The Other Side of the Door

Bei der Inszenierung seines Horrorfilms THE OTHER SIDE OF THE DOOR erhielt Regisseur Johannes Roberts Unterstützung vom französischen Genrefilmer Alexandre Aja. Ob das etwas nützt, verrate ich in meiner Kritik.The Other Side Of The Door

Der Plot

Das idyllische Leben von Maria (Sarah Wayne Callies) und ihrer Familie wird jäh unterbrochen als der jüngste Sohn Oliver (Logan Creran) bei einem tragischen Unfall ums Leben kommt. Die untröstliche Mutter erfährt von ihrer Haushälterin Piki (Suchitra Pillai) von einem alten indischen Ritual, das ihren Sohn für ein letztes Lebewohl zurück bringen kann. Sie reist zu einem antiken Tempel, dessen Tür ein mysteriöses Portal zwischen zwei Welten darstellt. Als sie aber das heilige Gebot, die Tür niemals zu öffnen, missachtet, erschüttert sie das Gleichgewicht zwischen Leben und Tod.

Kritik

2013 ging der französische Genrefilme Alexandre Aja mit seinem skurrilen Gothikdrama „Horns“ baden. Wie gut, dass der Regisseur der „The Hills Have Eyes“-Remakes und der Mitbegründer der französischen Terrorwelle noch ein zweites Standbein besitzt: das, des Producers. Schon seine eigenen Filme begleitete er nicht bloß vom Regiestuhl aus. Auch den Produzentenjob übernahm Aja gleich selbst. Seit einiger Zeit steht er von dieser Position aus nun auch jungen, aufstrebenden Horrorfilmern zur Seite. Franck Khalfoun blickte er beim Remake von „Maniac“ über die Schulter, zuletzt unterstützte er Grégory Levasseur bei seinem kruden Found-Footage-Schocker „The Pyramid: Grab des Grauens“. Nun hat Johannes Roberts („Storage 24“) das Glück, seine Vita mit dem Mitwirken von Alexandre Aja an einem seiner Werke ein wenig aufzupeppen. Sein Gruselfilm „The Other Side of the Door“ profitiert allerdings ähnlich des im doppelten Sinne schaurigen Pyramidengewackels von Levasseur nicht von der Erfahrenheit Ajas, die der provokative Filmemacher in Filmen wie „High Tension“ zum Ausdruck brachte. Die Geschichte um eine trauernde Mutter, die die Grenzen zwischen Dies- und Jenseits aufbricht, ist ein Horrorfilm nach Lehrbuch – und damit in jeder Hinsicht absoluter Durchschnitt.

The Other Side of the Door

Einen ersten Vorzug macht sich Johannes Roberts bereits innerhalb der Auftaktszene zunutze: Anders als das gängige amerikanische Mainstream-Horrorkino spielt „The Other Side of the Door“ weder in den USA, noch in Japan, wo in den vergangenen Jahren immer mal wieder J-Horror-Remakes angesiedelt waren. Stattdessen betritt der Regisseur mit Indien als Setting nahezu Neuland und macht sich die pulsierende Region auf ganz eigene Art und Weise zunutze. Geschickt verbindet er die lauten Wirren der unübersichtlichen Straßen und Gassen mit dem ruhig im Dschungel gelegenen Wohnhaus der Protagonisten, wo insbesondere nachts das Unheil über sie hereinbricht. Dadurch erweist sich nicht nur die Dunkelheit einmal mehr als Vorbote des Bösen, auch tagsüber sind es die Massen an Menschen auf den Straßen, die die junge Frau fast zu erschlagen drohen. Egal, welchen Weg sie wählt: Hat der Spuk sie erst einmal erreicht, findet er sie an jeder Ecke und für sie, aber auch für den Zuschauer ist es nur schwer, wenigstens für eine Weile zur Ruhe zu kommen. Auch Ajas Stammkameramann Maxime Alexandre („Alexandre Ajas Maniac“) bringt die Hektik Mumbais und die bedrohliche Atmosphäre abseits vom Getümmel hervorragend unter einen Hut. Abgerundet mit den stets glaubwürdigen Darstellerleistungen des Ensembles, von denen insbesondere „The Walking Dead“-Gesicht Sarah Wayne Callies als vom Schicksal gebeutelte Mutter positiv heraus sticht, ist „The Other Side of the Door“ auf den ersten Blick ein wahrlich angenehm zu konsumierendes Filmerlebnis. Das gilt allerdings nur so lange, bis man sich die Story (Drehbuch: Johannes Roberts) einmal genauer anschaut.

Das Skript zu „The Other Side of the Door“ ist zwar, gerade im Hinblick auf die angenehme Laufzeit von nur rund 90 Minuten, dramaturgisch schlüssig und weist nahezu keinerlei Längen auf. Doch an kreativen Ideen mangelt es der Geschichte an allen Ecken und Enden. Von der dank Musik und Kamera vorhersehbaren Inszenierung der Jumpscares über den Ablauf der Ereignisse bis hin zum Finale und dem alles abschließenden Schlusskniff: „The Other Side of the Door“ käut Klischees vom gruseligen Kind, Exorzismen, dem alles voraus ahnenden Hund und Poltergeist-Grusel wider, wie man sie schon in Dutzenden anderen Horrorfilmen zu sehen bekam. Das ist bei laut aufgedrehtem Kinosound zwar immer noch so effektiv, dass die plötzlich auftauchenden Fratzen den Zuschauer nach wie vor zusammenzucken lassen. Inhaltlich liegt dem findigen Horrorkenner die Lösung dieses Spuks allerdings schon relativ schnell auf der Hand.

Der tote Junge Oliver ist zurückgekehrt.

Wie in „Friedhof der Kuscheltiere“: Der tote Junge Oliver ist zurückgekehrt.

Fazit: Malen nach Zahlen: „The Other Side of the Door“ ist trotz interessanter Kulisse, technisch solider Umsetzung und angenehmer Schauspielleistungen so vorhersehbar und kalkuliert, dass selbst die Jumpscares nur noch Neuankömmlinge im Horrorgenre erschrecken werden.

„The Other Side of the Door“ ist ab dem 2. Juni in den deutschen Kinos zu sehen.

Ein Kommentar

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