Vier besondere Themengebiete mit Filmen nach wahren Begebenheiten

Bereits mehrfach haben wir uns mit cineastischen Meisterwerken wie Martin Scorseses „Casino“ beschäftigt. Ein Film, der vor allem wegen der gelungenen Kombination aus Mafia-Lifestyle und Gambling-Thematik zu einem absoluten Welthit wurde. Und das ist nicht verwunderlich: Allein das Glückspiel-Genre besticht durch sein immenses Spannungsfeld zwischen Chance und Risiko und hat auch ohne Bezüge zur organisierten Kriminalität bereits mehrere Kassenschlager hervorgebracht. Der Grund hierfür ist simpel: Diese Filme laden uns Zuschauer dazu ein, mit den Protagonisten mitzufiebern und die Konsequenzen ihres Handelns zu spüren – ohne selber ein Risiko eingehen zu müssen. Doch der wahre Erfolgsfaktor von „Casino“ ist die Tatsache, dass es den Gangster Sam Rothstein (im realen Leben Frank Rosenthal) wirklich gab. Das macht den Film realistisch und greifbar, auch wenn die Realität nicht immer zu 100 Prozent widergespiegelt wird.

Wir widmen uns heute Verfilmungen von wahren Begebenheiten, die ganz andere Themengebiete beleuchten. Doch Vorsicht: die haben es stellenweise ganz schön in sich.

Die Licht- und Schattenseiten des Journalismus

Fakten recherchieren, Quellen befragen, Skandale aufdecken: Die Welt der Journalisten ist spannend und lehrreich zugleich.

Spotlight

Das oscarprämierte Drama von 2015 begleitet das Investigativ-Team des „Boston Globe“, das Anfang der 2000er die systematische sexuelle Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen durch Angehörige der römisch-katholischen Kirche von Boston aufgedeckt hat. Für diese Leistung wurde die Zeitung 2003 mit dem Pulitzer-Preis für Dienste an der Öffentlichkeit ausgezeichnet. Der Film ist zwar keineswegs so actionreich wie etwa ein „True Story – Spiel um Macht“, erzeugt aber durch die Thematik und vor allem durch die schauspielerische Leistung von Mark Ruffalo und Co. ein starkes Gefühl der Verzweiflung. Der Film lässt den Zuschauer unmittelbar an der Frustration des Teams teilhaben, die umso größer wird, je weiter sie in die Tiefen des Skandals vordringen. Nicht umsonst gewann der Film 2016 den Oscar als Bester Film und für das beste Originaldrehbuch.

Shattered Glass

In diesem Drama aus dem Jahr 2003 geht es um die Recherchen des Journalisten Stephen Glass (Hayden Christensen), der freiberuflich für den „Rolling Stone“ und als Redaktionsmitglied des Politikmagazins „The New Republic“ arbeitete. 1988 wurde bekannt, dass er mehrere Artikel ausschmückte oder ganz erfand. Das führte zu einem Skandal, der die Medienwelt erschüttern ließ. Der Journalist Adam Penenberg deckte den Betrug nach und nach auf und veröffentlichte seine Recherchen in einem Artikel für das Wirtschaftsmagazin „Forbes“. Der bekannteste Artikel von Stephen Glass trägt den Namen „Hack Heaven“ und handelt von einem Hacker, der sich als Sicherheitsexperte eines IT-Unternehmens unerlaubt Zugriff zu deren Datenserver verschaffte. Die Hintergrund-Story dazu ist noch spannender als der Artikel selbst.

Ein ähnlicher Fall sorgte 2018 in der deutschen Journalistenwelt für Aufruhr: Claas Relotius hatte ebenfalls einen Großteil seiner vielfach ausgezeichneten Reportagen für das Magazin „Der Spiegel“ frei erfunden. Der Fall Relotius löste eine deutschlandweite Debatte über den Journalismus aus.

Überlebenskampf im Gefängnis

Die Vorstellung, eingesperrt zu sein, ist beklemmend. Aber gerade das macht diese Filme zu einem paradoxen Vergnügen.

Blood in Blood out

Der Filmklassiker aus dem Jahr 1993 basiert auf der Lebensgeschichte des Drehbuchautors Jimmy Santiago Baca. Miklo (Damian Chapa) gerät mit seinem Cousin Paco (Benjamin Bratt) in Revierstreitigkeiten mit der verfeindeten Gang „Tres Puntos“ und muss daraufhin ins Gefängnis. Paco wird vor die Wahl gestellt: Strafvollzug oder Armee – und entscheidet sich für Letzteres. Dies markiert den Scheideweg der Familie: Während Paco Disziplin kennenlernt und nach Beendigung des Dienstes eine Karriere bei der LA-Police anstrebt, wird der einst eher zurückhaltende Miklo im Gefängnis von San Quentin zu einem immer mächtigeren Mitglied der Gang „La Honda“.

„Blood In Blood Out“ ist ein vielschichtiger Film, der mühelos den Spagat zwischen Action, familiärer Spannung, Sozialkritik und Gangleben schafft. Die Synchronisation bleibt dem Original weitestgehend treu, und schafft mit Begriffen wie „chicano“, „vato“ oder „carnales“ eine stimmige und dichte Atmosphäre.

