Criminal Squad 2
Auf einen unausstehlichen ersten Teil folgt selten eine gute Fortsetzung. Doch CRIMINAL SQUAD 2 beweist, dass Ausnahmen die Regel bestätigen. Der Heist-Thriller mit Gerard Butler und O’Shea Jackson Jr. macht so viel mehr Spaß als sein Vorgänger und dreht an den richtigen Stellschrauben, ohne seine Wurzeln zu verleugnen.
Darum geht’s
Der selbstbewusste Cop Nicholas ‚Big Nick‘ O’Brien (Gerard Butler) hat gerade seine Scheidung hinter sich gebracht, da erfährt er von einem geplanten Diamantenraub in Antwerpen. Sein ewiger Widersacher Donnie Wilson (O’Shea Jackson Jr.), der nach seinem Beutezug auf die Federal Reserve Bank in Los Angeles entkommen konnte, ist gemeinsam mit einer Gruppe von Profidieben – angeführt von der resoluten Jovanna (Evin Ahmad) – in die Sache verwickelt. Für Nick ist die Sache also persönlich. Und so beschließt er, seinem Erzfeind einen Besuch abzustatten und sich in die Gangsterbande einzuschleusen. Dafür muss er erst einmal seine Loyalität beweisen, bevor der Heist schließlich nach langer Planung über die Bühne gehen kann…
Kritik
„In ‘Criminal Squad‘ regiert das moderne Machotum.“ So stand es im Januar 2018 an dieser Stelle geschrieben, als Regisseur und Autor Christian Gudegast („London Has Fallen“) den Zweieinhalbstünder über einen brachialen Cop mit Mega-Ego auf das Publikum losließ. Mehr noch: Mit dem Urteil, der Film sei eine Bewerbung auf den Titel „schlechtester Film des Jahres“ war hier nichts Positives über den Vorgänger zu lesen – umso überraschender, dass das im Folgenden ganz anders sein wird. Dabei hat sich vor und hinter der Kamera kaum etwas geändert. Erneut zeichnet Gudegast für Drehbuch und Skript verantwortlich. Wieder schlüpft Gerard Butler („Greenland“) in die Hauptrolle des „Big Nick“, wie er sich selbst nennt. Aber irgendwas ist anders. Und es ist die Frage, warum. Denn die Kritiken zum ersten Teil waren trotz der ätzenden Figuren, der gelangweilten Darsteller sowie der austauschbaren Action passabel. Und das Publikumsecho ebenso (80 Millionen Dollar Einspiel bei 30 Millionen Budget). Es gäbe für Gudegast also eigentlich keinen Grund, seinen Kurs zu ändern.

Ob sich Donnie Wilson (O’Shea Jackson Jr.) darauf einlässt, mit seinem ehemaligen Widersacher Nick zusammenzuarbeiten?
Eigentlich. Denn interessanterweise schiebt „Criminal Squad 2“ eine deutlich ruhigere Kugel als sein garstiger Vorgänger. Die Laufzeit bleibt davon unberührt. Auch Teil zwei kommt im Original mit zweieinhalb Stunden daher, sodass sich der hierzulande zuständige Verleih sogar dazu entschloss, die deutsche Kinofassung um rund 25 Minuten zu kürzen – genauso wie bei Teil eins. Die Eskapaden der Verbrecherbande, die diesmal nicht die Federal Reserve Bank in Los Angeles, sondern das World Diamond Center in Antwerpen ausrauben will, werden trotzdem in nahezu epischer Breite erzählt, wobei die Vorbereitungen des Coups diesmal noch einen deutlich größeren Platz einnehmen. In Teil eins war der Heist ein Element von vielen. Teil zwei ist nun wirklich ein (fast) reines Heist Movie, das tatsächlich über weite Strecken Spaß macht. Denn auch wenn Butler nach wie vor eher auf Autopilot fährt (und in „Criminal Squad 2“ überraschende Ähnlichkeiten mit dem aktuellen Schauspielmodus seines Kollegen Russell Crowe aufweist), fällt das Macho-Gehabe aller Beteiligter diesmal deutlich geringer aus. Das könnte diejenigen vor den Kopf stoßen, die den ersten Teil genau deswegen gemocht haben; Erinnerte „Criminal Squad“ doch vor allem an das testosterongeschwängerte Ein-Mann-Armee-Kino der Achtziger- und frühen Neunzigerjahre. Der Nachfolger wirkt nun um einiges mehr den Sehgewohnheiten eines aktuellen Publikums angepasst – allerdings ohne sich groß anzubiedern.
