Das startet am 2. März 2017

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, meiner wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht’s um den Startdonnerstag des 2. März, an dem „Logan“ klar den Ton angeben dürfte. Die meisten Zuschauer in die Programmkinos ziehen, dürfte hingegen Martin Scorseses Herzensprojekt „Silence“, auch wenn man sich hier auf drei lange (und sich noch länger anfühlende) Kinostunden einstellen muss. Mit einem riesigen Fragezeichen versehen ist der Horrorfilm „Wolves at the Door“, über den so gut wie nichts bekannt ist und der auch der Presse vorab nicht gezeigt wurde. Möglich, dass es sich hierbei nur um einen Alibistart handelt. „Der junge Karl Marx“ und „Die Frau im Mond“ gehören zur Kategorie „ferner liefen“ – letzterer malträtiert hoffentlich nicht allzu viele Zuschauer.

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

LOGAN | Regie: James Mangold | USA 2017

Logan

Wir schreiben das Jahr 2029. Ein abgekämpfter Wolverine alias Logan (Hugh Jackman) und ein gebrochenen Professor X (Patrick Stewart) vegetieren in einem Versteck nahe der mexikanischen Grenze vor sich hin. Doch Logans Versuche, sich vor der Welt und seinem Vermächtnis zu verstecken, misslingen, als ein junger Mutant namens Laura (Dafne Keen), von dunklen Kräften verfolgt, bei ihnen Zuflucht sucht. Für Logan könnte das junge Mädchen die letzte Möglichkeit sein, in die Gesellschaft zurück zu finden. Doch vielleicht will er das ja auch überhaupt nicht!? Für das Dreiergespann beginnt ein blutiger Überlebenskampf, der viele Opfer fordert. Wird Logan jemals zur Ruhe finden können, oder ist er dazu verdammt, auf ewig ein Krieger zu sein?4 von 5

Trotz kleiner erzählerischer Schwäche ist „Logan“ der reifste Superheldenfilm, den Marvel je hervor gebracht hat. Das düster-poetische, ultrabrutale und virtuos bebilderte Actiondrama könnte die Geschichte um Wolverine nicht besser abschließen.


SILENCE |  Regie: Martin Scorsese | USA/TWN/MEX 2017

Silence

1638 brechen Pater Sebastião Rodrigues (Andrew Garfield) und Pater Francisco Garpe (Adam Driver) von Portugal ins für die westliche Welt völlig abgeschottete Japan auf, um der Wahrheit hinter den undenkbaren Gerüchten nachzugehen, dass ihr berühmter Lehrer Cristóvão Ferreira (Liam Neeson) seinem Glauben abgeschworen habe. Nach ihrer Ankunft erleben sie die brutale und unmenschliche Verfolgung der Christen durch die japanischen Machthaber. Angesichts der Ereignisse in einer Gesellschaft, die keine Toleranz kennt und in der der Tod an der Tagesordnung ist, stellt sich Sebastião auf seiner Reise durch das von der Gewaltherrschaft der Shōgune zerrissene Land die immerwährende Frage: Wie kann Gott zu all dem schweigen?
3 von 5

Der Aufwand hinter „Silence“ lässt zu keiner Minute die Frage aufkommen, ob es sich bei diesem Film tatsächlich um ein Herzensprojekt Martin Scorseses handelt. Doch die durchgehende Schwermut und die gezeigte Gewalt fordern nicht bloß viel Geduld und Gutwillen vom Zuschauer, sich für die Belange der unnahbar bleibenden Hauptfigur zu interessieren. Der Film bedarf auch einer fraglosen Akzeptanz der gezeigten Ereignisse.


DER JUNGE KARL MARX |  Regie: Raoul Peck | FR/DE/BEL 2017
Der junge Karl Marx

Paris, 1844, am Vorabend der industriellen Revolution: der 26-jährige Karl Marx lebt mit seiner Frau Jenny im französischen Exil. Als Marx dort dem jungen Friedrich Engels vorgestellt wird, hat der notorisch bankrotte Familienvater für den gestriegelten Bourgeois und Sohn eines Fabrikbesitzers nur Verachtung übrig. Doch der Dandy Engels hat gerade über die Verelendung des englischen Proletariats geschrieben, er liebt Mary Burns, eine Baumwollspinnerin und Rebellin der englischen Arbeiterbewegung. Engels weiß, wovon er spricht. Er ist das letzte Puzzlestück, das Marx zu einer rückhaltlosen Beschreibung der Krise noch fehlt. Marx und Engels haben denselben Humor und ein gemeinsames Ziel. Sie respektieren und inspirieren sich als Kampfgefährten. Zusammen mit Jenny Marx erarbeiten sie Schriften, die die Revolution entzünden sollen.
3 von 5

„Der junge Karl Marx“ ist ein imposant ausgestattetes, solide inszeniertes Biopic, das aufgrund der sehr persönlichen Erzählweise neue Blickwinkel auf die Person Karl Marx zulässt. Wenn der Regisseur hin und wieder den Kern der Erzählung aus den Augen verliert, gelingt es den Darstellern, den Film zusammen zu halten. Die Logik hinter den sich scheinbar willkürlich ändernden Sprachen erschließt sich einem allerdings überhaupt nicht.


