2021: Die schlechtesten Filme des Jahres

Wozu brauchen wir im Jahr 2021 eigentlich eine Liste, die uns aufzeigt, welche Filme der vergangenen zwölf Monate so richtig mies waren? War das Jahr nicht eigentlich schon ätzend genug? Ja und nein. Das Ergebnis auf das „Ja“ ist, dass es auch diesmal wieder nur eine Flop 10 anstatt meiner sonst üblichen Flop 20 geben wird. „Nein“ dagegen sage ich deshalb, weil man mit einem Blick auf die Graupen das Gute, das uns in diesen Jahren über Leinwand und Streamingdienste erreicht hat, umso mehr zu schätzen weiß. Aus diesem Grund gibt es an dieser Stelle nun MEINE FILMFLOPS 2021 zu lesen und in den nächsten Tagen komme ich dann auch noch mit meinen Tops um die Ecke. Nun aber erst einmal viel Spaß mit der folgenden Aufzählung.

An dieser Stelle ist noch kurz einmal Platz für einige wenig ehrenwerte Nennungen von Filmen, die es nur ganz knapp nicht in meine Flop 10 des Jahres geschafft haben. Als absolute Schlaftablette entpuppte sich das Benedict-Cumberbatch-Vehikel DER SPION, der nicht nur durch seinen austauschbaren Titel nicht im Gedächtnis blieb. Der Humor in DER BOANDLKRAMER UND DIE EWIGE LIEBE ging mir leider nach kurzer Zeit mächtig auf die Nerven. Die beiden Horror-Sequels A QUIET PLACE 2 und HALLOWEEN KILLS machten ebenfalls mehr falsch als richtig und Guy Ritchies CASH TRUCK war alles, aber kein Guy-Ritchie-Film. Immerhin alles noch besser als das, was jetzt kommt… 

10

Tatsächlich hat das Jahr 2021 einige ärgerliche Genrebeiträge hervorgebracht (immerhin: es haben auch gleich mehrere Horrorfilme einen Platz in meinen Tops gefunden, aber dazu später mehr…). Einer von ihnen ist WRONG TURN – THE FOUNDATION, eine Neuauflage der Backwood-Torture-Reihe, die 2003 ihren Anfang nahm und bis heute fünf Sequels und eben diesen Reboot hervorgebracht hat. Es gibt sogar einen neuen Ansatz. Aber dieser ist derart hanebüchen, dass er die schwächelnden Schauspielleistungen des Casts und das übliche Abhaken gängiger (Sub-)Genremuster nicht kaschieren kann. Einigermaßen passabel gefilmt, gelingt es den Kreativen dann nicht einmal, den Gewaltgrad der letzten Filme wieder aufzugreifen, sodass man wenigstens als Gorehound auf seine Kosten käme. Und dann ist „Wrong Turn – The Foundation“ auch noch einer dieser Filme, die einfach nicht erkennen, wann Schluss ist, sondern eine Art Epilog präsentieren, der den wenigen Stärken der vorausgegangenen eineinhalb Stunden auch noch einen Strich durch die Rechnung macht. Einen neuen „Wrong Turn“ brauchte keiner – zumindest in der qualitativen Darreichungsform wie hier. Doch wir wissen ja alle: Das Franchise ist vermutlich immer noch nicht totzukriegen…

9

Und wo wir gerade bei Fortsetzungen sind, nach denen kein Hahn gekräht hat: Auf Platz neun findet sich DON’T BREATHE 2, das Sequel zum Überraschungs-Horrorhit aus dem Jahr 2016. Für dieses haben sich die Macher:innen einen „ganz besonderen“ Kniff ausgedacht: Warum nicht das vermeintliche Opfer aus Teil eins, das sich jedoch später als perverser Entführer entpuppte, zu einem knallharten Helden machen, der sich in „Don’t Breathe 2“ einmal mehr gegen eine Handvoll Einbrecher zur Wehr setzen muss? Klingt moralisch fragwürdig? Ist es auch! Und dabei ist das noch nicht mal das einzige Problem des Films, denn wenn man sich doch irgendwie mit dieser kuriosen Ausgangslage arrangiert hat, liefert das Team rund um Regisseur Rodo Sayagues einen Home-Invasion-Rachethriller nach Schema F ab, der zum einen ziemlich unästhetisch gefilmt ist und zum anderen Beweggründe von Opfern und Tätern offenbart, die die ganze Situation zu einer riesigen Farce machen. Und das Gimmick des blinden Schützen, der einzig durch sein Gehör seinen Widersachern überlegen ist, spielt Sayagues auch nicht aus. Am Ende bleibt ein Film übrig, bei dem man sich vor allem eines fragt: Warum??

