Monster Hunter

Der Gamingkult MONSTER HUNTER kommt ins Kino – beziehungsweise über US-amerikanische Streamingdienste direkt zu den Zuschauer:innen nach Hause. Wie schmerzhaft der Verlust einer Leinwandauswirkung für den Film sein könnte und was er sonst noch zu bieten hat, das verraten wir in unserer Kritik.

OT: Monster Hunter (DE/USA/JPN/CHN 2020)

Der Plot

Hinter unserer Welt verbirgt sich noch eine weitere, eine Welt voll gefährlicher und mächtiger Monster, die ihr Territorium mit tödlicher Grausamkeit regieren. Als ein unerwarteter Sandsturm Captain Artemis (Milla Jovovich) und ihre Einheit (T.I. Harris, Meagan Good, Diego Boneta) in eine neue Welt katapultiert, müssen die Soldaten schockiert feststellen, dass in diesem feindlichen und unbekannten Land gigantische und schreckliche Monster leben, die gegen ihre Feuerkraft immun sind. In ihrem verzweifelten Kampf ums Überleben trifft die Einheit auf den mysteriösen Hunter (Tony Jaa), dessen einzigartige Fähigkeiten es ihm ermöglichen, den mächtigen Kreaturen immer einen Schritt voraus zu sein. Als Artemis und Hunter langsam Vertrauen zueinander aufbauen, entdeckt sie, dass er Teil eines Teams ist, das vom Admiral (Ron Perlman) angeführt wird. Angesichts einer Gefahr, die so groß ist, dass sie ihre Welt zu zerstören droht, schließen sich die tapferen Krieger mit ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten zusammen, um Seite an Seite im ultimativen Showdown zu kämpfen.

Kritik

Ursprünglich hatte Paul W. S. Andersons „Monster Hunter“-Verfilmung mal den Status des „Kinoretters“ inne. Um die Weihnachtszeit sollte der hierzulande von Constantin vertriebene Actionreißer als einer von sehr wenigen, richtig großen Mainstreamproduktionen in die Lichtspielhäuser kommen, eh die zweite Corona-Welle und der damit einhergehende zweite Lockdown diese Pläne durchkreuzten. Immerhin in China – und damit auf einem der für dieses Projekt wichtigsten Märkte – kam der Film Anfang Dezember in die Kinos, nur um einen Tag (!) nach Start wieder aus ihnen herauszufliegen. Der Grund: ein rassistisches Wortspiel, an dem sich die Zuschauer:innen massiv störten, woraufhin dieses aus sämtlichen internationalen Fassungen des Films herausgeschnitten wurde. Eine Wiederveröffentlichung in China fand trotzdem nicht statt, dabei deutete alles darauf hin, dass „Monster Hunter“ dort eine passable Box-Office-Figur hätte abgeben können: In den 24 Stunden seines kurzen Kino-Stelldicheins spielte der Film etwas mehr als fünf Millionen US-Dollar ein, was auf ein Startwochenende von mindestens 20 Millionen hätte hinauslaufen können. Nachdem „Monster Hunter“ auf einem seiner größten Interessensgebiete verbrannte Erde hinterlassen hatte, gelang es ihm selbst nach der Veröffentlichung in den USA, Kanada sowie einigen europäischen Ländern nicht mehr, seine Produktionskosten in Höhe von 60 Millionen US-Dollar wiedereinzuspielen. Inwiefern der Skandal oder aber ganz einfach die aktuelle Corona-Situation die Schuld daran trägt, lässt sich nur mutmaßen. Am Kinostart in Deutschland hält der Verleih für 2021 übrigens fest, in den USA ist „Monster Hunter“ ab sofort als Streamingtitel verfügbar.

Gegen die Monster im „Monster Hunter“-Film sehen die Menschen winzig aus.

