch (wieder) in den Armen ihres Traummannes landet, gefiel an der Komödie vor allem der Respekt des Drehbuchs vor Bridget, der im nun erscheinenden vierten Teil „Bridget Jones – Verrückt nach ihm“ noch weiter ausgebaut wird. Denn die mittlerweile 50-Jährige ist auf einmal Witwe.

Bridget Jones (Renée Zellweger) ist unsicher was den Altersunterschied zu ihrem neuen Freund Roxster (Leo Woodall) angeht…
Wer nun aber glaubt, damit wäre das Thema „Männer“ für Bridget abgehakt, der irrt. Im Gegenteil: Erneut ziehen zwei ganz unterschiedliche potenzielle Partner ihre Aufmerksamkeit auf sich. Doch eine ähnlich launige Dreiecksgeschichte wie einst zwischen Bridget, Mark und Daniel (in Teil eins und zwei) sowie Bridget, Mark und Jack (in Teil drei) erwartet einen in „Bridget Jones 4“ nicht. Stattdessen befasst sich das Drehbuch, an dem diesmal die Autorin der Buchvorlage Helen Fielding selbst federführend mitgewirkt hat, erst einmal ausführlich mit Bridgets schwerwiegendem Verlust. Und das ist auch ganz richtig so. Denn Bridget und Mark Darcy haben sich ihr Happy End über drei Filme lang hart erarbeitet. Da ist es schon ein ziemlicher Schock, dass Colin Firth („Kingsman: The Secret Service“) in seiner Paraderolle des schüchternen Kavaliers nur noch in einigen Rückblenden und Wunschtraumsequenzen auftreten darf. Doch gerade dieser große Einschnitt in Bridgets Leben ist es auch, der „Bridget Jones – Verrückt nach ihm“ von Anfang an zu einer emotionalen Gravitas verhilft, die es in den ersten drei Teilen so nicht gab. Dadurch ist der Film diesmal aber auch längst nicht so leichtgängig, man möchte ihn fast gar nicht mehr als reine Komödie bezeichnen, sondern eher als eine Art Coming-of-Age-Film aus der Perspektive einer erwachsenen Frau – schließlich hört der innerliche Reifeprozess auch im Alter nie auf.
„Das Drehbuch, an dem diesmal die Autorin der Buchvorlage Helen Fielding selbst federführend mitgewirkt hat, befasst sich erst einmal ausführlich mit Bridgets schwerwiegendem Verlust. Und das ist auch ganz richtig so.“
Die Momente, in denen Bridgets Erinnerungen an Mark vor unseren Augen zum Leben erwachen, zum Beispiel wenn sie ihn am Bett ihrer Kinder sitzen sieht, wo er ihnen eine Gutenachtgeschichte vorliest, gehen ehrlich zu Herzen. Und sie machen sogar ein bisschen wehmütig: Man hätte den beiden ihre späte Lovestory einfach so sehr gegönnt. Umso authentischer fällt der Blick auf Bridget aus, die sich – wie wir ja irgendwie auch – nach und nach von der Vorstellung einer Zukunft mit Mark lösen und neue Wege bestreiten muss. Der Film nimmt sich fast eine halbe Stunde Zeit, um Bridgets neuen Lebensmut einzuläuten. Doch man freut sich mit ihr und drückt ihr die Daumen, dass sie schon bald wieder in die Spur findet und nicht mehr die mitleidigen Augen von Freunden und Familie über sich ergehen lassen muss. Ab diesem Moment wird „Bridget Jones 4“ leichtfüßiger, lustiger und hoffnungsvoller. Das Skript besinnt sich wieder ganz auf die humoristischen, natürlich auch aus Bridget selbst resultierenden Stärken und platziert sie in gewohntem Umfeld. Bei der Arbeit, beim Dating, aber eben auch als Mutter. Die Schlagzahl an Gags ist diesmal deutlich geringer. Dafür sitzen die Momente des großen Gelächters umso mehr. Wenn Bridget vor versammelter Mannschaft von ihrem vergangenen Sex-Date erzählt, dabei aber nicht realisiert, dass sich das Studiopublikum bereits eingefunden hat, dann ist das ein bekannter Gag-Klassiker, der dank Renée Zellwegers Charme trotzdem auf den Punkt funktioniert.