Das Experiment

Dieser deutsche Film von 2001 orientiert sich an dem Roman „Black Box“ von Mario Giordano, der sich mit dem sogenannten „Stanford-Prison-Experiment“ beschäftigt. An der Stanford University wollten Wissenschaftler 1971 herausfinden, wie sich unterschiedliche Machtpositionen auf Menschen auswirken – in einer Gefängnissimulation. Der Taxifahrer Tarek (Moritz Bleibtreu) nimmt mit 19 weiteren Männern an diesem Experiment teil. Per Münzwurf werden zehn von ihnen als Wärter und zehn als Gefangene bestimmt. Beide Seiten müssen sich an bestimmte Regeln halten, was die Stimmung immer mehr aufheizt.

„Das Experiment“ ist neben der Topleistung von Moritz Bleibtreu und Wotan Wilke Möhring besonders wegen des herausragenden Schauspiels von Justus von Dohnányi eine Perle des Deutschen Films.

Extremsport zu Land und zu Wasser

Skateboarding, Surfen, Klettern oder Fallschirmspringen lassen das Adrenalin in die Höhe schnellen und begeistern nicht nur Sportfans.

Lords of Dogtown

Aus dem Jahr 2005 stammt die Verfilmung der Geschichte der Z-Boys, einem Skateboard-Team aus Venice in Kalifornien. Die jungen Rebellen, die ihr Stadtviertel als „Dogtown“ bezeichnen, revolutionierten das Skateboarding und machten es Ende der 70er Jahre einer breiten Masse bekannt. Der Sport, der heute sogar zu den olympischen Disziplinen zählt, war zuvor eher eine Art Ventil für jugendliche Surfer, die ihre Leidenschaft und ihr Lebensgefühl auch an Land ausdrücken wollten. Zu den Protagonisten gehören Skater-Legenden wie Stacy Peralta (John Robinson), Tony Alva (Victor Rasuk) und Jay Adams (Emile Hirsch) sowie Skip Engblom (Heath Ledger), dessen „Zephyr Surf Shop“ zu den ersten professionellen Skateboard-Herstellern zählt.

Der Film basiert auf der Doku „Dogtown & Z-Boys“ von Stacy Peralta, an dem der Film sich größtenteils orientiert. Peralta lieferte auch das Drehbuch für die Verfilmung. Der Film hat mit eindrucksvollen Skateboard-Tricks, einem szenetypischen Soundtrack und tollen Schauspielern alles, was eine glaubhafte Lifestyle-Geschichte voller Gegensätze, Rivalität und Freundschaft braucht.

Im Rausch der Tiefe

Auch wenn der vierte Film von Luc Besson aus dem Jahr 1988 schon etwas älter ist, so hat er bis heute nichts von seiner Spannung und dem Gefühl der Beklemmung verloren. Er handelt von Jacques (Jean-Marc Barr) und Enzo (Jean Reno) und ihrer Leidenschaft zum Apnoetauchen. Die beiden Freunde sind Experten darin, mehrere hundert Meter tief zu tauchen – ohne Sauerstoffflasche. Angelehnt ist der Film an die Rivalität zwischen den Apnoetauchern Jacques Mayol und Enzo Maiorca, die in den 60er Jahren abwechselnd die Tiefenrekorde des anderen brachen.

Weder Jean Reno noch Jean-Marc Barr wurden während der Dreharbeiten gedoubelt. Die Szene, die in Tiefen von 120 Meter spielen, wurden auf bereits beeindruckenden 40 Metern unter Wasser gedreht. So entsteht die mitreißende und beklemmende Atmosphäre, die diesen Film so realistisch und bis heute einzigartig macht.

Survival in der Wildnis

Die unberührte Natur kann beeindruckend wie furchteinflößend sein. Vor allem, wenn man auf sich allein gestellt ist.

Überleben!

Der Katastrophenfilm aus dem Jahr 1993 handelt vom Absturz eines Flugzeugs der Luftwaffe Uruguays. Passagiere waren die rund 40 Mitglieder der Rugby-Mannschaft „Old Christian’s Club“. Das Flugzeugunglück im Hochgebirge Südamerikas ist heute auch als „Wunder der Anden“ bekannt. Der Überlebenskampf der Verunglückten dauerte 72 Tage und zwang die Betroffenen zu schweren moralischen Entscheidungen. Frank Marshall, der zuvor mehrere Male als Produzent für Steven Spielberg tätig war, holte sich Unterstützung von Fernando Parrado, einem der Überlebenden des Flugzeugabsturzes. Daher ist der Film auch in vielen Bereichen sehr nah an der wirklichen Geschichte. Schauspieler wie Ethan Hawke hungerten sich für ihre Rolle herunter, um die Protagonisten glaubhaft darstellen zu können.

Into the Wild

Der Film aus dem Jahr 2007, bei dem Sean Penn Regie führte, handelt vom Aussteiger Christopher McCandless (Emile Hirsch). Anfang der 90er beginnt er im Alter von 22 Jahren eine Reise durch die USA, die ihn schließlich bis nach Alaska führt. Christopher möchte der Zivilisation entfliehen und ein einfaches und naturverbundenes Leben führen. Er spendet sein gesamtes Vermögen einer Hilfsorganisation und wandert mit spärlicher Ausrüstung alleine durch den Denali-Nationalpark in Alaska. In der Wildnis findet er einen alten Linienbus, der ihm fortan als Basislager dient. Die Geschichte von Christopher McCandless ist gut dokumentiert, sodass man sich im Anschluss weiter in die Geschichte einlesen kann. Wer starke Nerven hat, dem sei dieser Film unbedingt ans Herz gelegt.