Batman: The Killing Joke

Der dazugehörige Comic gehört zu den beliebtesten des DC-Universums. Kurz vor Kinostart des Sommer-Blockbusters „Suicide Squad“ kommt die dreckige Verfilmung von BATMAN: THE KILLING JOKE auch in ausgewählte Kinos auf deutschem Boden. Ist das eine gute Idee des zuletzt von negativen Kritiken regelrecht gescholtenen Comic-Riesen?Ch9YLSbVAAAtGKC

Der Plot

Batmans Erzfeind, der Joker, kann aus dem eigentlich ausbruchsicheren Gefängnis Arkham entkommen. Fortan ist Batman auf der Jagd nach dem Clownprinz des Verbrechens, tut sich jedoch schwer, seine Spur aufzunehmen. Der Joker hat nämlich ganz andere Sorgen als den ihn verfolgenden dunklen Ritter. Er widmet sich ausgiebig der Familie Gordon und exerziert eine beispiellose Demütigung und Hatz auf die Familie. Dabei gerät nicht nur Batgirl Barbara Gordon unter Beschuss der besonderen Art …

Kritik

Eines muss man DC lassen: Der direkte Konkurrent von Comicgigant Marvel weiß nicht nur, wie man in die Schlagzeilen kommt, sondern auch, wie man sich möglichst lange darin hält. Das Desaster um das nahezu einheitlich negative Kritiker-Feedback für den pompösen Superheldenclash „Batman v Superman: Dawn of Justice“ ist noch nicht ganz verdaut, da folgt mit den äußerst verhaltenen Stimmen gegenüber „Suicide Squad“ direkt der nächste Dämpfer, den eingefleischte Fans gar als Anlass für eine Petition gegen die Onlinekritik-Sammelseite „Rotten Tomatoes“ nahmen – und für Verschwörungen, Rezensenten würden durch (bezahlte) negative Meinungmache um DC-Filme ja nur die Lobby des zu Disney gehörenden Marvel-Konzerns stärken wollen. Dass das ebenso absurd ist, wie die andauernde Diskussion darum, das „Ghostbusters“-Reboot sei in Wirklichkeit ein „Propagandamittel des First-World-Feminismusses“ (Zitat Ende), beweisen die aktuellen Stimmen zum limitiert in den deutschen Kinos und ganzheitlich im Home-Entertainment-Bereich startenden Animationsfilm „Batman: The Killing Joke“, eine Trickverfilmung des gleichnamigen Comics rund um Batmans kalkweißen Erzfeind. Und auch wir möchten – mit Abstrichen – in diese Lobhudelei einsteigen, denn auch wenn sich Regisseur Sam Liu (TV-Serie „Beware the Batman“) inszenatorisch weitaus mehr trauen dürfte, ist „The Killing Joke“ eine düstere, intensive Auseinandersetzung mit der Figur des Joker, von der wir gern gewusst hätten, was ein Heath Ledger daraus gemacht hätte.

Batman: The Killing Joke

Ganz zu dem zum Fokus erklärten Titel-Schurken passend, befasst sich „The Killing Joke“ mit den vielen Facetten von Batmans Erzfeind, dem Joker. Schon mehrmals schlüpften menschliche Darsteller in die Rolle dieses ikonischen Bösewichts – Heath Ledger wurde für seine manische Verkörperung des Killerclowns posthum sogar mit dem Oscar ausgezeichnet. Den beklemmenden Realismus, der seiner Performance in Christopher Nolans „The Dark Knight“ 2008 inne wohnte, sucht man in „The Killing Joke“ vergebens. Drehbuchautor Brian Azzarello, der die dem Film zugrunde liegende Graphic Novel von Alan Moore auf das Medium Film übertrug, lässt in seiner Interpretation Wahnsinn walten, der sich, anders als etwa in „The Dark Knight“, nicht in willkürliche Anarchie, sondern vor allem in eine betont hasserfüllte Attitüde entlädt. „Batman: The Killing Joke“ ist stilistisch von Brutalität und Gewalt durchzogen, besinnt sich jedoch bevorzugt auf die vom Joker ausgehende Gefahr als Mörder und Verbrecher. Die in „The Dark Knight“ so beunruhigend wirkende Abgeklärtheit des Schurken kommt in der Zeichentrickverfilmung nicht zum Tragen und ersten Eindrücken zufolge folgt in wenigen Tagen auch Jared Leto diesem Charaktertypus, wenn der Oscarpreisträger den Joker in „Suicide Squad“ verkörpern darf.

