Avengers: Infinity War

Es ist das Superheldenspektakel des Jahres: In AVENGERS: INFINITY WAR kämpfen (fast) alle Helden aus zehn Jahren Marvel Cinematic Universe gemeinsam gegen einen schier unbezwingbaren Gegner. Und während sich die Heroen der größten Gefahr stellen, erlebt der Zuschauer den Spaß seines Lebens! Mehr dazu verrate ich in meiner Kritik – natürlich ohne spaßverderbende Spoiler!

Der Plot

In den vergangenen zehn Jahren haben es die Helden aus dem Marvel Cinematic Universe mit allerlei Gefahren aufgenommen. Dabei ist ihnen entgangen, dass sich in den Untiefen des Universums ein gigantischer Gegner formiert hat, der bereit ist, alles Leben auf der Welt für immer zu zerstören. Thanos (Josh Brolin) heißt er und setzt auf der Jagd nach den sechs Infinity-Steinen zu einem irren Zerstörungsfeldzug in Richtung Erde an. Die Steine würden ihm Allmacht verleihen – eine Gefahr, der sich die Avengers natürlich stellen müssen. Doch diesmal sind sie nicht alleine: Nicht nur die Guardians of the Galaxy und die Einwohner von Wakanda schließen sich ihnen an, auch Helden, die bislang alleine kämpften, formieren sich um Tony Starck (Robert Downey Jr.), Captain America (Chris Evans) und Co., um in ihrer bislang tödlichsten Mission die Menschheit vor ihrem Untergang zu bewahren…

Kritik

Es ist schwer, rückwirkend abzuschätzen, wie detailliert die Pläne für das Marvel Cinematic Universe bereits aussahen, als Kevin Feige 2007 auf die Idee kam, einen modernen „Iron Man“-Film auf den Weg zu bringen. Bekanntermaßen war er der Startschuss für etwas ganz Großes: nicht nur für (bis heute) 19 Langspielfilme und elf TV-Serien, sondern auch für das Konzept eines Filmuniversums. Nach Marvel versuchte sich auch der Konkurrent DC erwartungsgemäß an einer eiligen Zusammenführung sämtlicher seiner Heroen. Doch auch über Comicgrenzen hinaus plante man, Filme fortan in größeren Veröffentlichungsausmaßen zu releasen: Mit „Die Mumie“ als Auftakt, wollte Universal Pictures eigentlich auf lange Sicht ein sogenanntes Monsterverse etablieren und bei Studioriese Warner Bros. hat man das „Conjuring“-Franchise mit seinen zig verschiedenen Spin-Off-, Pre- und Sequel-Ideen mittlerweile zum „‘Conjuring‘-Universum“ auserkoren. Doch so richtig als ein solches wahrgenommen, wird nach wie vor ausschließlich das MCU; und der Grund dafür – die unermessliche Liebe zum Detail, die von Kritikern gern unter den Teppich gekehrte Risikobereitschaft und eine Mindestanforderung an produktionstechnische Standards – ist derselbe, der den Erfolg der Marvel-Filme mittlerweile ins zehnte Jahr gehen lässt – mit einem gleichermaßen bombastischen wie emotionalen Spektakel als ganz besonderes Geburtstagsgeschenk für die Fans!

Wong (Benedict Wong), Doctor Strange (Benedict Cumberbatch), Bruce Banner (Mark Ruffalo) und Tony Stark (Robert Downey Jr.) schmieden Pläne, um gegen Thanos vorzugehen.

Dass den Filmen aus dem Marvel Cinematic Universe gern eine fehlende Risikobereitschaft attestiert wird, liegt auf den ersten Blick nahe, wenn man sich die Erfolgsformel all dieser Blockbuster anschaut: Es gibt krachende (und bis auf einige kleinere, dafür umso negativer hervor stechende Ausnahmen auch sehr gut aussehende) Action, den bewährten, zumeist selbstironischen Humor sowie Helden, die sich der Irrealität der Umstände bewusst sind und entsprechend damit kokettieren. Außerdem will in der Regel ein ziemlich böser Feind mit List und Geschick bekämpft und auf diese Weise die Welt gerettet werden, wodurch die mit mal mehr, mal weniger absurd klingenden Heldennamen versehenden Kämpferinnen und Kämpfer, die zudem selten alleine agieren, trotz anfänglicher Skepsis für das Gegenüber doch irgendwie zusammenwachsen. In dieser Kombination garantiert Marvel seit rund zehn Jahren in regelmäßigen Abständen Einnahmen in Milliardenhöhe und volle Kinosäle; und wenn man behutsam möglichst viele verschiedene Einzelfiguren einführt, sind die Aufeinandertreffen in Form von „Marvel’s The Avengers“, „Age of Ultron“ und nun eben „Infinity War“ natürlich umso spektakulärer. Doch wenn man sich die verschiedenen Einzelfilme einmal anschaut, stellt man fest, dass das MCU erst durch seine Mannigfaltigkeit zu dem gemacht wird, was es ist: Da haben wir die Spionagethriller im Cold-War-Stil („The Return of the First Avenger“), dann wären da das Heist-Movie („Ant-Man“), die Coming-of-Age-Teeniekomödie („Spider-Man: Homecoming“), lupenreine Weltraumopern („Guardians of the Galaxy“), Fantasy-Action, auch gern mal vollkommen absurd („Thor: Tag der Entscheidung“) und nicht zuletzt die Black-Cinema-Agentenaction („Black Panher“).