8

Der Kandidat auf Platz 8 ist formal gesehen natürlich kein Horrorfilm – aber aufgrund der hundsmiserablen Qualität dann doch irgendwie schon. Ins Kino hat es die Superheldinnen-Comedy THUNDER FORCE von Melissa-McCarthy-Gatte Ben Falcone nicht geschafft. Dafür führte der mit Melissa McCarthy selbst und Octavia Spencer besetzte Film mehrere Tage lang die Netflix-Charts an. Warum, fragt man sich da doch. Schließlich hat der Streamingdienst noch diverse andere, wirklich lustige Komödientitel in petto. Doch die Abonnent:innen gaben sich offenbar auch mit diesem Rücksturz auf alte Falcone-McCarthy-Zeiten à la „Tammy“ und „The Boss“ zufrieden. Als Parodie auf den nach wie vor anhaltenden Comicfilm- und Superheldentrend funktioniert „Thunder Force“ aufgrund seiner Skriptmängel sowieso nicht. Und alle anderen Gags setzt das durchgehend desinteressierte Ensemble derart plump, lieblos und fernab von Leidenschaft und Timing um, dass am Ende vor allem derber, vorhersehbarer Slapstick dominiert; Abgerundet von einer Handlung, die in derartigen Genregefilden sowieso schon tausendmal da war. „Thunder Force“ ist also nicht nur unlustig und generisch, sondern auch nicht verdammt langweilig.

7

Irgendwie sind die Flops dieses Jahres ganz schön horrorlastig. Aber was soll man machen, wenn ein Genre innerhalb von gerade einmal 12 Monaten derart viele Graupen hervorbringt? Wobei RESIDENT EVIL: WELCOME TO RACCOON CITY den Terminus „Horror“ eigentlich genauso wenig verdient hat wie „Thunder Force“ den Titel Komödie. Die Verfilmung der ersten beiden Spielteile der weltberühmten Survivalgame-Reihe ist zunächst einmal der Inbegriff von Fanservice. Das klingt für die Liebhaber:innen der Spiele nach einem feuchten Traum, doch Regisseur und Drehbuchautor Johannes Roberts ordnet alles, aber auch wirklich alles diesem Fanservice-Gedanken unter, sodass „Resident Evil: Welcome to Raccoon City“ einfach nicht wie ein Film wirkt. Es fehlt eine Erzähldramaturgie, es fehlen emotionale Beweggründe für die Handlungen sämtlicher Figuren. Und noch viel schlimmer: Es fehlt der Verfilmung eines HORRORGames an Atmosphäre und Spannung. Noch nicht einmal die meilenweit gegen den Wind zu riechenden Jumpscares funktionieren und die Effekte sind teilweise derart miserabel, dass man sich fragt, ob man hier gerade eine Arbeits- oder tatsächlich die fertige Fassung gesehen hat. Ein unfilmischer Film… ja, so etwas gibt’s!

6

Eigentlich genügt ein Blick auf Filmtitel und Plakat, um sich auszumalen, was einen im Falle von CATS & DOGS 3 – PFOTEN VEREINT! wohl für eine Qualität erwartet. Doch wer überraschenderweise – Ha ha! – dieses Kinderfilm-Sequel-Kleinod nicht gesehen haben sollte, für den fasse ich noch einmal all die Stärken und Schwächen des Vierbeiner-Abenteuers zusammen. Unter Ersteres kann man schnell einen Strich machen: Abgesehen davon, dass der Film recht kurz ist, gibt es kaum etwas Positives über ihn zu berichten. Über all seine Nachteile dagegen umso mehr, denn an „Cats & Dogs 3“, der hierzulande wirklich ins Kino kam, zeigt sich, dass die Zeit für Filme mit sprechenden Tieren ein für alle Mal vorbei sein sollte. Zugegeben: Dieser Beitrag hier ist vor allem visuell auch einfach kein Aushängeschild, denn die sich bewegenden Münder sehen so dermaßen schlecht aus, dass man selbst aus dem Anflug an Illusion, hier sprechenden Tieren zuzuschauen, immer wieder rausgerissen wird. Genauso wie durch die furchtbare Schuss-Gegenschuss-Kameraarbeit, bei der der finale Abgang der Tiere für diese Szene bisweilen nicht einmal mehr kaschiert wird. Hinzu kommen, ihr ahnt es, eine unendlich langweilige Story.