Indem sich sowohl Comic als auch Film für diese Charakterzeichnung entscheiden, kann Regisseur Sam Liu bei seiner Arbeit ganz andere Akzente setzen, als etwa ein Christopher Nolan in seinen elegant-melancholischen Superhelden-Epen. Gleichwohl lässt sich hier allerdings auch eine Schwäche ausmachen, deren Herkunft auf den ersten Blick nicht vollständig schlüssig scheint: „Batman: The Killing Joke“ ist betont rau und explizit inszeniert; ein etwaiges Schielen in Richtung PG-13-Freigabe, ganz so, wie es von DC bei den großen Blockbuster-Verfilmungen gar vorgegeben wird, ist in diesem Film nicht auszumachen. Trotzdem schöpft Sam Liu nicht aus den Vollen. Es bleibt bei einigen Messerstechereien, bei denen ein wenig Blut fließen darf und auch die im Film dargestellten Frauen werden betont in nicht ganz jugendfreien Posen eingefangen. Hinzu kommt eine ebenfalls recht offenherzige Ausdrucksweise, weshalb ein R-Rating (respektive eine FSK-Freigabe ab 16) zwar schlüssig ist, gleichwohl hätten die Macher gut daran getan, den Gewaltgrad, des Themas wegen – und weil die Möglichkeiten gegeben sind – noch weiter hochzufahren. In der fertigen Produktion wirken die Actionszenen wie mit angezogener Handbremse inszeniert und eine Sex-Szene wird nur angedeutet, obwohl sie für das dadurch veränderte Verhältnis zwischen Batman und Batgirl sogar Relevanz hätte.

Batman: The Killing Joke

Ebenso wichtig wie die Umsetzung sind Geschichte und Charaktere. Obwohl es sich „Batman: The Killing Joke“ zum Anlass nimmt, neue Hintergründe zum Joker zu liefern und das Gesamtbild dieser faszinierenden Figur weiter zusammenzusetzen, tritt der Joker selbst erst verhältnismäßig spät aufs Parkett. Befasst sich der Film zunächst noch mit der Beziehung zwischen Batman und Batgirl sowie einem weiteren Gegner, dauert es eine knappe halbe Stunde, eh der Konflikt zwischen dem aus Arkham geflohenen Joker und Batman selbst etabliert wird. Was der Joker für ein perfides Spiel plant, welch perverse Mittel er anwendet, um sich selbst zu hinterfragen und scheinbar hanebüchene Theorien zur menschlichen Psyche aufzustellen, wollen wir an dieser Stelle nicht verraten. Allerdings möchten wir uns zu der Aussage hinreißen lassen, dass „The Killing Joke“ ab einer gewissen, vermutlich nur schwer in einem Realfilm umsetzbaren Szene in intensiv-zwischenmenschliche Gefilde wagt, von deren Ausführungen wir noch sehr viel mehr hätten sehen und hören wollen. So scheint es, als reiße Sam Liu die spannendsten Themen einfach nur an. Dabei würde „Batman: The Killing Joke“ letztlich sogar Stoff für einen Zwei-Stunden-Film bieten.

Fazit: „Batman: The Killing Joke“ zeichnet in einer knappen Zeit von nicht einmal 75 Minuten ein komplexes Bild des ikonischen Schurkenclowns, bleibt aber sowohl erzählerisch, als auch in der visuellen Aufmachung hinter seinen Möglichkeiten zurück. Das ist schade. Nicht, weil der Film dadurch unter einem schlechteren Eindruck zu leiden hätte, sondern weil man einfach merkt, wie viel mehr hier drin gewesen wäre, hätte sich Regisseur Liu getraut, noch mehr Gewalt zu zeigen und noch finstere Abgründe zu ergründen.

„Batman: The Killing Joke“ ist deutschlandweit in ausgewählten Kinos zu sehen und seit dem 4. August auf DVD und Blu-ray erhältlich.

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