Zehn Filme, die 2018 verdammt gruselig waren

Wie schon in den vergangenen Jahren stelle ich anlässlich Halloween auch diesmal meine (bisher) zehn liebsten Horrorfilme 2018 vor. Ein Großteil davon ist bereits auf DVD, Blu-ray oder bei Netflix erschienen. Bei einigen habt ihr noch die Gelegenheit, sie im Kino zu sehen und wieder andere laufen erst in ein paar Wochen in den Lichtspielhäusern an. Dabei war es mir wichtig, das Genre des Horrorfilms möglichst großflächig abzudecken. Nicht jeder Film in diesem ZEHN FILME-Ranking lässt sich ausschließlich dem Gruselfilm zuordnen. Dafür sind hoffentlich auch einige Geheimtipps für Euch dabei. Gern seid Ihr unterhalb des Postings dazu aufgefordert, Eure besten Horror-Geheimtipps zu posten. Und nun viel Spaß!

Platz 10: IT COMES AT NIGHT by Trey Edward Shults

Den Auftakt bildet ein Film, der nicht im klassischen Sinne schockiert. Stattdessen haben wir es im Falle von IT COMES AT NIGHT vielmehr mit einem Schauerdrama zu tun, dessen gruselige Faszination von der Interaktion der Menschen ausgeht und damit, wie diese in einer Extremsituation miteinander interagieren. Eingesperrt in einer Waldhütte, weil nachts draußen irgendeine Gefahr lauert, kochen die Emotionen schon bald hoch, weil einer der Anwesenden die Haustür, die eigentlich immer geschlossen sein muss, offen stehen ließ. Befindet sich ein Verräter unter den Bewohnern? „It Comes at Night“ ist etwas für Freunde leiser Töne, die keine Jumpscares brauchen, damit ihnen das Unbehagen ganz langsam durch den Körper kriecht. Und mit Joel Edgerton in der Hauptrolle benötigt es kaum noch weitere Argumente, sich diesen Film anzusehen.

Platz 9: HALLOWEEN by David Gordon Green

Natürlich darf auch ein Klassiker in diesem Hallween-Ranking nicht fehlen – oder zumindest einer, der auf einen solchen Bezug nimmt. Vergangene Woche ist das nach einem Remake aussehende Sequel zu John Carpenters HALLOWEEN angelaufen. Darin lässt „Stronger“-Regisseur David Gordon Green den Killer mit der Maske wieder einmal sein Städtchen Haddonfield unsicher machen. Und zu welcher Zeit wäre das gruseliger, als in der Halloween-Nacht? Für Liebhaber des Originals gibt es viele spannende Querverweise zu entdecken; Gordon Green wollte sich in erster Linie verneigen, der Scream Queen Laurie, erneut gespielt von Jamie Lee Curtis, aber auch endlich ihre verdiente Rache gönnen. Das Ergebnis ist klassischer Nostalgiehorror, der viel auf Atmosphäre und wenig auf Jumpscares setzt. Und wenn dann auch noch das klassische Halloween-Theme von John Carpenter ertönt, fühlt man sich direkt wieder in die Siebziger zurückversetzt.

Platz 8: THE STRANGERS 2: OPFERNACHT by Johannes Roberts

Schon wieder blutrünstige Maskenkiller und schon wieder eine Fortsetzung – und noch dazu eine, die ich sogar noch gelungener finde als den Kandidaten auf Platz acht. Gewiss hantiert THE STRANGERS 2: OPFERNACHT wie wild mit den Klischees, die die Slasher aus den Siebziger- und Achtzigerjahren nun mal ausmachte. Maskierte Mörder, dumme Teenager, Jumpscares bis zum Abwinken und ein Soundtrack, der einen immer wieder daran erinnert, dass das hier auf die Filme der Slasher-Ära anspielen soll. Aber Regisseur Johannes Roberts hat all das so weit verinnerlicht, dass sich der Film nun mal tatsächlich wie ein Seventies-Slasher anfühlt. Und dafür nehme ich gern in Kauf, dass ich heute natürlich weiß, wie klischeehaft das alles ist.

