Destination Wedding

Keanu Reeves und Winona Ryder können sich in der antiromantischen Komödie DESTINATION WEDDING nicht ausstehen – es ist das Beste, was dem Publikum passieren konnte, denn Victor Levins Film gehört zu den Highlights dieses Kinojahres. Mehr dazu verraten wir in unserer Kritik.


Der Plot

72 Stunden im Paradies wären wunderbar – wenn diese Hochzeit nicht wäre. Dort treffen Frank (Keanu Reeves) und Lindsay (Winona Ryder) erstmals aufeinander. Sie haben vieles gemeinsam: Beide hassen die Braut, auch den Bräutigam, die Hochzeit, sich selber und – was bald klar wird – vor allem den jeweils anderen. Das unerbittliche Unterhaltungsprogramm des mehrtägigen Festes lässt sie immer wieder aufeinanderprallen. Doch unweigerlich steigt mit jedem Streit die gegenseitige Sympathie, die Anziehung zwischen den beiden ist nur schwer zu ignorieren. Und so müssen Frank und Lindsay eine Entscheidung treffen: für die aufkeimende Liebe – oder den gesunden Menschenverstand.

Kritik

Keanu Reeves und Winona Ryder haben sich im Laufe ihrer Karriere unabhängig voneinander ein bestimmtes Image aufgebaut. Reeves gibt seit vielen Jahren den stummen Rächer und ist in Actionkrachern wie „John Wick“ oder „47 Ronin“ zuhause, Ryder dagegen, aktuell als Joyce Byers in „Stranger Things“ zu sehen, gefiel sich und den Castingagenten immer schon in der Rolle der niedlichen Sympathieträgerin. Regisseur und Drehbuchautor Victor Levin („Verrückt nach dir“) führt dieses ungleiche Duo jetzt als zwei bindungsgestörte Narzissten zusammen und lässt sie In seiner romantischen, oder besser antiromantischen Komödie „Destination Wedding“ wider Willen 72 Stunden miteinander verbringen. Dabei werden Erinnerungen an Richard Linklaters „Before“-Reihe wach: Nach diesem einen einprägsamen und völlig für sich stehenden Wochenende könnten wir es uns nämlich nur zu gut vorstellen, auch diese beiden in zehn Jahren wiederzusehen, um zu überprüfen, was aus dem augenscheinlich so dysfunktionalen Pärchen wohl geworden ist. Mit einem beachtlichen Blick für zwischenmenschliche Details und einem noch viel beeindruckenderen humoristischen Timing präsentiert uns Levin ein mitreißendes Zwei-Personen-Stück, das gekonnt sämtliche Klischees der romantischen Komödie umschifft.

Lindsay (Winona Ryder) und Frank lernen sich wider Willen auf einer Hochzeit kennen.

Es mag ein wenig widersprüchlich klingen, dass „Destination Wedding“ sämtliche Genretropen der RomCom umschiffen soll, wo die Ausgangslage doch eigentlich altbekannt ist. Schließlich ist es ein gängiges Motiv, dass sich zwei Menschen zunächst nicht ausstehen können und sich schließlich doch ineinander verlieben. Aber bei Victor Levin ist das alles doch ein wenig anders. Die Antipathie unter seinen beiden Hauptfiguren rührt nicht von sowas Banalem wie Unterschieden, Missverständnissen oder Vorurteilen her. Eigentlich kann man noch nicht einmal sagen, dass sich die zwei tatsächlich nicht mögen – sie sind sich schlichtweg egal. Schließlich ist Frank ein absolut ich-bezogener Egoist ohne Interesse an seiner Umgebung und Lindsay hat den Glauben an die Liebe nicht einfach nur verloren hat, sie hat überhaupt keinen Bock, über die sechs Jahre (!) zurückliegende Trennung von ihrem nun eine Andere ehelichenden Ex-Verlobten hinwegzukommen. An Interaktion ist zunächst also keiner von ihnen interessiert – es gäbe schlicht und ergreifend nichts, worüber zwei einander solch gleichgültige Zeitgenossen reden könnten. Dass dann allerdings doch ein Dialog entsteht, ist einzig und allein den Umständen geschuldet, dass an ihrem gemeinsamen Hochzeitstisch (der, an dem die Leute sitzen, die nirgends hinzu passen – „Table 19“ lässt grüßen!) sonst Niemand sitzt, den sie mit Verachtung strafen könnten. Und so beobachten die beiden das oberflächliche Treiben von außen, kommentieren lustlos die Fehltritte ihrer Mitmenschen und beschließen schließlich, die Party zu verlassen.

Und was sagst Du dazu?