Zehn Filme, die mir das 2. Quartal 2018 versüßt haben

Zum Ende eines jeden Monats veröffentliche ich in den sozialen Netzwerken meine fünf ganz persönlichen Lieblingsfilme sowie meine Flops der vergangenen Wochen. Um diese Filme in Zukunft ein wenig mehr zu würdigen, oder zu erklären, weshalb mir Film XY eben so gar nicht gefallen hat, präsentiere ich in meiner ZEHN FILME-Rubrik nun nochmal meine zehn Lieblings- und Hassfilme des vergangenen Quartals inklusive Trailer, in der Hoffnung, Ahnungslosen einen kleine Orientierung zu geben, was man im Kino auf keinen Fall verpassen sollte und was man getrost links liegen lassen darf. Gern seid Ihr unterhalb des Postings dazu aufgefordert, Eure Lieblings- und Hassfilme der vergangenen drei Monate zu veröffentlichen. Viel Spaß!

Platz 10: JURASSIC WORLD: DAS GEFALLENE KÖNIGREICH by J.A. Bayona

Starten wir die Top 10 des zweiten Quartals 2018 doch einfach mal mit einer faustdicken Überraschung und einem Film, an dem sich die Geister scheiden. Während die Kritik J.A. Bayonas JURASSIC WORLD: DAS GEFALLENE KÖNIGREICH insgesamt solide aufgenommen hat, schwankt es bei den Zuschauern zwischen Euphorie und Enttäuschung. Ich zähle mich zu denjenigen, die mit der Dino-Sause ihren Spaß hatten, was vor allem an den Effekten, der kurzweiligen Story und dem Verzicht auf aufgesetzte One-Liner liegt. Darüber hinaus habe ich diverse Stellen, die von einigen als Logikloch interpretiert wurden, nochmal genauer unter die Lupe genommen und komme zu dem Schluss: Der zweite Teil des „Jurassic Park“-Neuaufgusses ist gar nicht so dumm, wie ihn manche machen wollen. Mit einem zusätzlichen Schuss Bayona-Bonus ergibt das einen souveränen Auftakt dieser Liste.

Platz 9: TULLY by Jason Reitman

Das komplette Kontrastprogramm findet sich auf Platz 9, denn Jason Reitman ist zurück! Im Gepäck hat er mit TULLY nicht bloß ein herzergreifend ehrliches Drama über das Muttersein, sondern auch eine phänomenale Charlize Theron, die sich zum wiederholten Male in ihrer Karriere von einer verwundbar-natürlichen Seite zeigt. Nach dem Rohrkrepierer „#Zeitgeist“ (den ich selbst übrigens gar nicht so extrem schlecht finde), meldet sich der Spezialist für mitreißende Alltagsgeschichten wieder zurück in seinem Element. Doch so sehr sich „Tully“ auch nach Reitman anfühlt, so deutlich löst er sich im Finale von seiner betont bodenständigen Erzählweise – genau das macht seinen Film so aufregend.

Platz 8: MEINE TEUFLISCH GUTE FREUNDIN by Marco Petry

Wie ihr in den kommenden Tagen in meinem Flop-Ranking sehen dürftet, hat sich das deutsche Kino im zweiten Quartal nicht gerade von seiner besten Seite gezeigt. Irgendwie scheint aktuell der Wurm drin, was Marco Petry jedoch im Alleingang vergessen macht. Seine Jugendromanverfilmung MEINE TEUFLISCH GUTE FREUNDIN hat all das, was man von einer guten Produktion ihres Genres erwartet und hat vor allem diesen Funken Wiedererkennungswert, der gerade Kinder- und Jugendfilmen aus Deutschland nur zu gern abgeht. Mehr noch: „Meine teuflisch gute Freundin“ ist bemerkenswert böse, trumpft mit tollen Newcomern auf und erinnert in seiner Kreativität an die Eigenproduktionen der bildundtonfabrik. Auch wer längst nicht mehr der anvisierten Zielgruppe angehört, sollte hier unbedingt einen Blick riskieren.

