Mike and Dave Need Wedding Dates

Zac Efron scheint an dem Subgenre der Partykomödie Gefallen gefunden zu haben. Nach „Dirty Grandpa“ gibt er sich nun in der Comedyproduktion MIKE AND DAVE NEED WEDDING DATES die Ehre, die nicht nur aufgrund ihrer wahren Erzählumstände weitaus besser geraten ist, als der grottenschlechte Vertreter mit Robert DeNiro. MEhr dazu in meiner Kritik.Mike and Dave Need Wedding Dates

Der Plot

Mike (Adam Devine) und Dave Stangle (Zac Egron) sind jung, abenteuerlustig, witzig – und manche würden sogar sagen nervig. Zu diesen „manchen“ zählen bestimmt auch andere Mitglieder der Stangle-Familie. Als ihre Schwester Jeanie (Sugar Lyn Beard) also ankündigt, sie werde demnächst heiraten, hält die Familie eine Interventions-Sitzung ab und verlangt, dass Mike und Dave in weiblicher Begleitung zur Hochzeit erscheinen. Also müssen Dates her! Um dem Wunsch ihrer Familie nachzukommen, wenden sich Mike und Dave an die beste Quelle für manierliche und respektable Girls, die ihnen einfällt: Craigslist. Sie schalten eine Anzeige mit dem Versprechen, dass ihre jeweilige Begleiterin eine Gratis-Reise nach Hawaii bekommt sowie die Gelegenheit, an sämtlichen mit der Hochzeit verbundenen Aktivitäten der Stangle-Familie teilzunehmen. Die Anzeige verbreitet sich wie ein Lauffeuer, und die Bewerberinnen antworten dermaßen zahlreich, dass Mike und Dave nichts anderes übrig bleibt, als ein Vorsprechen abzuhalten. Plötzlich erscheinen Tatiana (Aubrey Plaza) und Alice (Anna Kendrick) auf der Bildfläche. Die beiden gehen planvoll vor und sichern sich so ihre Plätze als Begleiterinnen für die Reise zur Hochzeit. Was Mike und Dave nicht ahnen: Diese beiden Grazien sind schlimmer, als sie selbst und drohen, die Hochzeit in ein heilloses Chaos zu stürzen.

Kritik

Eine Partykomödie mit Zac Efron in der Hauptrolle – irgendwie kommt einem diese Ausgangslage ganz schön bekannt vor. Anfang des Jahres gab es den ehemaligen „High School Musical“-Star schließlich schon in der hundsmiserablen Krawallcomedy „Dirty Grandpa“ zu sehen, die im Wesentlichen daraus bestand, dass Robert DeNiro dem Publikum das komplette Fäkalvokabular des Durchschnitts-Proleten entgegen schleuderte. Nun greift Regisseur Jake Szymanski in seinem Kinodebüt „Mike and Dave Need Wedding Dates“ auf eine ähnliche Prämisse zurück. Auch in seiner in der Realität verwurzelten Twen-Komödie geht es bisweilen feuchtfröhlich zu und nicht selten greift der vorzugsweise im TV- und Seriensegment tätige Filmemacher auf Gags unterhalb der Gürtellinie zurück. Doch den Vergleich der beiden Filme so lange auf den kleinsten gemeinsamen Nenner herunter zu kürzen, bis man – wie einige Pressevertreter bei der Hamburger Pressevorführung – zu dem Schluss kommt, „Mike and Dave Need Wedding Dates“ und „Dirty Grandpa“ wären, Zitat, „genau so schlimm“, ist nicht nur einem stark vereinfachten Blick auf beide Filme geschuldet, er bezieht auch weder die Intention der Macher, noch das tatsächlich auf der Leinwand gezeigte Endergebnis mit ein. Ging es „Dirty Grandpa“-Regisseur Dan Mazer ausschließlich um den kalkulierten Tabu-Bruch, ist Szymanskis Projekt immer noch smart genug und mit einem liebevollen Blick auf die Belange seiner Hauptfiguren ausgestattet, dass sich der herzliche Kern der Geschichte auch unter den derben Späßen der Protagonisten entfalten kann – und dass dafür eben nicht bloß die beiden Herren, sondern in den meisten Fällen die vermeintlich braven Damen zuständig sind, macht „Mike and Dave Need Wedding Dates“ obendrein sogar emanzipatorisch wertvoll.