DIE FRAU IM MOND | Regie: Nicole Garcia | FR/BEL/CAN 2017

Die Frau im Mond

Frankreich, Anfang der vierziger Jahre. Die junge Gabrielle (Marion Cottilard) träumt von der vollkommenen Liebe und löst zu einer Zeit, in der Ehen weniger aus Liebe als zur Absicherung geschlossen wurden mit ihrer früh erwachten Sexualität einen Skandal aus. In ihrem bäuerlichen Heimatort wird sie für verrückt gehalten, bis ihre Eltern sie mit dem Saisonarbeiter José (Àlex Brendemühl) verheiraten, der sie zu einer achtbaren Frau machen soll. Gabrielle fühlt sich lebendig begraben. Als man sie wegen ihrer zerbrechlichen Gesundheit in ein Sanatorium in die Alpen schickt, erweckt der im Indochina-Krieg verwundete Leutnant André Sauvage (Louis Garrel) erneut das in ihr drängende Bedürfnis nach leidenschaftlicher Liebe. Nach Jahren in einer starren Vernunftehe schein Gabrielle ein spätes Glück vergönnt…
1 von 5

Neben der fast schon frechen Botschaft hinter „Die Frau im Mond“ ist Nicole Garcias Erotikdrama ein unerträglich prätentiöses, teilnahmslos gespieltes Porträt einer Frau, für die man partout keine Sympathien aufbringen kann. Wenn nicht einmal Marion Cottilard dem entgegen wirkt, sind tatsächlich Hopfen und Malz verloren.


WOLVES AT THE DOOR | Regie: John R. Leonetti | USA 2016
Wolves at the Door

Im Hochsommer 1969 wollen es die vier Freunde Sharon, Abigail , Jay und Wojciech noch einmal richtig krachen lassen, bevor sich die Truppe anschließend in alle Winde verstreut. In einem einsamen Haus in den Hollywood Hills steht alles für ein entspanntes bereit, während es sich im Gästehaus des altehrwürdigen Anwesens die beiden Untermieter William und Steven mit selbst gedrehten Joints gemütlich gemacht haben. Im Zuge der ausgelassenen Stimmung merken die Freunde zunächst nicht, dass sich Fremde Zutritt zum Haus verschafft haben. Erst, als wie von Geisterhand Elektrogeräte angehen und es immer wieder unheilvoll gegen Fenster und Türen klopft, ahnen sie, dass sie in Gefahr schweben. Sie sind ins Visier einer erbarmungslosen Killergang geraten, die selbst vor der schwangeren Sharon nicht Halt machen… 1 von 5

Kaum zu glauben, dass diesem Film die berühmten Morde des Charles Manson zugrunde liegen: „Wolves at the Door“ ist einer der ödesten Horrorstreifen der letzten Jahre und in seiner gelangweilt-austauschbaren Machart so überflüssig wie sein Alibi-Kinostart.


CERTAIN WOMEN | Regie: Kelly Reichardt | USA 2016

Certain Women

In ihrem schö­nen neu­en Film ver­knüpft die erfolgreiche Indie-Regisseurin Kel­ly Reichardt („Old Joy“, „Wen­dy & Lucy, Meek’s Cutoff“, „Night Moves“) lose drei Geschich­ten mit vier Frau­en in Livings­ton, Mon­tana, oder vier Auto­stun­den davon ent­fernt, die sich nie über den Weg laufen und die trotzdem ähnliche Lebenswege verfolgen:

Lau­ra ist eigentlich eine recht erfolgreiche Anwäl­tin, die einen ver­zwei­fel­ten Kli­en­ten davon über­zeu­gen will, dass eine Arbeits­rechts­kla­ge erfolg­los sein wird. Bislang ohne Erfolg. Gina und ihr Mann Ryan begin­nen mit­ten im Wald mit dem Bau eines eige­nen Hau­ses und möch­ten dafür dem alten Nach­barn die Natur­stei­ne abluch­sen, und haben eine schwer puber­tie­ren­de Toch­ter im Gepäck. Die jun­ge Pfer­de­pfle­ge­rin Jamie ver­liebt sich in Beth, die ihr Jura­stu­di­um gera­de abge­schlos­sen hat und als ers­ten Job Abend­schul­un­ter­richt auf dem Land gibt.


 Heimkinotipp: KUBO – DER TAPFERE SAMURAI  |  Regie: Travis Knight | USA 2016

Kubo - Der tapfere Samurai

Die Geschichte spielt in Japan vor unserer Zeit. Unser junger, gutherziger Held Kubo lebt in einer Stadt am Meer und kümmert sich um seine Mutter, seit sein Vater verstorben ist. Er lebt ein bescheidenes Dasein als Geschichtenerzähler, zu dessen Zuhörern auch Hosato, Akihiro und Kameyo gehören. Doch Kubos recht ruhige Existenz zerbricht mit einem Schlag, als er versehentlich einen Geist aus seiner Vergangenheit beschwört und dieser voller Zorn auf die Erde hinab stürmt, um eine uralte Blutrache zu vollstrecken. Nun bricht das große Chaos aus, Kubo muss flüchten und ist auf die Hilfe seiner neuen Gefährten angewiesen: Monkey und Beetle. Mit ihnen begibt er sich unerschrocken auf eine gefahrvolle Abenteuerfahrt, um seine Familie zu retten.
5 von 5

Mit „Kubo – Der tapfere Samurai“ legt das Studio von „Coraline“ und „ParaNorman“ seine bislang stärkste Arbeit vor. Die melancholische Abenteuergeschichte um einen kleinen Jungen auf der Suche nach sich selbst ist ein allumfassend berauschendes, erzählerisch wie visuell formidabel inszeniertes Stop-Motion-Meisterwerk ab, bei dem nicht nur die spektakulären 3D-Bildgewalten nachträglich hängen bleiben.

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