Jiu Jitsu

Der Sci-Fi-Actioner JIU JITSU genoss dank der Beteiligung von Nicolas Cage bei Filmnerds einen ansehnlichen Vorabhype. Doch nun krebst der Film mit 2,9/10 Punkten in der IMDb daher. Unsere Kritik versucht, sich das zu erklären.

OT: Jiu Jitsu (USA 2020)

Der Plot

Es geschieht alle sechs Jahre: Menschen müssen sich einem außerirdischen Invasoren stellen. Ein uralter Kampfsport-Orden hat es sich auf die Fahnen geschrieben, seine besten Mitglieder in den Ring zu schicken, um die Erde zu beschützen. Doch peinlicherweise rennt der stärkste Kämpfer des Ordens, Jake Barnes (Alain Moussi), eines Tages angeschlagen davon. Mitten im Kampf mit Alien-Krieger Brax (Ryan Tarran). Ein völlig verwirrter Jake kann zwar von den Jiu-Jitsu-Kämpfern rund um Wylie (Nicolas Cage), Harrigan (Frank Grillo), Keung (Tony Jaa) und Carmen (Juju Chan) gerettet werden, doch er ist schwer verletzt. Und die Uhr tickt: Die Truppe muss den erfahrenen Kämpfer zügig wieder zur alten Form pushen, damit er den scheinbar übermächtigen Gegner aus dem All endgültig in die Flucht schlagen kann.

Kritik

Nicolas Cage duelliert sich, ein Schwert führend, mit einem Alien, das ebenfalls ein Schwert führt – in einem Film, benannt nach der japanischen Kampfkunst der waffenlosen Selbstverteidigung Jiu Jitsu: Das genügte, um für einen gewissen Hype zu sorgen. Bei Trash-Fans, bei Filmbegeisterten, die sich für schräge Prämissen erwärmen können, sowie bei allen, die Nicolas Cage und seine exzentrische Projektauswahl zu schätzen wissen. Doch nach anfänglicher Begeisterung für die absonderliche Grundidee und den trashig-charmanten Trailer, schlug die Stimmung radikal um. Nach US-Veröffentlichung wurde „Jiu Jitsu“ mit negativen Pressekritiken und nicht minder unvorteilhaften Publikumsreaktionen bombardiert. In der IMDb ist der Sci-Fi-Actioner mit einer durchschnittlichen Userbewertung von 2,9/10 Punkten der am negativsten beurteilte Nicolas-Cage-Film, auf Letterboxd sieht es für „Jiu Jitsu“ mit 1,6 von 5 Punkten ebenfalls ganz und gar nicht rosig aus.

Frank Grillo ist mit von der Partie…

Um unsere Betrachtung des Films indes positiv anzufangen: Ein Teil der Publikumsreaktion lässt sich wohl eher auf Zorn über das irreführende Marketing zurückführen, als auf den Film selbst. Denn „Jiu Jitsu“ ist Teil der sehr langen Tradition von B-Movies, die einen Großteil ihres Budgets für einen großen Star zusammenkratzen, der nur wenige Drehtage vorbeischaut, daraufhin aber zum Mittelpunkt des Trailers und Posters wird. Wer also „Jiu Jitsu“ schaut, um einen entfesselten Nicolas Cage zu sehen, wird zwangsweise schwer enttäuscht zurückgelassen, da der Oscar-Preisträger lediglich eine sporadisch auftauchende Nebenfigur spielt. Bedenkt man allerdings, dass Cage nur an drei Tagen der sechswöchigen Produktion am Set war, so nimmt der Hollywood-Star wiederum überraschend viel Raum im Film ein. Und Cage ist es auch, der „Jiu Jitsu“ deutlich aufwertet. Das lässt sich unter „Enormer Glücksfall“ einordnen, denn Regisseur Dimitri Logothetis („Slaughterhouse – Ein Horror-Trip ins Jenseits“) wollte ursprünglich Bruce Willis für seinen Film gewinnen. Der meldete sich allerdings nicht beim Filmteam zurück, sodass es als Plan B auf Cage zu ging. Erst später wurde bekannt, dass Willis einen Knebelvertrag mit einem anderen Studio hatte und daher nicht zusagen konnte.

