Das startet am 15. Juni 2017

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, meiner wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht’s um den Startdonnerstag des 15. Juni, der von der Kopienanzahl vermutlich von dem gnadenlos überhypten „Wonder Woman“ dominiert wird, jedoch auch eine sehr hohe Anzahl an Alternativen zu bieten hat. Fans derberer Kost bekommen mit „Das Belko Experiment“ einen blutigen FSK-18-Schocker zu bieten, wer sich lieber seiner Träumereien hingibt, für den ist der wunderschön bebilderte „Der wunderbare Garten der Bella Brown“ die richtige Wahl und für die aller kleinsten gibt es den ersten „Bob der Baumeister“-Kinofilm zu sehen. Müßig zu erwähnen, dass wohl kaum einer dieser Filme die Chance hat, an den Kinokassen abzuräumen. Das gilt übrigens auch für „Loving“, der nach seinem ursprünglichen Kino-Aus aber immerhin doch noch in die Lichtspielhäuser kommt. Übrigens: Zu „All Eyez On Me“ besteht bis Dienstag leider noch eine Sperrfrist.

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

DAS BELKO EXPERIMENT  | Regie: Greg McLean | USA/COL 2016

Eine Gruppe von Angestellten verrichtet ihre Arbeit tagtäglich beim weltberühmten Belko-Konzern. Was genau hier für Geschäfte abgewickelt werden, wissen jedoch selbst die Mitarbeiter nicht so recht. All das spielt allerdings überhaupt keine Rolle mehr, als eines Tages Tag plötzlich eine Stimme durch die Lautsprecher ertönt, die sämtliche im Haus befindlichen Leute zu einem Experiment auffordert: In den kommenden 30 Minuten sollen zwei der 80 Mitarbeiter ihr Leben lassen. Wie das geschieht, sei den Angestellten selbst überlassen. Sollte das allerdings nicht geschehen, sterben weitaus mehr als bloß zwei Menschen. Keiner weiß, wie ernst es diese Stimme meint, worauf das Experiment hinaus läuft und wer am Ende des Tages noch übrig ist. Fakt ist, dass nach der verstrichenen Frist vier Köpfe explodieren. Und dass es aus dem riesigen Gebäudekomplex kein Entrinnen gibt.

„Das Belko Experiment“ ist ein überraschend grimmiger Action-Slasher mit hohem Gore-Gehalt, der mit punktuellem Witz dafür sorgt, dass die Szenerie ihre Bedrohlichkeit behält ohne zu sehr zu verstören. Interessant: Trotz der sehr hohen Anzahl an Figuren geht einem das Schicksal jeder einzelnen nah. Und wenn sich am Ende schließlich herauskristallisiert, was das alles eigentlich sollte, dann beginnt man plötzlich, unsere Gesellschaft einmal von Grund auf zu überdenken.


DER WUNDERBARE GARTEN DER BELLA BROWN  | Regie: Simon Aboud | UK/USA 2016

Die einst als Waisenmädchen von Enten groß gezogene Bella Brown (Jessica Brown Findlay) liebt die kleinen Dinge, die ihre Phantasie beflügeln, und träumt davon, Kinderbücher zu schreiben. Im echten Leben und in ihrem Haus aber liebt sie Ordnung über alles. Natur ist ihr ein Grauen, bedeutet sie doch Willkür und Chaos. Als sie von ihrem Vermieter gezwungen wird, ihren verwilderten Garten innerhalb eines Monats in einen blühenden zu verwandeln, weil ihr sonst die Kündigung droht, bekommt sie unerwartet Hilfe von ihrem mürrischen Nachbar Alfie Stephenson (Tom Wilkinson). Und hat nicht nur einen sehr grünen Finger, eine Menge Lebensweisheit und einen überaus begabten Koch namens Vernon (Andrew Scott), der Bella ebenfalls mit Rat und Tat zur Seite steht…

Mit seiner Leichtigkeit und Verspieltheit, der farbenfrohen Inszenierung und den liebenswert-neurotischen Figuren ist „Der wunderbare Garten der Bella Brown“ ein auf den Spuren von „Amelie“ wandelndes Erwachsenenmärchen, das es in seiner zeitlosen Schönheit vollkommen vergessen macht, dass die Geschichte an sich nicht wirklich innovativ ist. Ein herrlicher Geheimtipp!