In „Avengers: Infinity War“ führen die Regisseure Anthony und Joe Russo („Community“), die zuvor bereits die beiden „Captain America“-Filme „The Return of the First Avenger“ und „Civil War“ inszenierten, nun konsequent all das zusammen, was Kollegen wie Jon Favreau, Joss Whedon, Taika Waititi, Jon Watts und Ryan Coogler vorab aufgebaut haben. So bekommt nicht bloß fast jeder bekannte Marvel-Held die ihm gebührende Screentime, die Story verteilt sich obendrein auf die wichtigsten bekannten Handlungsorte: Wakanda, Weltraum, verschiedene Kontinente der Erde – Thanos‘ Raubzug auf der Jagd nach den Infinity-Steinen treibt die Helden auf eine abenteuerliche Odyssee durchs komplette Universum, deren verschiedene Schauplätze die beiden Editoren Jeffrey Ford und Matthew Schmidt kongenial miteinander verbinden. Das Drehbuchautorenduo aus Christopher Markus und Stephen McFeely („The First Avenger: Civil War“) kreiert schlüssig und aus der Situation heraus verschiedene Heldengruppierungen, die unterschiedliche Sichtweisen auf das Geschehen zulassen und die alle auf ihre Weise am selben Strang ziehen. Sie alle vereint das Ziel, die Weltherrschaft von Thanos zu verhindern und gemeinsam kämpfen sie mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, unterstützen sich gegenseitig, schmieden Pläne, retten einander aus brenzligen Situationen und stehen doch mit wachsender Bedrohung vor dem größten Problem, dem sich die Avengers je stellen mussten – und das alles geschieht nicht in der inszenatorischen Einfältigkeit des obligatorischen Blockbusters, sondern vereint all die visuellen Stile, die maßgeblich dazu beigetragen haben, dass es so etwas wie „Infinity War“ überhaupt geben kann: „Avengers“ trifft „Black Panther“ trifft die „Guardians“ eben.

Thanos (Josh Brolin) will mithilfe der Infinity-Steine die Weltherrschaft an sich reißen.

Dass es bei diesem ultimativen Kampf zwischen Gut und Böse ordentlich knallt, war abzusehen: In keinem Marvel-Film zuvor nahm die Action einen solch großen Stellenwert ein, wie in „Infinity War“. Gleichzeitig achten die Macher auf größtmögliche Vielfalt: Smart choreographierte Nahkämpfe haben hier ebenso ihren Platz, wie epische Schlachten zwischen mehreren Tausend Gegnern und knallige Zerstörungsorgien im Weltraum, in denen auf einen Schlag ganze Planeten niederbrennen. Die Russos lassen in ihrem Film ständig irgendwas Neues passieren. Die Folge: Die üppigen 149 Minuten gehen wie im Flug vorbei. Auch deshalb, weil die Macher das Zwischenmenschliche nicht vernachlässigen. Ohne künstlich Konflikte heraufzubeschwören, nagt Thanos‘ Plan an der seelischen Verfassung jedes einzelnen Charakters und führt einige der Figuren in moralische Dilemmata, die auch den Zuschauern mit ganz essentiellen Fragen zum Leben an sich konfrontieren. Infolgedessen fahren die Russos den Anteil an Humor spürbar zurück: Schon mit dem Ausbleiben des ikonischen Marvel-Themes mit Einblendung des Studiologos weht ein ernster, ein bedrohlicher Wind, der erahnen lässt, dass die nun folgenden Ereignisse größere Auswirkungen auf das MCU haben werden, als jeder andere Film zuvor. Vollkommen auf Witz verzichten, muss der Zuschauer allerdings nicht. Die Interaktion zwischen den teilweise einander völlig unbekannten Figurengruppen sorgt immer wieder für ungezwungene Lacher – doch so richtig beeindruckend ist es immer dann, wenn an der Stelle, an der sonst ein cooler One-Liner gekommen wäre, plötzlich keiner mehr kommt…

