Power Rangers

Zwanzig Jahre nach ihrem letzten Leinwandausflug zieht es die POWER RANGERS erneut ins Kino. Doch braucht es wirklich noch ein weiteres Heldenfranchise im davon so übersättigten Blockbusterkino? Mehr dazu verrate ich in meiner Kritik.

Der Plot

Fünf Teenager, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Jason (Dacre Montgomery), Kimberley (Naomi Scott), Billy (RJ Cyler), Trini (Becky G) und Zack (Ludi Lin) haben nichts weiter gemeinsam, als auf dieselbe High School im Städtchen Angel Grove zu gehen. Als Jason und Billy durch Zufall auf etwas stoßen, das sie für uralte Fossilien halten, erwecken sie eine außerirdische Macht, die die Menschheit auslöschen will. Die Ereignisse überschlagen sich und schweißen die fünf Teenager zusammen, als sie plötzlich auf unerklärliche Weise Superkräfte besitzen! Dass ihre neu erworbenen Fähigkeiten nicht nur ein Spiel sind, stellt sich schnell heraus, als ihnen Zordon, der einstige Red Ranger als Hologramm erscheint. Von ihm erfahren sie, dass die Außerirdische Rita Repulsa (Elizabeth Banks) mit ihrer Alien-Armee einen Angriff auf die Erde plant. Um die Welt retten zu können, müssen die fünf nun innerhalb weniger Tage lernen, was normalerweise Jahre dauert: echte Power Rangers zu werden!

Kritik

Die 1993 erstmals im US-amerikanischen Fernsehen ausgestrahlte und auf Basis der japanischen Vorlage „Super Sentai“ entwickelte Zeichentrickserie „Power Rangers“ hatte den Merchandise-Markt für Kinder jahrelang fest in der Hand. Bis heute werden immer neue Staffeln für den internationalen Markt hergestellt. Erst kürzlich fand auf der Streaming-Plattform Twitch ein Serienmarathon zu „Power Rangers“ statt; eine ziemlich eindrucksvolle Idee, um die PR-Maschinerie zum Start des neuesten Kinofilms der Teenie-Superhelden stetig auf Laufen zu halten. Der simpel „Power Rangers“ betitelte Fantasyactioner von „Project Almanac“-Regisseur Dean Israelite ist der dritte Leinwandausflug der gleichnamigen Titelhelden und der erste von Blockbuster-Ausmaßen. Über 100 Millionen US-Dollar Budget verschlang das in kleineren und größeren Nebenrollen sogar mit Bill Hader („Dating Queen“), „Bryan Cranston („Trumbo“) und Elizabeth Banks („Pitch Perfect 2“) hochbesetzte Projekt, das jedoch in erster Linie auf die Darstellungen der die Power Rangers zum Leben erweckenden Newcomer lebt. Wenn das hier gut geht, stehen dem „Power Rangers“-Franchise alle Türen offen. Nie war die Zeit idealer, um einen Teenie-Superhelden-Film mit hohen Produktionsstandards auf das Publikum loszulassen, dass nach wie vor nicht genug Stoff aus dem Genre bekommt. Doch vielleicht hat sich die immer mehr zur Kinderserie leergewirtschaftete Marke ja mittlerweile auch überlebt?

(v.l.n.r.): Jason (Dacre Montgomery), Billy (RJ Cyler), Zack (Ludi Lin), Kimberly (Naomi Scott) und Trini (Becky G) trauen ihren Augen nicht

So viel sei vorweg verraten: Der filmische Neustart der „Power Rangers“ ist nicht bloß gelungen, er beansprucht sogar bislang weitestgehend unbespieltes Blockbuster-Terrain. Sicher haben wir es auch hier wieder einmal mit einer Gruppe von Superhelden zu tun, doch während die Filme der großen Frontrunner-Studios verstärkt auf Komplexität und Suspense setzen (oder zumindest vorgeben, das zu tun – Stichwort: DC), punktet „Power Rangers“ mit einer bemerkenswerten Verspieltheit. Schon die jüngeren Filme rund um die „Teenage Mutant Ninja Turtles“ versuchten sich auf diesem Weg, doch anstatt amüsante Heroen-Scharmützel gab es hier vornehmlich Albernheiten und lieblose CGI-Gewitter zu bestaunen. Die Macher von „Power Rangers“ orientieren sich zwar an einem ähnlichen Grundton und geben damit auch ihre Zielgruppe vor, die in erster Linie bei den jüngeren Zuschauern zu finden sein dürfte, doch bewusste Selbstironie und die anfängliche Konzentration auf die Charaktere mitsamt ihren emotionalen Hintergründen ordnen den Film als Clash zwischen ehrlichem Coming-of-Age-Movie und Superhelden-Fantasy ein. Das ist vor allem deshalb so angenehm, weil der humoristische Ton von „Power Rangers“ hier nicht ansatzweise so aufgesetzt wirkt, wie bei so vielen anderen Genrefilmen dieses Kalibers, in denen in routinierter Regelmäßigkeit coole One-Liner vom Stapel gelassen werden, um das Publikum bei Laune zu halten. Wenn die fünf Superhelden wider Willen hier aneinander geraten, Spaß haben oder erstaunt ihre Superkräfte entdecken und testen, geschieht das mit einer angenehm unbedarften Attitüde.