LOVING  | Regie: Jeff Nichols | UK/USA 2016

Es sind die 50er Jahre, Richard (Joel Edgerton) und Mildred (Ruth Negga) sind sehr ineinander verliebt. Doch Mildreds Hautfarbe macht eine Liebesbeziehung unmöglich. In den Augen der anderen Weißen gehören die beiden nicht zusammen, unabhängig von der starken Zuneigung, die sie füreinander empfinden. Eine Ehe zwischen schwarz und weiß ist in ihrer Heimat Virginia verboten, also reist das Paar in das liberalere Washington DC. Durch eine Hochzeit wollen sie allen zeigen, dass sie für immer zusammengehören, auch offiziell. Doch die Freude währt nur kurz. Nach ihrer Rückkehr werden sie für ihre Tat mit Feindseligkeit und Hass bestraft; als die Polizei sie verhaftet, stellt man sie vor die Wahl: Ein getrenntes Leben in Virginia oder ein gemeinsames Leben fern ihrer Heimat, ihrer Familien, ihrer Freunde. 

Regie-Tausendsassa Jeff Nichols macht aus seinem intensiv gespielten Rassendrama „Loving“ eine ereignisreiche Mischung aus herzzerreißender Liebesgeschichte, fesselndem Gerichtsdrama und schockierender Alltagsbeobachtung, von der man sich wünschen würde, dass sie einem nicht so vertraut vorkäme.


BOB DER BAUMEISTER – DAS MEGA-TEAM | Regie: Stuart Evans, Colleen Morton | UK 2017

Noch nie haben Bob der Baumeister und sein Team einen so wichtigen und aufwändigen Auftrag übernommen. Sie werden einen alten Steinbruch in einen Stausee verwandeln und einen riesigen Staudamm bauen. Baggi, Buddel und Heppo wollen sich gerade auf die Arbeit stürzen, als plötzlich eine gewaltige Überraschung heranrollt: Drei große, starke, mächtige Mega Maschinen! Ace, Rumms und Kracher sind zusammen mit ihrem Baumeister Conrad gekommen, um Bob bei dem Bau des Staudamms zu helfen. Vor allem Baggi ist begeistert, denn er ist ein großer Fan von Mega-Bagger Ace, der früher einmal ein Fernsehstar war. Die beiden freunden sich schnell an, doch darüber vergisst Baggi vollkommen seine alten Freunde Buddel und Heppo. Die wiederum stellen bald fest, dass Rumms und Kracher zwar stark, aber alles andere als nett sind.

Der solide animierte und mit seinen sechzig Minuten das junge Publikum nicht überfordernde Film „Bob der Baumeister – Das Megateam“ verknüpft Spannung, Herz und Humor auf solch zuckersüße Weise, das sich auch die erwachsenen Zuschauer nicht allzu sehr langweilen werden.


WONDER WOMAN | Regie: Patty Jenkins | USA/CHN/HKG 2017

Vor ihrem Siegeszug als Wonder Woman wurde die Amazonenprinzessin Diana (Gal Gadot) zu einer unüberwindlichen Kriegerin ausgebildet. Sie wuchs in einem abgelegenen Inselparadies auf – erst von dem notgelandeten amerikanischen Piloten Steve (Chris Pine) erfährt sie von den fürchterlichen Konflikten im Rest der Welt. Daraufhin verlässt sie ihre Heimat, weil sie überzeugt ist, dass sie der bedrohlichen Situation Herr werden kann. In dem Krieg, der alle Kriege beenden soll, kämpft Diana an der Seite der Menschen, entdeckt allmählich ihr volles Potenzial… und ihre wahre Bestimmung, die darin liegen könnte, an der Seite einer Handvoll Helden die Welt zu retten. Sollte sie diesen lebensgefährlichen Konflikt überleben…

Auch „Wonder Woman“ kann nicht dafür sorgen, dass sich das DC-Universum aus seinem qualitativen Tief befreit. Mit Ausnahme einiger nett inszenierter Nahkampfszenen, ordentlichen Darstellern und ein wenig Humor im Mittelteil ist auch dieser Blockbuster ein mit wenig ansprechendem CGI vollgestopftes, weitestgehend seelenloses und sich viel zu ernst nehmendes Fantasyaction-Spektakel, das seinen feministischen Gedanken vollkommen verfehlt