5

Nun geht’s ans Eingemachte – und damit zum Regiedebüt von Musikerin Sia, die sich mit MUSIC vornahm, ein musiklastiges Drama über eine junge Autistin zu drehen. Eine durchaus lobenswerte Intention, die allerdings schon kurz nach ihrer Weltpremiere für einen waschechten Skandal sorgte. Und auch ich muss sagen: So ganz ungerechtfertigt war der nicht. Sia, die in der Hauptrolle der autistischen Music ihre langjährige Muse Maddie Ziegler besetzte, hat keinen Film über eine Autistin vorgelegt, sondern stattdessen über Musics große Schwester, gespielt von Kate Hudson. Man kann sich denken, was nun folgt: Eine Art „White-Saviour-Geschichte“ über eine auf die schiefe Bahn geratene Frau, die durch ihre autistische Schwester das Leben wieder zu schätzen lernt. Interesse für Music, ihre Belange, ihre Ängste und – ganz einfach – ihr Leben? Fehlanzeige! Und auch die wie Musikvideos inszenierten Musicaleinlagen, die Musics Wahrnehmung der Welt darstellen sollen, folgen irgendwann keiner innerfilmischen Logik mehr, weil einfach jeder die Welt wie ein Musical betrachtet. „Music“ hinterlässt einen im Anbetracht der fehlgeleiteten Erzählung mit dem unangenehmen Gefühl, da gerade einer Vollkatastrophe zugeschaut zu haben. Trotz Golden-Globe-Nominierung für Kate Hudson!

4

Netflix, die Zweite: Nach unlustigen Möchtegern-Heldinnen auf Platz acht folgt vier Plätze weiter vorne der deutsche Genrebeitrag BLOOD RED SKY. Und damit schon wieder ein Horrorfilm, der mit einer wirklich starken Ausgangslage besticht: Stell dir vor, du denkst lange Zeit, einem Flugzeugentführungsthriller zuzuschauen, nur um schließlich damit überrascht zu werden, dass an Bord der gekidnappten Maschine eine Vampirin existiert. Das hebt die Geschichte gleich auf ein ganz anderes Level. Doch diesen WTF-Moment hat sich Netflix einfach nicht zunutze gemacht und den Twist im Vorfeld zum Teil der PR-Kampagne gemacht. Natürlich hätte mit „Blood Red Sky“ am Ende immer noch ein guter Film herauskommen können. Doch die beiden Erzählparts behindern sich eher als dass sie einander unterstützen. Die Flashbacks in die Vergangenheit der weiblichen Hauptfigur zünden in Ermangelung an Emotionen kaum und nach rund der Hälfte der Laufzeit dominiert neben einer hässlichen Inszenierung auch noch eine ätzend-aufdringliche Tonspur das Geschehen, auf der man das Gekröse an Bord immerhin hört, das man aufgrund der verwackelt-dunkelten Kameraarbeit aber nie richtig erkennt. Schade drum – das Potenzial wäre da gewesen!

3

Auf Rang drei meiner Jahresflops 2021 findet sich eine weitere Videospielverfilmung. Doch egal ob MONSTER HUNTER eine Game-Vorlage zugrunde liegt oder nicht: Wie schon im Falle von „Resident Evil: Welcome to Raccoon City“ gilt, dass selbst die beste Vorlage nichts bringt, wenn sie filmisch nicht gut umgesetzt ist. Paul W.S. Anderson bemüht sich immerhin gar nicht erst, überhaupt Ansätze einer Geschichte zu erzählen. Stattdessen inszeniert er eben einmal mehr seine Lebensgefährtin Milla Jovovich in der Position einer Monsterjägerin, die nach der Hälfte der Laufzeit auch noch auf Tony Jaa trifft, um unter Zuhilfenahme peinlicher Dialoge gegen überdimensionale Kreaturen vorzugehen. Wenngleich das Wüstensetting beeindruckt und auch die CGI-Monster zu Großteilen durch ihre Wucht und Masse funktionieren, erweist sich Anderson hier einmal mehr als Regisseur ohne Überblick und Ästhetikverständnis. Die Kämpfe zwischen Mensch und Monster sind bis zur Unkenntlichkeit zerschnitten und sein Einheits-Hochglanzlook passt nicht ansatzweise zu der rauen Welt, die hier porträtiert werden soll. „Monster Hunter“ ist einfach nur ein weiterer Eintrag in der Jovovich-Anderson-Vita.