Platz 7: GHOST STORIES by Jeremy Dyson & Andy Nyman

Das Horrorjahr 2018 hatte bereits so einige Schmankerl in petto und erweitert diese um einen Gruselfilm mit komödiantischen Einschüben, der auf beiden Ebenen überzeugt. Eingebettet in eine Rahmenhandlung erzählt GHOST STORIES drei verschiedene Geschichten darüber, wie Menschen einst mit (vermeintlich) übernatürlichen Ereignissen in Kontakt kamen. Das Ganze basiert auf einem Theaterstück und findet eine hervorragende Balance zwischen atmosphärischem Grusel, aufregenden Jumpscares, die endlich mal wieder kreativ inszeniert sind, und die Stimmung aufheiternder Komik. Das Highlight: Martin Freeman als widerlich-schmieriger Aristokrat, dem man das, was ihm da widerfährt, irgendwie ganz schön gönnt…

Platz 6: NO WAY OUT – GEGEN DIE FLAMMEN by Joseph Kosinski

Als ich das auf wahren Ereignissen beruhende Katastrophendrama NO WAY OUT – GEGEN DIE FLAMMEN bereits Ende 2017 zu sehen bekam, war mir auf Anhieb klar, dass mich dieser Film auch noch bis ins aktuelle Kinojahr begleiten wird. Und tatsächlich gehört die namhaft besetzte Geschichte über ein tragisches Feuerwehr-Unglück bis heute zu den besten Filmen, die es in den vergangen sechs Monaten zu sehen gab. Völlig ohne Effekthascherei und falsche Heldenverklärung schildert der sonst eher auf modernes Effektekino spezialisierte Joseph Kosinski die tragischen Ereignisse bei einem Großfeuer und liefert mit seiner Zurückhaltung die Antithese zu den von Patriotismus geschwängerten Werken eines Michael Bay oder Peter Berg. Vor allem das Ende brennt sich – im wahrsten Sinne des Wortes – ins Gedächtnis ein und lässt einen auch noch viele Stunden und Tage nach Verlassen des Kinosaals nicht mehr los.

Platz 5: THE RIDER by Chloé Zhao

Ebenfalls auf wahren Ereignissen basiert das Drama auf Platz 5, in dem sich alle Beteiligten sogar selbst spielen. In THE RIDER geht es um einen jungen Mann, der nach einem fast tödlichen Reitunfall dazu verdammt wird, seine Leidenschaft Rodeoreiten aufzugeben. Die Regisseurin Chloé Zhao folgt anschließend einem Selbstfindungstrip, bei dem der passionierte Pferdeflüsterer immer wieder an seine Grenzen stoßen muss, um zu erkennen, dass sein Körper nicht mehr zu dem in der Lage ist, worüber sich der Indianer-Nachkomme definiert. Subtil und gekleidet in atemberaubende Bilder, hinterfragt Zhao in ihrem Film Männlichkeitsideale und zeigt ganz nebenbei, auf welch beeindruckende Weise Mensch und Pferd in dieser rauen Umgebung des amerikanischen Hinterlandes miteinander verbunden sind. Das dürfte nicht bloß bei Pferdeliebhabern für ordentlich Gänsehaut sorgen!

Platz 4: AVENGERS: INFINITY WAR by Anthony Russo & Joe Russo

Auf das intime Drama folgt das große Spektakel in Form von AVENGERS: INFINITY WAR. Hier waren sich dann ausnahmsweise einmal alle einig, dass die Russo-Brüder mit ihrer Superheldenshow mindestens gute, wenn nicht gar sehr gute Arbeit abgeliefert haben. Auch wenn das Heroen-Stelldichein in erster Linie Fanservice und Vorbereitung auf den zweiten Teil der Story ist, ist es den Regisseuren einmal mehr gelungen, bombastische, gut aussehende Action, jede Menge Witz – wenngleich weniger als noch in den meisten Filmen zuvor – sowie einen tiefgreifenden Konflikt miteinander zu kombinieren und trotz der schieren Masse an Settings nicht den Überblick zu verlieren. Das Ende überraschte dann vor allem dadurch, dass wir zwar mit allem gerechnet hatten, nur nicht mit dem, was wir da tatsächlich auf der Leinwand zu sehen bekamen. Ich kann „Infinity War, Part 2“ – oder wie auch immer er heißen mag – nicht erwarten!