ALL EYEZ ON ME  |  Regie: Benny Boom | USA 2017

Tupac Shakur (Demetrius Shipp Jr.) wächst in den Straßen New Yorks auf und wird hineingeworfen in eine Welt aus Ungerechtigkeit und Willkür. Er muss mitansehen, wie seine Community an Drogen zerbricht und von einer brutalen Polizeimacht unterdrückt wird. Schon früh experimentiert er mit Rap, um seiner Realität als junger schwarzer Mann eine Stimme zu geben. Sein Erfolg, plötzliche Berühmtheit und ein Leben mit viel Geld, Glanz und Glamour, werden aber gleichzeitig auch sein Untergang sein: Immer wieder gerät er mit dem Gesetz in Konflikt. 1995 muss er erneut ins Gefängnis. Als er nach seiner Entlassung zu Death Row Records geht und das Doppelalbum „All Eyez on me“ veröffentlicht, wird 2Pac zu einem der beliebtesten Rapper auf dem Planeten. Am 7. September 1996 wird er in Las Vegas auf offener Straße angeschossen. Sechs Tage später stirbt er mit nur fünfundzwanzig Jahren. 

Ob sich Tupac Shakur eine zweieinhalbstündige Seifenoper als filmisches Vermächtnis gewünscht hätte? Fakt ist: „All Eyez On Me“ holt kaum etwas aus dem harten Lebensweg des Musikers heraus, lässt den Konflikt zwischen West und East Coast sogar vollkommen unberücksichtigt und am Ende weiß man über den Menschen hinter dem Rapper genauso viel wie noch zu Beginn – nämlich gar nichts.


MARIA MAFIOSI |  Regie: Jule Ronstedt | DE 2017

Es scheint ‚alles paletti‘ zu sein, im so ausgelassenen Leben der hochschwangeren Polizistin Maria Moosandl aus Landsberg am Lech. Der Job macht ihr Spaß und sie freut sich auf die Zukunft, mit dem vor den Angehörigen noch geheim gehaltenen Vater, Rocco Pacelli. Der junge Italiener ist Sohn des Pizzeria-Besitzers und – wie sich herausstellt – Kleinstadt-Paten Silvio. Rocco will seinen Eltern jetzt endlich die gute Nachricht von dem Nachwuchs und seiner Hochzeit überbringen. Doch so einfach wie er sich das vorstellt, geht das nicht. Zur leidigen Überraschung des jungen Glücks sorgt Roccos Familie ausgerechnet jetzt für gewaltige Unruhe und durchkreuzt mit Papa Silvio die Hochzeitspläne durch seine eigenwilligen italienischen Geschäftsstrategien: Rocco ist angeblich einer Italienerin versprochen! 

Der Schlussakt reißt mit und auch die Darsteller geben sich alle Mühe, mehr aus dem Film herauszuholen, als abgestandene Klischees über Bayern und Italiener. So richtig klappen will das allerdings nicht. „Maria Mafiosi“ kann dem Genre der deutschen Krimikomödie keine eigenen, geschweige denn neuen Facetten hinzufügen.


MÄDELSTRIP  |  Regie: Jonathan Levine | USA 2017

Emily Middleton befindet sich auf dem Tiefpunkt: Sie wird gefeuert, verlassen und von ihren „Freundinnen“ gemieden. Ihr geplanter Ecuador-Urlaub scheint ins Wasser zu fallen, also fährt sie zu ihrer Mutter Linda, um sich auszuheulen. Linda, die sich noch immer um ihren erwachsenen und jeglicher Änderung im Leben ängstlich entgegnenden Sohn Jeffrey kümmert, fristet seit dem Ableben ihres Mannes ein ruhiges, abgeschottetes Leben. Da kommt Emily der Geistesblitz: Ihre Mutter könnte mit nach Ecuador reisen – es ist der exzentrischen, frisch gebackenen Junggesellin zwar peinlich, in ihrem Alter noch immer mit Mama unterwegs zu sein, aber sie kann ihr so wenigstens ein Abenteuer schenken. In Ecuador angekommen, dauert es nicht lang, bis sich die beiden gehörig auf die Nerven gehen… 

Eine Komödie, die nur minimal vergnüglicher ist, als die Qualen, die ihre Hauptfiguren durchleiden: Dass in Jonathan Levines staubig-miefiger Thrillerkomödie die sympathischste Figur ein Regierungsvertreter ist, der die Heldinnen nicht retten will, dürfte Bände sprechen. Da will man doch lieber selbst schnell Reisaus nehmen!


