Angry Birds 2 – Der Film

Bewies der erste Teil vor drei Jahren noch, das definitiv nicht jeder Internettrend einen eigenen Film bekommen sollte, zeigt die Fortsetzung ANGRY BIRDS 2 nun, dass aus einer ähnlichen Grundidee doch ein passabler Film entstehen kann, wenn man Kritikpunkte beherzigt und ein wenig mehr Kreativität in die Story steckt. Was wir damit meinen, das verraten wir in unserer Kritik.

Der Plot

Als eine neue Bedrohung auftaucht, die sowohl die Insel der Vögel als auch die Insel der Schweine in Gefahr bringt, rekrutieren die gefiederten Freunde Red (Christoph Maria Herbst), Chuck (Axel Stein), Bombe (Axel Prahl) und Mächtiger Adler (Smudo) Chucks smarte Schwester Silver (Anke Engelke) und tun sich mit den Schweinen Leonard (Ralf Schmitz), seiner Assistentin Courtney und dem Technik-Nerd Garry zusammen. Gemeinsam schmieden sie einen wackeligen Waffenstillstand und bilden ein ungewöhnliches Superteam, um ihre Heimat vor der – im wahrsten Sinne des Wortes – eiskalten Zeta (Christiane Paul) zu retten, die es auf das Zuhause von Vogel und Schwein abgesehen hat…

Kritik

Nach den ersten Screenings der Animationsfilmfortsetzung „Angry Birds 2 – Der Film“ ließen sich einige Kollegen aus Übersee zu der absurd anmutenden Aussage hinreißen, das Sequel zur 2015 weltweit erschienenen (und erfolgreichen) Smartphone-App-Verfilmung „Angry Birds – Der Film“ sei im Verhältnis zum Vorgänger vergleichbar mit „Der Pate 2“. Das ist natürlich erst einmal Mumpitz – und dann aber wieder doch nicht, wenn man diesen Vergleich einfach nur darauf bezieht, dass auch im Falle dieser Filmreihe der zweite Teil deutlich besser ist als der erste. Natürlich hätte man für dieselbe Aussage auch diverse andere Franchises mit starken Fortsetzungen zurate ziehen können; allein im Animationsfilmsegment bietet sich da zum Beispiel sowas wie „Toy Story“ oder „Drachenzähmen leicht gemacht“ an. Doch damit würde man natürlich nicht halb so viel Aufsehen erregen. Was kann er denn jetzt also, dieser „’Pate 2′ der Animationsfilmgeschichte“? Besser als Teil eins ist er tatsächlich – sogar viel besser! Aber im Anbetracht des einfach nur lahmen Vorgängers sollte dieses Urteil auch kein allzu große Überraschung sein. Doch auch wenn man vom Vergleich zwischen Teil eins und zwei einmal Abstand nimmt, kommt  „Angry Birds 2“ endlich an jenes anarchisch-quatschige Vergnügen heran, das wir uns schon vor drei Jahren gewünscht hätten.

Die Küken, zusammen mit Bombe (Axel Prahl), Red (Christoph Maria Herbst) und Chuck (Axel Stein).

Für alle Leser, die nicht ganz so tief im Smartphone-Game-Geschäft drin stecken, einmal kurz zur Erklärung: 2009 erschien ein Artillerie-Computerspiel namens „Angry Birds“ für diverse Betriebssysteme, das sich aber vor allem auf den Smartphones dieser Welt einen Kultstatus erarbeitete und bis heute über 350 Millionen Dollar eingespielt hat. In dem Spiel geht es darum, mithilfe von Stein- (oder besser: Vogel-)Schleudern lustig aussehende, gefiederte Schnabeltiere gegen die Holzbehausungen der verfeindeten Feinde zu schleudern. Neben dem ganz klassischen „Angry Birds“ gab es alsbald auch Sondereditionen, unter anderem zu „Star Wars“ oder „Transformers“. Im August 2010 erschien dann „Angry Birds 2“ – eine Weiterführung des Spiels, die mit dem nun in die Kinos kommenden Film „Angry Birds 2 – Der Film“ allerdings so gar nichts zu tun hat. Auch die Zeichentrickkurzfilm-Miniserie zum Spiel bleibt für den zweiten Kinofilm unberührt. Stattdessen handelt es sich beim Sequel um eine direkte Fortführung von Reds Abenteuer aus Teil eins, der im Finale von „Angry Birds – Der Film“ die eigene Insel vor den fiesen Schweinen beschützte (also schon ein wenig wie im Spiel). In der Fortsetzung wird dieser Sieg der Vögel über die Schweine noch immer zelebriert – trotzdem müssen die gefiederten Gesellen fortan mit den Steckdosennasen zusammenarbeiten, um ihre beider Inseln vor einer noch viel größeren Gefahr zu schützen.