Platz 7: DAS GEHEIMNIS VON MARROWBONE by Sergio G. Sánchez

In Deutschland lief DAS GEHEIMNIS VON MARROWBONE lediglich auf dem Fantasy Filmfest, wurde hier allerdings sehr positiv aufgenommen. Das Regiedebüt von „Das Waisenhaus“-Autor Sergio G. Sánchez ist eine Gruselmär im klassischen Sinne über vier Kinder, die nach dem Tod ihrer Mutter allein in einem großen Anwesen leben müssen, in dem es zu allem Überfluss auch noch spukt! Behutsam ergründet Sánchez in seinem Film die Gefühlswelten seiner jungen Protagonisten und erzählt zu gleichen Teilen eine sympathische Gruselgeschichte als auch ein Familiendrama, die sich mit fortlaufender Spieldauer immer weiter ergänzen, bis das Ganze in einem zwar bekannten, aber glaubwürdig vorbereiteten Twist endet. Und obendrein sieht „Das Geheimnis von Marrowbone“ auch noch so richtig gut aus!

Platz 6: GÄNSEHAUT 2 – GRUSELIGES HALLOWEEN by Ari Sandel

Die Fortsetzung zur sympathischen Teenie-Geisterbahnfahrt „Gänsehaut“ spielt in diesem Jahr sogar direkt an Halloween. In GÄNSEHAUT 2 – GRUSELIGES HALLOWEEN ist die schaurige Puppe Slappy wieder zurück und will mithilfe zum Leben erweckter Party-Dekoration die Menschheit unterjochen, weil er eigentlich nur eine Familie haben will. Das klingt absurd und ist es zum Teil auch. In erster Linie ist es aber wirklich sympathischer Gruselschabernack, der sich zwar eher an ein jüngeres Publikum richtet, an dem aber auch Erwachsene ihren Spaß haben werden – nicht zuletzt, weil Regisseur Ari Sandel auch mit Meta-Humor nicht geizt und die „Gänsehaut“-Bücher ganze Generationen von Leseratten mit dem Horrorgenre vertraut gemacht haben.

Platz 5: UNDER THE SILVER LAKE by David Robert Mitchell

Im Dezember erscheint hierzulande UNDER THE SILVER LAKE in den Kinos und damit der zweite Film von „It Follows“-Regisseur David Robert Mitchell. Darin kämpft sich der ehemalige „Spider-Man“ Andrew Garfield durch sämtliche Verschwörungstheorien und Legenden, die sich um die US-Metropole Los Angeles ranken und macht dabei Bekanntschaft mit einigen gruseligen Gestalten, wird aber vor allem immer wieder mit der Frage konfrontiert, was hieran echt und was nur Einbildung ist. „Under The Silver Lake“ ist ein echter Mindfuck, ganz in der Tradition von David Lynchs „Mulholland Drive“. Und wie schon bei diesem sollte man auch über „Under the Silver Lake“ möglichst wenig wissen, bevor man ihn ab dem 6. Dezember im Kino sehen kann.

Platz 4: AUSLÖSCHUNG by Alex Garland

Um Alex Garlands Fantasy-Thriller AUSLÖSCHUNG entbrannte Anfang des Jahres ein kleiner Skandal, als es hieß, der neue Film des „Ex Machina“-Regisseurs werde hierzulande nicht ins Kino kommen, sondern direkt beim Streamingdienst Netflix erscheinen. So ist es dann auch gekommen und es ist tatsächlich sehr schade, dass der Film über eine geheimnisvolle durchsichtige Kuppel, hinter deren Wand schon zig Wissenschaftler verschwunden sind, nie die große Leinwand erreicht hat, denn die Bilder, die Garland hier präsentiert, sind atemberaubend. Aber auch die Geschichte selbst ist smart und befasst sich mit Themen, die in ihrer Komplexität eigentlich gleich mehrere Filme bedürfen. Und die Szene mit dem Bären jagt mir heute noch einen Schauer über den Rücken…