„Wer „Jiu Jitsu“ schaut, um einen entfesselten Nicolas Cage zu sehen, wird zwangsweise schwer enttäuscht zurückgelassen, da der Oscar-Preisträger lediglich eine sporadisch auftauchende Nebenfigur spielt.“

Bedenkt man, wie unverfälscht Bruce Willis durch seine Direct-to-DVD-, Direct-to-Blu-ray- und Direct-to-Streaming-Projekte schlafwandelt, sollten sich Logothetis und seine Crew glücklich schätzen. Schließlich kostet Cage hier jeden Augenblick vor der Kamera aus und spielt mit süffisanter Komik einen wahnsinnig gewordenen Spitzenkämpfer mit abgefahrenen Lebensweisheiten, exzentrischen Macken und glühender Freude am Konflikt. Wenn Cage nicht zu sehen ist, und das trifft auf den Großteil des Films zu, hebt die thailändische Martial-Arts-Legende Tony Jaa („Monster Hunter“) das Niveau: Wo Cage durch sein entfesseltes Schauspiel punktet, lässt der 45-jährige Jaa seine ungebrochen beeindruckende Physis sprechen. Jaa flitzt und hüpft wieselflink durch seine Szenen und verteilt gelenkig Hiebe und Tritte, die Logothetis in kontinuierlichen Einstellungen einfängt. Doch wo Jaas kämpferische Artistik ist, sind bei „Jiu Jitsu“ die Mängel des Films nicht fern: Die Kampfchoreografie ist monoton und aufgrund des ultradünnen Skripts, der quasi non-existenten Charakterzeichnung aller Figuren, die nicht von Cage gespielt werden, sowie der daraus resultierenden, flachen Spannungskurve, sind die Actionsequenzen zumeist unbedeutend.

… genauso wie Tony Jaa.

Zwar muss man Jaas Athletik würdigend anerkennen, erzählerisch sind seine Szenen aber einfach nur da. Dass zudem manche seiner Stuntpartner weit unter seinem Niveau agieren (und etwa Schläge weit neben seinem Gesicht platzieren), drosselt die Wirkung dieser Passagen zusätzlich. Außerdem lässt Logothetis seinen Kameramann Gerardo Madrazo („Paulus, der Apostel Christi“) einige der Actionszenen in einer Bildästhetik einfangen, die an mittelprächtiges Go-Pro-Material erinnert – das hat bei den wuseligsten Schlagabtauschen noch eine durchaus dynamische Wirkung, wirkt aber zumeist schlichtweg billig und unatmosphärisch. „The Return of the First Avenger“-Fiesling Frank Grillo letztlich und Hauptdarsteller Alain Moussi („Street Fighter: Resurrection“) stapfen mit steinerner Miene durch dröge geskriptete Dialogpassagen und mäandernd ablaufende Kampfsequenzen ohne nennenswerte Artistik. Sie werden von der hierzulande wohl eher unbekannten JuJu Chan („Savage Dog“) deklassiert. Deren Rolle ist zwar verschwindend dünn skizziert, aber wenigstens lässt der Regisseur Chan Raum, ihre Figur mit einem munteren, vergnügten Esprit zu füllen. Als fidele Kämpferin, die sich dauernd durchbeißt, ist Chan ein dringend benötigter tonaler Farbtupfer in den cagelosen Szenen dieses wahlweise in matschigem Grünbraun, steifem Sandbraun oder schwammigen Blauschwarz präsentierten Sci-Fi-Actioners, bei dem man sich teils schwer tut, die Mimik der steinern agierenden Herren zu erkennen. Da kommt irgendwann die Frage auf: Wenn in der Welt von „Jiu Jitsu“ alle so leblos sind – wieso eigentlich wäre es schlimm, wenn das Alien gewinnt?

„Die Kampfchoreografie ist monoton und aufgrund des ultradünnen Skripts, der quasi non-existenten Charakterzeichnung aller Figuren, die nicht von Cage gespielt werden, sowie der daraus resultierenden, flachen Spannungskurve, sind die Actionsequenzen zumeist unbedeutend.“

Fazit: „Jiu Jitsu“ ist ein dröge, unansprechend gefilmter Sci-Fi-Actioner mit leblosen Figuren, die sich sperrige Dialoge um die Ohren hauen. Wenn sie nicht gerade in sehr langen, spannungsarmen Actionszenen Schläge und Tritte verteilen. Und gelegentlich tauchen Nicolas Cage, Tony Jaa oder JuJu Chan auf, um mit ihrem Können kurzzeitig die erdrückende Langeweile zu verjagen.

„Jiu Jitsu“ ist ab dem 12. März auf DVD und Blu-ray erhältlich sowie bereits als VOD streambar.

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