Schon lange vor dem weltweiten Release von „Avengers: Infinity War“ wurde gemunkelt, ob es gewisse Charaktere möglicherweise nicht lebend bis zum Einsetzen des Abspannes schaffen würden. Auf diese Spekulationen möchte an dieser Stelle natürlich Niemand eingehen – stattdessen werfen wir lieber einen Blick auf die Darsteller, ohne die es all diese Figuren nicht in dieser Form geben würde. So mächtig und wuchtig sich die stark gemachten Computereffekte bisweilen in den Vordergrund drängen, so selbstverständlich erden die Schauspieler das Geschehen mit ihrer Präsenz und Menschlichkeit. Obwohl man meinen möchte, keiner von ihnen könnte seiner bekannten Figur noch irgendwelche neuen, spannenden Facetten hinzufügen, gelingt es den Autoren mithilfe prägnanter Einzelszenen, die Profile sämtlicher Helden ein weiteres Mal zu schärfen. Das ist mal spannend, mal lustig, manchmal sogar schmerzhaft – aber zu keinem Zeitpunkt überkommt einen das Gefühl, die Verantwortlichen würden sich auf dem ausruhen, was die Macher der Vorgängerfilme an Vorarbeit geleistet haben. Gemeinsam mit einem Cast aus über 65 (!) Haupt- und Nebenfiguren machen die Russos aus einem überbordenden Effektspektakel ein solches mit Herz und Seele, mit dem sie das Marvel Cinematic Universe einmal komplett auf links drehen – und zwar auf eine Weise, wie es wohl niemand hat kommen sehen. Im Zusammenspiel mit einem beispielhaften Cliffhanger werden die Marvel-Fans dieser Erde den nächsten Film kaum erwarten können.

Spider-Man (Tom Holland), Iron Man, Drax (Dave Bautista), Star-Lord (Chris Pratt) und Mantis (Pom Klementieff) müssen handeln!

Fazit: „Avengers: Infinity War“ ist ein sehr starkes Best-Of aus zehn Jahren Marvel Cinematic Universe, das die Storyline konsequent vorantreibt und gewaltige Action mit sensiblen Charaktermomenten und dem typischen Marvel-Humor kombiniert.

„Avengers: Infinity War“ ist ab dem 26. April bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen – auch in 3D!

Hinweis: „Avengers: Infinity War“ verfügt über eine einzige Post-Credit-Szene nach dem Abspann!

4 Kommentare

  • Tendenziell kann ich vielem in der Kritik zustimmen, aber wenn es um den Antagonisten geht, könnte man meinen, das der Film gar nicht gesehen wurde.

    Thanos will „alles Leben auf der Welt für immer zu zerstören“? Thanos will die „Menschheit untergehen sehen“? Er will die „Weltherrschaft an sich reißen“?

    Das ist einfach so dermaßen falsch, das es mir die Sprache verschlägt. Thanos will „einfach“ nur die jeweiligen Bevölkerungen halbieren – mit dem Hintergrund der Überbevölkerung hinsichtlich fehlender Ressourcen (siehe sein Heimatplanet Titan).
    Thanos WILL NICHT alles Leben auf der Welt zerstören, er WILL NICHT die Menschheit untergehen sehen (O-Ton im Film: „Half of humanity will still exist“) und er WILL NICHT die Weltherrschaft an sich reißen. Er sieht seine Aufgabe eher als Mission, weil er glaubt, das es niemand anderes machen will/würde. Sobald die Aufgabe vollzogen wird/wurde, soll das Leben weitergehen und er sich zur Ruhe setzen.

    Ganz im ernst: ich glaube nicht, das der Schreiber der Kritik den Film überhaupt gesehen hat.

    • Hallo Christian,

      ich stimme Dir zu, dass diese Formulierungen nicht vollkommen dem entsprechen, was im Film tatsächlich passiert. Ausnahmsweise hat diese derart vage, an den offiziellen Pressetext angelehnte Formulierung mit dem kompletten Spoilerverbot zu tun, sodass ich hier auf keinen Fall konkreter auf jedwede Beweggründe des Schurken eingehen durfte und wollte.

      • Entschuldige bitte meine etwas zu hart gewählten Worte. Erst beim „zweiten“ lesen ist mir selbst aufgefallen, das ich teils unsachlich wurde. Der Rest der Kritik gefiel mir gut.

      • Angenommen! 🙂 Deine Kritik war ja auch in dem Sinne gerechtfertigt. Nur diesmal war es schon verdammt schwer, eine halbwegs schlüssige Handlungsbeschreibung abzugeben, ohne auch nur irgendwas zu verraten – bei „Infinity War“ wurde ja irgendwann ALLES zum Spoiler erklärt. 🙂

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