Platz 3: THELMA by Joachim Trier

Der Däne Joachim Trier hat mit THELMA einen Film abgeliefert, der sich wie ein Mix aus zwei bekannten, hochgelobten Filmen anfühlt, die an dieser Stelle allerdings nicht verraten werden sollen. Der Grund: Es offenbart sich einem erst so spät, was es mit der titelgebenden Hauptfigur auf sich hat, dass es viel schöner ist, all das vorab eben nicht zu wissen, sondern erst einmal lange Zeit zu rätseln, worauf die Geschichte wohl zusteuern wird. Daher sei der Plot auch nur kurz umrissen: Es geht um eine Teenagerin, die immer wieder von epileptischen Anfällen durchgeschüttelt wird und nach nach nach realisiert, dass in diesen Momenten Unheimliches in ihrem Umfeld passiert. Zu ein wenig Schauerromantik gesellt sich hier auch noch eine gute Portion Coming-of-Age-Drama – der vielleicht unbekannteste Film in meinem Ranking!

Platz 2: GHOST STORIES by Jeremy Dyson & Andy Newman

Horror darf auch Spaß machen – und nur ganz selten gelingt es Filmemachern, einen echten Hybriden aus Horror und Komödie zu kreieren, denn in den meisten Fällen bleibt letztlich die Gruselatmosphäre auf der Strecke, wenn man hin und wieder durch Gags aus dem Geschehen gerissen wird. Im Falle von GHOST STORIES nicht – und damit handelt es sich hierbei um den idealen Halloween-Film! Jeremy Dyson und Andy Nyman haben ihr Theaterstück kongenial auf die große Leinwand gebracht und einen Film inszeniert, der einen immer wieder schockiert, allerdings auch genauso oft zum Lachen bringt. In drei Geschichten befasst sich ein Professor mit vermeintlich übernatürlichen Erlebnissen, bis ihn das geniale Finale an die Grenzen seiner Wahrnehmungsfähigkeit treibt. Ein absolutes Must-See für alle Genreliebhaber!

Platz 1: HEREDITARY by Ari Aster

An einem Film führt in diesem Jahr einfach nichts vorbei wenn es darum geht, zu definieren, was denn „der gruseligste Horrorfilm des Jahres“ ist – zumindest für mich ist das mit großem Abstand HEREDITARY, auch wenn ich direkt darauf hinweisen muss, dass Fans des klassischen Jumpscare-Horrors hier kaum auf ihre Kosten kommen werden. Wie schon „It Comes at Night“ oder „Auslöschung“ geht auch hier der Schock eher von den emotionalen Ereignissen aus und davon, was die in „Hereditary“ im Mittelpunkt stehende Familie für ein Leid erfahren muss. Gleichzeitig präsentiert uns der Regiedebütant (!) Ari Aster aber auch perfekt komponierte Bilder, einen Blick in schockierende, seelische Abgründe und Darsteller, die Dich das, was ihre Figuren gerade durchleben, am eigenen Leib spüren lassen. „Hereditary“ zieht die Spannungsschraube mit jeder Sekunde weiter an und stellt obendrein die Frage, wie wir Horror in Zukunft definieren sollten, denn ohne über weite Strecken klassische Horrormotive zu verwenden, könnte das Unbehagen während dieses Films einfach nie größer sein.

Ein Kommentar

  • So sehr ich Fr. Wessel schätze, aber ihr Faible für „Hereditary“ kann ich einfach nicht nachvollziehen.
    Ich lasse es ihr frei, den Film „supi“ zu finden, aber ihn deswegen schon mit Superlativen zu überschütten, sodass sie in ihm die Zukunft des Horrorkinos gesehen hat, ist schon etwas heavy

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