2

Natürlich ist das Gefühl der Fremdscham bei einer Komödie über eine Gruppe spätpubertärer Kumpels, die sich einmal im Jahr einem Mutproben-Parcours hingeben, ein Stückweit miteinkalkuliert. Doch BUDDY GAMES ist einfach in jeder Hinsicht derart unangenehm, dass man von simpler Fremdscham nicht mehr sprechen kann. Die Regiearbeit von Josh Duhamel (!), für die sogar schon ein Sequel bestätigt wurde (!!), ist eine Ansammlung von Peinlichkeiten, die über die eigentliche Prämisse weit hinausgehen. Angefangen dabei, dass man keiner der Figuren abnimmt, dass sie auch nur irgendeine Art der freundschaftlichen Gefühle gegenüber den anderen hegt, woraufhin sich alle Figuren 90 Minuten lang beleidigen und anpöbeln, ist der Humor, der hier an den Tag gelegt wird, einfach nicht mehr zeitgemäß. Beziehungsweise war es in vielen Fällen noch nie, wenn versucht wird, mit Schwulen-, Frauen- und Fremdenfeindlichkeit Lacher zu generieren. Nun könnte man sich das Ganze ja genauso schönsaufen wie die Figuren sich und ihr Leben im Film. Doch selbst dann ist „Buddy Games“ einfach derart ätzend, widerlich und unlustig, dass es den Alkohol nicht wert wäre. Also Bogen drum und Abhaken!

1

Man mag es kaum glauben, doch einem Film ist es dieses Jahr gelungen, selbst die ätzenden „Buddy Games“ hinter sich zu lassen. Ins Kino schaffte es Neil Marshalls THE RECKONING immerhin noch über das Fantasy Filmfest. Anschließend wanderte der Hexenfolterfilm direkt ins Heimkino. Doch selbst das fühlte sich irgendwie falsch an, denn was der „The Descent“- und „Hellboy“-Regisseur hiermit abliefert, ist an Dreistigkeit und – pardon – auch Dummheit kaum zu übertreffen. Nachdem eine Texteinblendung über die Tragik von Hexenverbrennung und Pestpandemie im Mittelalter suggeriert, dass es Marshall hier darum geht, dieses düstere Kapitel menschlicher Geschichte angemessen aufzubereiten, folgt eine Zurschaustellung seiner durchgehend perfekt geschminkten und gestylten Lebensgefährtin als gefolterte Frau, die der Hexerei bezichtigt wird. Die voyeuristisch über ihren Körper gleitenden Kamerafahrten verhelfen der Situation zu einem sehr unangenehmen Beigeschmack, der Blutgehalt ist für einen „Folterfilm“ nicht existent, die Kulissen sehen billig und für die Situation stets viel zu aufgeräumt aus und zu guter Letzt ist der Ton (sowohl im Kino als auch zuhause) derart schlecht abgemischt, dass man bisweilen nicht einmal die Dialoge versteht. Was für eine Blamage für alle Beteiligten!

 

In den nächsten Tagen folgen an dieser Stelle endlich meine Lieblingsfilme aus dem Jahr 2021!

5 Kommentare

  • Liegt das vielleicht daran, dass a. das HORROR-Genre ausgelutscht ist und b. der Kino-Horror ein Dreck ist gegen den realen Horror in dieser Welt, den wir alle erleben müssen…

  • Ich durfte beim Adventskalender von „Cinema strikes back“ mitmachen und nannte Buddy Games dort als meinen totalen Hassfilm. Und hier zu lesen daß es ein Sequel geben soll … das haut mich echt um. Im negativen Sinne … 🙁

  • Ich finde diese Art Flop-Listen (nicht nur Deine) ja meist spannender und unterhaltsamer als Top-Listen. Vielleicht habe ich eine masochistische Ader? Gekuckt habe ich von diesen Werken zum Glück nur Thunder Force und Resident Evil. Die waren wirklich mies.

    Danke schön und Guten Rutsch!

  • Blood Red Sky fand ich tatsächlich nicht so übel….

  • Christoph Wolf

    DON’T BREATHE 2 hat die Kritik redlich verdient, aber wenn man es schafft, Teil 1 einfach aus dem Kopf zu streichen und Teil 2 als für sich stehend zu betrachten, ist er nicht mehr soooo schlecht.

    RESIDENT EVIL: WELCOME TO RACCOON CITY ist für mich der schlechteste (Kino-) Film des Jahres.

    MONSTER HUNTER ist natürlich Trash, aber der hat mir extrem viel Spaß gemacht. Natürlich ist er alles außer originell, aber er haut auf die Kacke wie es ein No-Brainer.Actionfilm tun muss. Der Film liefert, was ich erwartet habe. Klar, das muss man mögen, aber für mich gab es daran nichts auszusetzen.

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