Auf den wichtigsten Positionen vor und hinter der Kamera nahm für „Monster Hunter“ eine zum Großteil altbewährte Combo aus den „Resident Evil“-Filmen Platz. Paul W. S. Anderson schrieb das Skript auf Basis der gleichnamigen Capcom-Videospielreihe, führte Regie und besetzte seine Gattin Milla Jovovich („Hellboy – Call of Darkness“) in der Hauptrolle. Auch Kameramann Glen MacPherson („John Rambo“) und Komponist Paul Haslinger („Keine gute Tat“) zeichneten bereits für die audiovisuelle Gestaltung einiger „Resident Evil“-Teile verantwortlich. Insofern lässt sich „Monster Hunter“ kaum vorwerfen, nicht mit offenen Karten zu spielen. Sowohl der sehr enge Handlungsrahmen der Videospielserie, in der es in erster Linie um das Töten von Tieren und fiesen Monstern geht, um sich aus den Körperteilen der Viecher neue, noch stärkere Waffen zu bauen, sowie die bisherige Arbeit des „Monster Hunter“-Teams geben die Richtung für einen Film vor, der sich vor allem auf spektakuläre Schauwerte und Non-Stop-Action verlässt sowie inhaltliche Ansprüche selbstbewusst hintenanstellt. Um es direkt vorwegzunehmen: Wem es ausreicht, dass Andersons „Monster Hunter“ diese Minimalanforderung an eine Spieleverfilmung erfüllt und unter diesen Umständen dazu bereit ist, sämtliche weitere Qualitätsansprüche hintenanzustellen, der kommt im Kino respektive vor dem heimischen Fernsehschirm voll auf seine Kosten. Denn dass es Anderson leichtfällt, Quantität zu liefern, hat er ja bereits in seinen bisherigen Arbeiten bewiesen. Nur mit der Qualität ist das eben so eine Sache …

„Wem es ausreicht, dass Andersons „Monster Hunter“ die Minimalanforderung an eine Spieleverfilmung erfüllt und unter diesen Umständen dazu bereit ist, sämtliche weitere Qualitätsansprüche hintenanzustellen, der kommt im Kino respektive vor dem heimischen Fernsehschirm voll auf seine Kosten.“

… und komplett außer Acht lassen darf man sie eben auch nicht; erst recht dann nicht, wenn sie sich nicht bloß auf die erzählerische Wertigkeit von „Monster Hunter“ bezieht (die Story bei einem Film wie diesem hier hintenanzustellen, ist völlig legitim, solange es nur ordentlich kracht), sondern auch auf die Ausführung selbst. Bei einem Budget von rund 60 Millionen US-Dollar darf man von einem Film zwar keine Bildgewalten erwarten wie etwa von den vielfach teureren Marvel-Blockbustern, doch eine zu weiten Teilen aus dem Computer stammende Materialschlacht sollte schon einen gewissen Wumms haben, um ihr Publikum mitzureißen. Zwar katapultiert uns Paul W.S. Anderson bereits in den ersten Minuten in eine entfernt an „Mad Max: Fury Road“ erinnernde Wüsteneinöde und lässt nach einer kurzen Einführung mitsamt mittelmäßiger Sandsturmanimation direkt die eigentlichen Stars – die Monster – aufs filmische Parkett treten. Doch so rough und martialisch man sich das Wüsten- und Felsensetting in der Theorie auch vorgestellt haben mag, am Ende wirkt es durch die übertriebene Farbreduktion und den Mangel an visuellem Abwechslungsreichtum in erster Linie künstlich und clean. Zwar bringen die stark animierten Kreaturen – im wahrsten Sinne des Wortes – Leben in die Bude. Doch ausgerechnet in den Momenten, in denen eigentlich Übersicht gefordert wäre, bläst Glen MacPherson zum Angriff auf das Durchhaltevermögen seiner Zuschauer:innen. Dabei sind die hemmungslos verwackelten Bilder längst nicht das einzige Problem der „Monster Hunter“-Actionszenen. Editor Doobie White, ebenfalls Teil der „Resident Evil“-Kombo, sorgt dafür, dass kaum eine Einstellung länger als drei Sekunden stehen bleibt. Selbst wenn „Monster Hunter“ das Potenzial eines Hirnaus-Actionfests besäße, kann man sich im Anbetracht der inszenatorischen Ausführung so kaum daran ergötzen.