„In Teil eins war der Heist ein Element von vielen. Teil zwei ist nun wirklich ein (fast) reines Heist Movie, das tatsächlich über weite Strecken Spaß macht.“
Auch in „Criminal Squad 2“ regiert ein ruppiger Umgangston: Die handelnden Figuren lassen kaum ein gutes Haar aneinander. Wenn einer die Ex-Frau eines anderen anmacht, kommt es schon mal zur Prügelei. Und wer nicht reden will, dem wird einfach so lange eine Waffe vors Gesicht gehalten, bis dieser eben doch den Mund aufmacht. Gerade zu Beginn bleibt das mitunter anstrengend: Wenn Big Nick etwa eine Stripperin entführt, um aus ihr – notfalls mit Gewalt – Informationen über den Standort seines Widersachers Donnie Wilson herauszupressen, dann sind dieselben Wurzeln erkennbar, aus denen schon „Criminal Squad“ erwachsen ist. Doch der Tonfall wird ruhiger. Nach und nach rückt der Heist ins Zentrum der Handlung. Und auch wenn man schon so manchen Raubzug und dessen Vorbereitungen im Film gesehen hat, muss man bei dem Konzept schon viel falsch machen, um das Publikum zu langweilen. Vom Auskundschaften der zu überfallenden Location über die Verwendung futuristischer Gadgets bis hin zu einer penibel durchgeplanten Ein- und Ausbruchsaktion bedient „Criminal Squad 2“ sämtliche (wenn auch bekannten) Stationen eines klassischen Heist Films, der hier sogar ein Stückweit davon profitiert, dass die handelnden Figuren natürlich weiterhin vor Testosteron triefende Fieslinge sind.
Der hier dargebotene Heist hat nichts von der Eleganz eines „Ocean’s Eleven“ oder ähnlich gelagerter Genekumpanen. Dem Einbruch in das World Diamond Center liegt etwas Zweckdienliches zugrunde. Die Methoden, die das Team anwendet, sind brachial. Was auch dazu führt, dass die nur vereinzelt (und eher gen Ende) eingesetzte Action diesmal deutlich besser aussieht und funktioniert. In „Criminal Squad 2“ wirkt alles wie aus einem Guss – ganz ohne aufgesetztes Macho-Gehabe, aber auch ohne ein das aktuelle Actionkino dominierendes Augenzwinkern. Wie schon der Vorgänger ist auch Teil zwei durch und durch ein „Erwachsenenfilm“, den Christian Gudegast mit einer angenehmen, nie zum Selbstzweck verkommenen Härte ausstattet. In der für den deutschen Markt angepassten Fassung wirken manche Handlungsstränge allerdings gleichzeitig zu lang und zu kurz, fransen gen Ende hin aus und machen tatsächlich Lust darauf, die Originalfassung zu sehen, sobald sie hierzulande verfügbar ist. Man merkt, dass die längere Fassung noch mehr auf Charaktere und Details in den Subplots einzahlen wird. Denn um Gewaltspitzen wurde „Criminal Squad 2“ garantiert nicht erleichtert.
„In ‚Criminal Squad 2‘ wirkt alles wie aus einem Guss – ganz ohne aufgesetztes Macho-Gehabe, aber auch ohne ein das aktuelle Actionkino dominierendes Augenzwinkern. Wie schon der Vorgänger ist auch Teil zwei durch und durch ein ‚Erwachsenenfilm‘.“
Der bereits Teil eines fotografierte Kameramann Terry Stacey („Killer’s Bodyguard 2“) hat bei einer Kulisse wie dem Diamantendistrikt von Antwerpen, Nizza und später der italienischen Küste leichtes Spiel, seinem Film einen Look mit Wiedererkennungswert aufzudrücken. Das Setting fühlt sich erfrischend und unverbraucht an. Und wenn man im letzten Drittel einer hochelegant gefilmten Serpentinen-Verfolgungsjagd beiwohnt, fragt man sich doch, weshalb Stacey sein Talent im ersten Teil so wenig unter Beweis stellen konnte. Auch O’Shea Jackson Jr. („Cocaine Bear“) macht als Big Nicks Erzfeind Donnie Wilson eine deutlich bessere Figur als im Vorgänger und punktet vor allem im Zusammenspiel mit Butler. Hierin überzeugt dann sogar sein ansonsten nur wenig engagiert wirkender Kollege. Aber irgendwo passt dessen eingebrannte Null-Bock-Fresse ja auch zu seiner Rolle.
Fazit: Für die Fortsetzung seines Copthrillers „Criminal Squad“ fährt er das Macho-Gehabe seiner Hauptfiguren um ein Vielfaches zurück, setzt in Sachen qualitativer Action gleich mehrere Schippen obendrauf und konzentriert sich ganz auf den Heist-Aspekt dieses sehr gelungenen, seinen Vorgänger in Gänze in den Schatten stellenden Sequels.
„Criminal Squad 2“ ist ab dem 16. Januar 2025 in den deutschen Kinos zu sehen.


