Videoabend: Der Bunker

Kino ist teuer, mit einem gewissen Zeitaufwand verbunden und wer generell nicht gern unter Leute geht, der muss die Stoßzeiten meiden, um einen Film in Ruhe und ohne Störungen genießen zu können. Wenngleich die Videotheken nach und nach vom Online-Streaming verdrängt werden, geht doch nichts über einen gemütlichen Filmeabend auf dem heimischen Sofa. Obwohl die Auswahl riesig ist und Kinofilme immer schneller nach ihrem Start auch auf DVD und Blu-ray Disc erhältlich sind, lohnt sich sich ab und zu, einen Blick auf den Direct-to-Video-Markt zu werfen. Manchmal finden sich hier nämlich echte Perlen, ebenso sehr wie solche, die sich erst im Nachhinein als Rohrkrepierer erweisen. In meiner Rubrik VIDEOABEND möchte ich Euch jede Woche einen Film vorstellen, der es hierzulande nicht oder nur sehr limitiert ins Kino geschafft hat.

Diese Woche widme ich mich der deutschen Familiengroteske „Der Bunker“, die ab dem 22. Juli 2016 in unterschiedlichen Editionen auf DVD und Blu-ray Disc im Handel erhältlich ist.

Der Bunker

Ein ehrgeiziger Student (Pit Bukowski) quartiert sich als Untermieter bei einer merkwürdigen Familie ein, die ihren seltsamen Sohn Klaus (Daniel Fripan) zuhause in ihrer unterirdischen Bunkerwohnung unterrichtet. Dabei wird er Zeuge, seltsamer Erziehungsmethoden, mit einem noch merkwürdigeren Ziel, das dahinter steckt… „Der Bunker“ ist eine düstere, verstörende und witzige Geschichte über hohe Ansprüche, Familie, Bildung und Bindung. Nikias Chryssos‘ gefeierter und preigekrönter Debütfilm zeigt, dass deutsches Genrekino nicht nur lebt, sondern auch irre viel Spaß machen kann. So verwundert es nicht, dass „Der Bunker“ nicht nur auf der Berlinale 2015 seine Premiere feierte und auf dem Fantasy Filmfest Platz drei im Wettbewerb um den Fresh Blood Award belegte, sondern auch international unter anderem auf dem Fantastic Fest in Austin und dem Fantaspoa in Brasilien zum Festivalhit wurde.

Alive bewirbt ihn so: 

Der Hit von Fantasy Filmfest und Berlinale 2015!

Kritik

Mit nicht einmal zwanzig Kopien ging „Der Bunker“ vor einigen Monaten in die reguläre Kinoauswertung. Dabei wurde die Regiearbeit von Kurzfilmregisseur Nikias Chryssos („Mann liebt Hund“) sowohl auf seiner Premiere bei der Berlinale, als auch beim Fantasy Filmfest mit Lob nur so überschüttet. Und tatsächlich reiht sich die Familiengroteske in einen aktuellen Trend ein, für den sich das deutsche Genrekino auf die Schultern klopfen darf. Produktionen wie „Der Nachtmahr“, „Wild“ und Co. sorgen derzeit dafür, dass der Horror- sowie der fantastische Film aus nationalen Gefilden momentan besser dasteht, als je zuvor. Visionäre Regisseure inszenieren „frei nach Schnauze“, müssen sich im Anbetracht eines fehlenden Trends wenig bis kaum um die Anbiederung ans ohnehin interessierten Publikum scheren. Erlaubt ist, was gefällt. Entsprechend obskur wirkt „Der Bunker“ in seinem vollständigen Verzicht auf Konventionen, während gerade das dem Film zu einem interessanten (und zum mehrmaligen Anschauen einladenden!) Erlebnis macht. Nikias Chryssos Erzählung über einen Studenten, der sich bei einer undurchsichtige Pläne verfolgenden Familie einquartiert, ist eine Studio darüber, was passiert, wenn festgefahrene Muster infrage gestellt werden. In diesem Fall übernimmt das ein Eindringling stellvertretend für den Zuschauer, der wiederum Zeuge wird, wie ein für sein Alter viel zu erwachsen aussehender Junge von seinen Eltern zum Präsidenten erzogen wird. Doch ist das wirklich das Ziel?

Eigentlich ist es vollkommen irrelevant, was genau Mutter und Vater damit bezwecken wollen, ihren Sohn Klaus ohne Spaß und Spiel, dafür mit an Mittelaltermethoden erinnernder, harter Hand zu erziehen. Was zählt, ist die Faszination, die gleichsam von den streng geregelten Abläufen in diesem unterirdischen Kabuff ausgeht. Dieser kann sich nämlich weder der Zuschauer, noch der Student entziehen, der schneller als erwartet selbst zu einem Zahnrad in diesem wie selbstverständlich funktionierenden Getriebe wird. Es wird nicht lange dauern, bis auch er zum Rohrstock greifen wird; ob aus Resignation ob Klaus‘ Dummheit, oder einhergehend mit einem gewissen Genuss aufgrund der neu gewonnenen Machtposition: Der Student findet seine Position in diesem Mikrokosmos erstaunlich rasch. Insofern ist „Der Bunker“ weniger eine klassische Geschichte mit Anfang, Mittelteil und Finale, sondern vielmehr eine Aneinanderreihung von Momentaufnahmen, die von dem auf vielerlei Art und Weise interpretationsfähigen Ende fast schon einen Teil ihrer Anarchie verliert. Trotzdem steckt der Film voller Kleinstdetails, an denen selbst ein David Lynch seine Freude gehabt hätte. Und genau deshalb ist es ein Jammer, dass er der Film hierzulande nicht zu einer großflächigen Kinoauswertung gebracht hat.

DER BUNKER stammt von Nikias Chryssos, der auch das Skript zum Film schrieb. Der Cast besteht aus Pit Bukowski, Daniel Fripan, Oona von Maydell und David Scheller. Bei dem Film handelt es sich um ein komödiantisches Horrordrama, produziert in Deutschland aus dem Jahr 2015. Der Film ist hierzulande ungekürzt auf DVD und Blu-ray Disc erhältlich und ab 12 Jahren freigegeben. Die Länge beträgt 85 Minuten.

Fazit

„Der Bunker“ ist ein faszinierendes Filmerlebnis, das sich mit zwischenmenschlicher Abhängigkeit und dem unbedingten Erfolgsstreben unserer modernen Gesellschaft auseinandersetzt. Als ausschließliche Reminiszenz an David Lynch funktioniert der Film jedoch besser, denn als tiefschürfende Charakterstudie. Dafür entdeckt man bei jedem Schauen mehr in dieser undurchsichtigen Horrorperle.

Mein Tipp: kann man kaufen!

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