Wie für eine Origin-Story üblich, nimmt sich Drehbuchautor John Gatins („Kong: Skull Island“) sehr viel Zeit, um seine Figuren ausgiebig zu etablieren. Von den satten zwei Stunden Laufzeit, nimmt der Kampf gegen die von Elizabeth Banks verkörperte Schurkin nur etwa ein Viertel ein. In erster Linie schildert „Power Rangers“ das Zusammentreffen der fünf Leidensgenossen sowie das Training, bis sie schließlich mit ihrer Aufgabe konfrontiert werden, das kleine Städtchen Angel Glove vor der furchteinflößenden Rita Repulsa zu beschützen. Natürlich orientiert sich John Gatins bei der Zeichnung der Hauptfiguren am Vorbild der Zeichentrickserie, doch gerade im Anbetracht diverser das Weltgeschehen beherrschender Rassen-, Gender- oder White-Washing-Diskussionen gefällt der Blick auf das Ensemble umso mehr. Auch die Power Rangers im Jahr 2017 stellen eine gemischt-ethnische Gruppe von Außenseitern dar, die obendrein sogar noch unterschiedliche sexuelle Orientierungen besitzen. Ein Entschluss, den John Gatins und der Rest der Macher dem aktuellen Zeitgeist schulden, doch gleichzeitig möchte man innerlich jubeln, wie selbstverständlich und weltoffen hier mit Themen umgegangen wird, die in anderen Filmen bereits für brennende Diskussionen gesorgt haben (aktuelles Beispiel: „Die Schöne und das Biest“). Die Teenies die sich hier später zu einem Team formieren, muss man einfach gern haben – die halbe Miete für einen Film, welcher bei Erfolg der Auftakt eines Franchises sein könnte. Als Schurkin besticht Elizabeth Banks zwar in ihrer darstellerischen Ausführung, im Film wirken jedoch gerade ihre ersten Auftritte mitunter deplatziert. Optisch an Cara Delevignes Enchantress-Performance in „Suicide Squad“ erinnernd, wirkt ihr äußerst dusteres Auftreten, kombiniert mit ihren teils horrorhaft inszenierten Szenen, einen Tick zu gruselig im Vergleich zur ansonsten so jugendaffinen Action.

Elizabeth Banks ist Rita Repulsa

Diese inszeniert Dean Israelite schließlich ebenso dynamisch und flott wie auch den Rest des Films, lässt sie aber erst spät zur Geltung kommen. Zu Beginn sind es noch solch verhältnismäßig unauffällige Szenen wie der Sprung über einen mehrere Meter breiten Abgrund oder eine spektakulär gefilmte Tauch-Sequenz (Kameramann: Matthew J. Lloyd), welche die Lust am visuellen Spektakel befriedigen (müssen). Im Schlussakt, mit dessen Austauschbarkeit „Power Rangers“ leider an persönlicher Zugkraft verliert, dürfen Rita Repulsa und ihre Armee aus solide animierten Monstern schließlich die ganze Kleinstadt in Schutt und Asche legen. Dank der Betonung innerhalb der Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Power Rangers gerät das Finale zwar nicht redundant, zumal sich das Skript auch einige Seitenhiebe in Richtung anderer großer Franchises erlaubt. Gleichzeitig lässt die Qualität der Effekte zum Ende hin kontinuierlich nach; und mehr als das schon vielfach da gewesene „der Bösewicht zerstört alles und jeden“-Thema bietet „Power Rangers“ nun mal auch nicht. Spaß haben lässt es sich an all dem jedoch ganz hervorragend. Die Newcomer Dacre Montgomery („Stranger Things“), Naomi Scott („69 Tage Hoffnung“), Ludi Lin, Becky G. („Empire“) und der unangefochtene Filmliebling RC Cyler („Ich und Earl und das Mädchen“) machen sich mit einem Schlag ihre kultbehafteten Figuren zueigen. Und irgendwie wollen wir tatsächlich mal wieder wissen, wie es mit diesen wohl weitergeht.

Fazit: Auf einer Superhelden-Skala, auf der die eins für solch lieblos-hektische Filme wie „Teenage Mutant Ninja Turtles“ steht, während man es bei einer zehn mit komplexer Heroen-Kost der Marke „The First Avenger: Civil War“ zu tun hat, ordnet sich „Power Rangers“ im soliden Mittelfeld ein, der vor allem mit Persönlichkeit, Herz und Verspieltheit punktet.

„Power Rangers“ ist ab dem 23. März bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen.

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