Platz 3: OCEAN’S 8 by Gary Ross

Ich betone immer wieder: Gary Ross‘ OCEAN’S 8 erfindet das Heist-Kino ganz sicher nicht neu. Doch die smarte Art und Weise, mit der Sandra Bullock, Cate Blanchett und Co. in einem ausgeklügelten Coup ein Diamantcollier vom Hals einer Schauspielerin stehlen wollen, obwohl ihnen dabei Dutzende von Menschen über die Schulter schauen, macht einfach sensationell viel Spaß. Die Chemie unter den Grazien ist hervorragend, die Musik von meinem Lieblingskomponisten Daniel Pemberton lässt mehr als einmal Erinnerungen an James Bond wach werden und wenn ich von der ersten bis zur letzten Sekunde mit einem breiten Grinsen im Kinosaal sitze, dann ist es letztlich egal, wie viel (oder wie wenig) Innovationswert ein Film besitzt – Hauptsache, er macht mich glücklich!

Platz 2: HEREDITARY by Ari Aster

Ich bin mir noch nicht ganz sicher, inwiefern es Ari Asters Regiedebüt HEREDITARY gelingen könnte, sich an die Pole-Position meiner Quartals- und vielleicht sogar Jahrescharts zu setzen, doch vorerst lasse ich ihn erst einmal hier verweilen. Das Horrordrama mit Oscar-Chancen ist definitiv einer der besten Filme des Jahres. Gleichzeitig ist er so beklemmend und angsteinflößend, dass er abseits seiner vielen Interpretationsmöglichkeiten nicht unbedingt zum wiederholten Sehen einlädt (sagt die, die ihn bereits dreimal gesehen hat… ). Es fehlt natürlich das gute Gefühl, mit dem man den Kinosaal verlässt. Andererseits ist „Hereditary“ ein Ereignis von einem Film, das beweist: Selbst viele Jahrzehnte im Horrorkino sorgen nicht dafür, dass man wirklich schon alles gesehen hat. Mehr sollte man über den Genremeilenstein erst einmal nicht wissen…

Platz 1: LOVE, SIMON by Greg Berlanti

Die Pole-Position geht – übrigens wie schon im letzten Quartal – an einen Film darüber, wie selbstverständlich Homosexualität im Jahr 2018 angegangen werden sollte. Die Romanverfilmung LOVE, SIMON erzählt eine Teenie- und Jugendgeschichte über die erste Liebe, die für den titelgebenden Simon mit einem Coming Out einhergeht. Mit größter Sorgsamkeit, jede Menge Witz und voller kreativer Ideen paart Regisseur Greg Berlanti den Kitsch der ersten großen Verliebtheit mit bitterer Realität und macht daraus eine ehrlich berührende gehende Tragikomödie, die man einfach in sein Herz schließen muss, sobald man merkt, dass irgendjemand auf der Leinwand einem gerade von der Seele spricht. Ich bin gespannt, ob es irgendeinem Film in diesem Jahr noch gelingen wird, „Love, Simon“ vom Thron zu schubsen.

2 Kommentare

  • „wenn ich von der ersten bis zur letzten Sekunde mit einem breiten Grinsen im Kinosaal sitze, dann ist es letztlich egal, wie viel (oder wie wenig) Innovationswert ein Film besitzt – Hauptsache, er macht mich glücklich!“ – da stimme ich dir zu. 🙂 Auch das finde ich wichtig wie „ausreichend“
    Somit bin ich nun sehr gespannt auf Oceans 8.
    Und auf Love, Simon freue ich mich schon total, da sollte ich das Buch mal flott lesen.

    Liebe Grüße,
    Nicci

  • Ihre Euphorie für „Herditary“ kann ich nicht nachvollziehen

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