HILFE, UNSER LEHRER IST EIN FROSCH!  |  Regie: Anna van der Heide | NED 2016

Lehrer Franz übt seinen Beruf mit Freude und Leidenschaft aus und ist deshalb bei seinen Schülern überaus beliebt. Als die kleine Sita entdeckt, dass Franz sich manchmal in einen Frosch verwandelt, setzt sie gemeinsam mit den anderen Kindern der Klasse alles daran, ihrem Lehrer zu helfen, Fliegen für ihn zu fangen und ihn vor gefährlichen Tieren – wie Störchen – zu schützen. Aber dann übernimmt ein neuer Direktor die Schule und die Lage spitzt sich zu. Der Schulleiter schätzt Franz‘ liberale Methoden gar nicht. Außerdem hat er selbst ein dunkles Geheimnis… Entstanden nach dem Kinderroman von Paul van Loon wartet dieses liebenswerte moderne Märchen mit vielen vergnüglichen Szenarien auf. In Holland war der Film ein Überraschungserfolg an den Kinokassen und konnte große sowie kleine Zuschauer für sich begeistern. Im Sommer kommt der Film nun auch in die deutschen und österreichischen Kinos.


ICH WÜNSCHE DIR EIN SCHÖNES LEBEN  |  Regie: Ounie Lecomte | FR 2015

Elisa ist für einige Monate in Dünkirchen als Vertretung in einer Praxis. Sie hat ihren Sohn Noah mitgebracht und lässt ihn hier zur Schule gehen. Vor 30 Jahren ist Elisa in Dünkirchen anonym geboren und von ihrer leiblichen Mutter direkt zur Adoption freigegeben worden. Elisa hat ihre leibliche Mutter über die Adoptionsbehörde gebeten, sich zuerkennen zu geben. Aber Elisas Mutter weigert sich ihre Identität zu offenbaren. Elisa hofft auf ein Einlenken der unbekannten Mutter, wenn sie in der gleichen Stadt lebt und auch auf den Zufall. Über viele Jahre hat Elisa die Frage nach ihren leiblichen Eltern in sich verschlossen. Da ihr Sohn Noah, aber einen arabischen Einschlag hat, der nicht von seinem leiblichen Vater kommen kann, kommen nur Elisas unbekannte Eltern in Frage. Als Noah anfängt sich in der Schule mit den arabisch stämmigen Kindern zu solidarisieren, erkennt Elisa, dass sie auch für Noah Antworten zu ihrer unbekannten Familie finden muss.


Heimkinotipp: HIDDEN FIGURES  |  Regie: Theodore Melfi | USA 2016

Katherine Johnson (Taraji P. Henson), Dorothy Vaughan (Octavia Spencer) und Mary Jackson (Janelle Monáe) arbeiten zu Beginn der Sechzigerjahre bei der NASA und sind an vorderster Front an einem der wichtigsten Ereignisse der jüngeren Zeitgeschichte beteiligt. Die brillanten Mathematikerinnen sind Teil jenes Teams, das dem ersten US- Astronauten John Glenn die Erdumrundung ermöglicht. Eine atemberaubende Leistung, die der amerikanischen Nation neues Selbstbewusstsein gibt, den Wettlauf ins All neu definiert und die Welt aufrüttelt. Dabei kämpft das visionäre Trio um die Überwindung der Geschlechter- und Rassengrenzen und ist eine Inspiration für kommende Generationen, an ihren großen Träumen festzuhalten.

Mit einem feinen Fingerspitzengefühl für die Balance zwischen Tragik und Komik erzählt Theodore Melfi in einem Tatsachendrama „Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen“ von drei Powerfrauen, die die US-amerikanische Raumfahrtgeschichte entscheidend geprägt haben.

2 Kommentare

Und was sagst Du dazu?