Überhaupt ist Renée Zellweger („Judy“) mehr denn je das Herzstück des Films. Gewohnt uneitel mimt sie Bridget als zwar immer ein bisschen überforderte, sich jedoch nach und nach ihrer Stärken bewusstmachende Frau, die Oberflächlichkeiten wie vermeintliche Figurprobleme längst überwunden hat. Stattdessen geht es diesmal vornehmlich um die Unsicherheit, nach einer langjährigen Liebesbeziehung wieder in das Thema Partnersuche einzusteigen. Mit dem 20 Jahre jüngeren, sich jedoch Hals über Kopf in Bridget verliebenden Roxster sowie dem seriösen, ein bisschen spießigen Lehrer Mr. Wallaker hat sie zwei Kandidaten im Rennen, die – wie schon ihre bisherigen Love Interests – unterschiedlicher nicht sein können. Beide Romanzen bergen Potenzial. Doch anstatt sich den Männern blind an den Hals zu werfen, ist auch Bridgets Datingverhalten reifer geworden. Mutter- und Liebschaft unter einen Hut zu bringen, ist eben gar nicht so einfach. Umso schöner geht das Drehbuch damit um und lässt Bridget nicht ins offene Messer rennen. Sondern bringt ihren Selbstzweifeln aufrichtiges Interesse entgegen, mit dem sich sicher – wieder einmal – viele Frauen identifizieren können. Diese Anerkennung, dass Bridget, die selbst mit dem einst verschollenen, mittlerweile wieder aufgetauchten Daniel (Hugh Grant) eine ganz normale Freundschaft führt, gereift ist, lässt auch den Film selbst sehr reif erscheinen.
„Beide Romanzen bergen Potenzial. Doch anstatt sich den Männern blind an den Hals zu werfen, ist auch Bridgets Datingverhalten reifer geworden. Mutter- und Liebschaft unter einen Hut zu bringen, ist eben gar nicht so einfach.“
Bei all diesen lobenden Worten mangelt es „Bridget Jones – Verrückt nach ihm“ trotzdem hin und wieder an Überraschung. Zwar kann man darüber streiten, inwiefern ein Film aus dem Genre der Romantischen (Tragik-)Komödie überhaupt überraschen muss. Schließlich stehen die Weichen von Anfang an relativ eindeutig in eine Richtung. Die Frage ist nur, auf welchem Wege Bridget Jones zu dieser gelangen wird. Das hat zur Folge, dass sich Teil vier hin und wieder zieht sowie dramaturgisch eher gleichförmig verläuft. Die ganz großen Ausschläge nach oben und unten finden sich hier nicht. Auch inszenatorisch geht Regisseur Michael Morris („Tote Mädchen lügen nicht“) keinerlei Risiko ein. „Bridget Jones – Verrückt nach ihm“ ist eine handwerklich solide abgedrehte Hollywood-Romanze, die einen trotzdem zuversichtlich und beschwingt aus dem Kino entlässt. Und die heutzutage fast schon erfrischend wirkt, im Anbetracht der vorherrschenden RomCom-Abstinenz.
Fazit: Die Rückkehr von Bridget Jones auf die Leinwand ist geglückt. Nicht mehr ganz so albern, dafür umso emotinaler verhandelt der vierte Teil das Leben nach dem Tod des geliebten Partners, ohne dabei allzu schwermütig zu werden. „Bridget Jones – Verrückt nach ihm“ ist ein hoffnungsvoller Film, der Komik und Tragik sehr gut unter einen Hut bekommt und seiner Hauptfigur endlich jenen Respekt entgegenbringt, den sie seit Beginn der Reihe verdient.
„Bridget Jones – Verrückt nach ihm“ ist ab dem 27. Februar 2025 in den deutschen Kinos zu sehen.