Mike and Dave Need Wedding Dates

Der augenscheinlich aller erste Gag in „Mike and Dave Need Wedding Dates“ ist gar keiner: Die Einblendung, das Geschehen im Film würde im weitesten Sinne auf wahren Ereignissen beruhen, ist tatsächlich wahr. Auch wenn die Drehbuchautoren Andrew Jay Cohen und Brendan O’Brien (schrieben bereits „Bad Neighbors“ zusammen) die ohnehin schon skurrile Prämisse um zwei Brüdern, die von ihrer Familie dazu angehalten werden, Hochzeitsdates zu organisieren, um den lieben Frieden zu wahren, natürlich komödientauglich aufpeppten. So bleibt die Handlung bei aller Absurdität immer glaubwürdig; selbst ein nur allzu slapstickartig inszenierter Quad-Unfall wirkt im Gesamtkonstrukt des Filmes authentisch. So ziehen die Macher die hohe Gagdichte nicht aus möglichst spektakulären Einzelszenen. Stattdessen ist es die derb-herzliche Interaktion zwischen den Hauptfiguren, die immer wieder auch mit dem Verständnis für typische Mann-Frau-Stereotypen kokettiert. Ähnlich des aktuellen „Ghostbusters“-Reboots setzt auch Jake Szymanski die beiden Hauptdarstellerinnen Anna Kendrick („Pitch Perfect 1 und 2“) und die im Filmbusiness bisher eher weniger präsente Aubrey Plaza („Dirty Grandpa“) so natürlich in Szene, dass ausgerechnet diese Selbstverständlichkeit dafür sorgt, dass Mike and Dave sowie Tatiana und Alice stets auf einer Augenhöhe agieren. Wer hier welches Geschlecht hat, spielt absolut keine Rolle; die beiden Grazien begnügen sich auf dem Hotelzimmer mit Pornos, während die beiden Herren dafür plädieren, mit Delfinen schwimmen zu gehen. Beim gemeinsamen Quadfahren haben trotzdem alle gemeinsam Spaß. Gerade ohne diesen erhobenen Gender-Zeigefinger gelingt es Regie und Autoren, ein völliges Selbstverständnis zwischen den Geschlechtern zu erreichen. Da können sich andere Filmemacher gern eine Scheibe von abschneiden.

Dass Jake Szymanski seine Darsteller in vielen Momenten „einfach machen“ lässt, verleiht seiner Komödie ein mitreißend anarchistisches Feeling, das gerade von der Improvisationsfreude der Mimen liebt. Die teils bizarr-komischen Dialoge werden von Anna Kendrick und Co. mit passioniertem Elan vorgetragen; aufgesetzt wirken sie gerade dadurch nie. Ein Probedinner gerät zum Eklat, die Braut bekommt eine etwas andere Massage spendiert, die so irrwitzig aus dem Ruder läuft, dass beim hier tatsächlich überschrittenen Slapstick-Zenit gern ein Auge zugedrückt werden darf und den gemeinsamen Drogenkonsum von Alice und Jeanie würzen die Darstellerinnen mit solch trockenem Humor, dass die zwischen diesen Szenen immer wieder hervortretenden Schwächen im Skript ausgeglichen werden können. Das Drehbuch ist zwar reich an komödiantischen Höhepunkten, den emotionalen Reifeprozess der Figuren können die Autoren jedoch nicht so glaubhaft unterbauen, dass „Mike and Dave Need Wedding Dates“ mit mehr Inhalt daherkommt, als einem Alibi-Plot über Familienzusammenhalt und den Wert echter Freundschaft. Als Jeanie am Tag vor der Hochzeit noch einmal an ihrer Beziehung zweifelt und ihre Brüder mitsamt Fake-Dates versuchen, ihr die Augen zu öffnen, bleiben derartige Szenen zu klischeehaft, um der Geschichte selbst noch mehr Wertigkeit zu verleihen. Vor allem der Mittelteil des Films wird durch vermeintlich tiefschürfende Dialoge immer wieder ausgebremst. Das ehrt zwar den Regisseur; immerhin verlässt dieser sich hier nicht ausschließlich auf Schimpftiraden und Flucheskapaden. Gleichwohl wirkt es aufgesetzt – „Mike and Dave Need Wedding Dates“ hätte also tatsächlich noch ein wenig mehr Dynamik vertragen.

Mike and Dave Need Wedding Dates

Dasselbe kann man den Darstellern natürlich nicht vorwerfen. Wie bereits angerissen, zeigen sich sowohl die Damen, als auch die Herren vollkommen losgelöst davon, sich am Set zugunsten ihrer Figuren zusammenreißen zu müssen. Anna Kendrick, die sich zwar schon mehrmals als Comedy-Talent bewiesen hat, hier aber erstmals sämtliche Hemmungen fallen lassen darf, Aubrey Plaza, die einige derbe Running Gags spendiert bekommt, sowie Zac Efron, der immer ein wenig tollpatschig daherkommt und der hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibende Adam Devine („Pitch Perfect“), der leider einen Großteil der Fäkalgags abbekommt, dürfen in „Mike and Dave Need Wedding Dates“ so richtig auf die Kacke hauen. Die Krönung dieser „Uns ist alles egal!“-Attitüde ist ein herrlich passioniert vorgetragener Karaoke-Song innerhalb der mit Abstand besten Szene des Films: dem großen Finale. Dass „Mike and Dave Need Wedding Dates“ trotz der holprigen Dramaturgie auf einem Höhepunkt endet, ist für den Zuschauer natürlich ideal. Schließlich ist der letzte Eindruck, den ein Film hinterlässt, der, mit dem man den Kinosaal verlässt. Wenn es danach geht, sind die Eskapaden der beiden Stangle-Brüder Teil der fetzigsten Partykomödie des Jahres.

Fazit: „Mike and Dave Need Wedding Dates“ ist sicher nicht das Non plus Ultra tiefgreifender Hollywoodkomödien. Dafür sorgen der hemmungslos passioniert aufspielende Cast, kreative Sketchideen und eine absurd komische Ausgangslage für 100 Minuten feuchtfröhlichen Kinospaß, der alles ist, aber ganz sicher nicht „so wie ‘Dirty Grandpa‘“.

„Mike and Dave Need Wedding Dates“ ist ab dem 1. September bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen.

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