Tony Jaa spielt den wortkargen Hunter.

Darüber hinaus machen die Mensch-gegen-Monster-Kämpfe in „Monster Hunter“ zwar einen beträchtlichen Teil der Laufzeit aus; Gleichwohl legt Paul W.S. Anderson ein bemerkenswertes Talent dafür an den Tag, seinen Film immer dann auszubremsen, wenn er eigentlich in den Turbo-Boost schalten müsste. Außerhalb seiner Actionszenen mangelt es dem Film derweil an so ziemlich allem, womit sich auch die weniger rasanten Momente noch halbwegs ertragen ließen. Dann nämlich liegt der Fokus in Gänze auf Hauptdarstellerin Milla Jovovich, deren Performance sich mitnichten von ihren Darbietungen der Alice aus der „Resident Evil“-Reihe unterscheidet, sowie auf dem von Tony Jaa („xXx: Die Rückkehr des Xander Cage“) gespielten Hunter. Die Zufallsbekanntschaft dieser beiden Zeitgenossen erweist sich rasch als das wohl größte Absurdum in „Monster Hunter“. Die beiden interagieren gleichermaßen hölzern wie unharmonisch, die zwischendrin eingestreuten One-Liner verpuffen in Gänze, so lieblos trägt Jovovich die ihr auf den Leib geschriebenen Zeilen vor. Generell legt Anderson hier keinerlei Gespür für komödiantisches Timing an den Tag; Wenn in „Monster Hunter“ geschmunzelt werden darf, dann allenfalls unfreiwillig. „Alles halb so schlimm!“ würde man da gern sagen, schließlich geht es hier nicht um menschliche, sondern um monströse Interaktion. Doch dafür sind die Dialogszenen und Actionpausen dann doch erstaunlich ausufernd.

„Außerhalb seiner Actionszenen mangelt es „Monster Hunter“ an so ziemlich allem, womit sich auch die weniger rasanten Momente noch halbwegs ertragen ließen.“

Dabei wäre es so einfach gewesen, dem Geist der Spiele zu folgen. Doch bis zum großen Finale, in dem Anderson diverse Querverweise auf bekannte Gameszenerien einstreut, bleibt „Monster Hunter“ ein x-beliebiger Actionfilm ohne Seele, dafür mit einer permanent desinteressiert dreinblickenden Milla Jovovich an vorderster Front. Ihre restlichen Kolleginnen und Kollegen – darunter auch der deutsche Jannik Schümann („Die Mitte der Welt“) – sind Stichwortgeber respektive Kanonenfutter. Lediglich Ron Perlman („Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“) besitzt als Admiral so etwas wie Wiedererkennungswert. Doch gerade als er den Film um einen Fünkchen Herz reicher zu machen scheint, ist „Monster Hunter“ auch schon vorbei.

Fazit: Die audiovisuell zwischen durchwachsen und hundsmiserabel changierende Verfilmung der „Monster Hunter“-Spielereihe ist zwar zu weiten Teilen eine solch hemmungslose Materialschlacht geworden, wie man es im Anbetracht der Vorlage erwarten durfte. Doch jenen Momenten, in denen Paul W.S. Anderson mächtig auf den Putz haut, stehen ausufernde Szenen gegenüber, in denen man sich für die desinteressiert vorgetragenen, zwischenmenschlichen Probleme der Hauptfiguren interessieren soll. Das bremst den Film in den falschen Momenten aus und gibt Gelegenheit dazu, über das hanebüchene Storykonstrukt nachzudenken.

„Monster Hunter“ ist ab dem 1. Juli in den deutschen Kinos zu sehen.

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