Zumindest für die anvisierte, doch recht junge Zielgruppe wirkt dieser Gedankengang bemerkenswert komplex. Denn auch wenn die Schweine nie als wirklich finstere, geschweige denn gewaltbereite Gestalten etabliert wurden und mit Komiker Ralf Schmitz („Playmobil – Der Film“) auch ein echter Sympathieträger die Sychronrolle des Anführerschweins Leonard übernimmt, so waren doch bislang vorwiegend die Vögel die Guten in dieser Geschichte. Dass sich die Guten nun mit den (so halbwegs) Bösen zusammentun müssen, gefällt als Prämisse. Das Drehbuchautorentrio aus Peter Ackerman („Ice Age“), Eyal Podell und Jonathon E. Stewart (schrieben gemeinsam das Skript zu „Smallfoot“) kostet diese verhältnismäßig komplexe Figurenkonstellation angenehm lange aus; wenn die Schweine zu Beginn mehrmals versuchen, mit den Vögeln in Kontakt zu kommen, vermuten diese nämlich erst einmal wieder nur einen Trick, um die Vogelinsel aus dem Hinterhalt anzugreifen. Eh man sich vollends darauf einlassen kann, dass die beiden Parteien fortan zusammenhalten müssen, vergeht eine ganze Zeit – und auch zwischendurch gibt es immer mal wieder Momente, die der Film aufbaut, als habe man es bei Leonard eben doch mit einem Verräterschwein zu tun. Doch so viel können wir verraten: Das ist er nicht. Stattdessen begibt er sich gemeinsam mit seinen neuen Freunden Red, Chuck, Bombe, Mächtiger Adler und Silver auf einen Roadtrip zur vereisten Insel der Widersacherin Zeta. Und auch wenn der Film hier weitestgehend den Schemata eines etappenartigen Roadmovies folgt, in dessen Verlauf die Truppe mit diversen Hindernissen konfrontiert wird, streuen die Macher genug funktionierende Gags in die Handlung ein, dass dieser immer kurzweilig und auch für ein erwachsenes Publikum unterhaltsam bleibt.

Die fiese Zeta (Christiane Paul) und ihre Adler…

Während der Wortwitz – insbesondere in der deutschen Synchronisation – nicht immer so richtig funktioniert (auch deshalb, weil „Angry Birds 2“ mal wieder einer jener Filme ist, bei denen die Macher glauben, Popkulturanspielungen alleine würden ausreichen, um die älteren Zuschauer zum Lachen zu bringen) – ist es hier vor allem der Slapstick- und Körperhumor, der die CGI-Comedy immens bereichert. Wenn sich die Freunde hier in ein Adler-Kostüm zwängen, um sich an den strunzdummen Wachen in Zetas Festung vorbeizumogeln, geht hier ein feines Gespür für Timing mit dem optimalen Blick für visuelle Komik Hand in Hand. Auch das Finale ist aufgrund seines hohen Tempos und diverser abwechslungsreich-kreativer Ideen enorm unterhaltsam, während in einem sehr gelungenen Nebenhandlungsstrang drei Baby-Vögel versuchen, ihre ungeborenen Geschwister zu retten – und wenn die Autoren diesen Subplot dann auch noch gewitzt mit der eigentlichen Handlung zu verknüpfen wissen, wirkt „Angry Birds 2“ für einen Moment sogar erzählerisch richtig smart. Doch hier und da übertreiben es die Verantwortlichen auch mit ihrem Mut zur Anarchie. Insbesondere die musikalischen (Tanz-)Einlagen wirken dann doch ein wenig zu anbiedernd an eine junge Zielgruppe, als dass sie sich stimmig in den Rest integrieren könnten. Auswirkungen auf die starken Sprecherleistungen hat all das übrigens nicht. „Angry Birds 2“ kann mit Christoph Maria Herbst („Stromberg“), Axel Stein („Die Goldfische“) und allen voran Christiane Paul („Die Vampirschwestern 3 – Reise nach Transsilvanien“) einen hinter den Mikros leidenschaftlich performenden Cast vorweisen. Aber auf dieser Ebene ließ sich ja auch schon Teil eines keinerlei Vorwurf machen.

Fazit: „Angry Birds 2 – Der Film“ ist um Längen besser als der stinklangweilige erste Teil und gefällt vor allem in seinen radikal anarchischen Momenten. Herausragend komische Slapstick-Szenen gleichen die Fehlschläge im Wortwitz aus. Und die recht einfältige Handlung wird von den starken Sprecherleistungen aufgefangen.

„Angry Birds 2 – Der Film“ ist ab dem 19. September bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen.

Und was sagst Du dazu?