Videoabend: Beyond the Bridge

Kino ist teuer, mit einem gewissen Zeitaufwand verbunden und wer generell nicht gern unter Leute geht, der muss die Stoßzeiten meiden, um einen Film in Ruhe und ohne Störungen genießen zu können. Wenngleich die Videotheken nach und nach vom Online-Streaming verdrängt werden, geht doch nichts über einen gemütlichen Filmeabend auf dem heimischen Sofa. Obwohl die Auswahl riesig ist und Kinofilme immer schneller nach ihrem Start auch auf DVD und Blu-ray Disc erhältlich sind, lohnt sich sich ab und zu, einen Blick auf den Direct-to-Video-Markt zu werfen. Manchmal finden sich hier nämlich echte Perlen, ebenso sehr wie solche, die sich erst im Nachhinein als Rohrkrepierer erweisen. In meiner neuen Rubrik VIDEOABEND möchte ich Euch jede Woche einen Film vorstellen, der es hierzulande nicht oder nur sehr limitiert ins Kino geschafft hat.

Diese Woche widme ich mich dem deutschen Indie-Horrorfilm „Beyond the Bridge“, der ab der seit dem 21. April 2016 auf DVD und ab dem 21. Mai auch auf Blu-ray im Handel erhältlich ist.

Beyond the Bridge

Marla Singer (Maya Schenk) ist eine hübsche Schweizer Kunststudentin, die nach dem Tod ihrer Eltern in ihr ehemaliges Familienhaus zurückkehrt, um das altehrwürdige Anwesen zu verkaufen. Doch dieses Vorhaben geht nur mäßig voran. Zu sehr schmerzen die Erinnerungen an Marlas schöne Zeit mit ihrer Familie. Ihre Kommilitonen wollen sie mit einer Party auf andere Gedanken bringen. Doch als einer ihrer Kumpels eine unbekannte Droge verteilt, gerät nicht nur das feuchtfröhnliche Vergnügen, sondern Marlas Leben aus den Fugen. Während sie versucht, ihre Abschlussarbeit zu vollenden und wieder mit ihrem Ex-Freund Eric (Thomas Koch) anbandelt, wird sie nach für Nacht von finsteren Visionen heimgesucht. Zunächst glaubt Marla an Spätfolgen ihres unvorsichtigen Drogenkonsums, doch mit der Zeit verdichten sich die Hinweise darauf, dass hier etwa völlig Anderes, etwas Düsteres von statten geht.

Fallendream Pictures bewirbt ihn so: 

Look & Feel sind stark von Horrorvideospielen inspiriert (im Besonderen von der populären „Silent Hill“-Reihe). Die Rückmeldungen von Festivalbesuchern und Testzuschauern zeigen, dass besonders die unerwartete Wendung und das untypische Ende des Films begeistert.

Kritik

Alle fangen einmal klein an. Nicht jeder Filmemacher kann sich ähnlich eines Joel Edgerton („The Gift“) direkt mit seinem ersten Werk behaupten. Es braucht viel Disziplin, Lernfähigkeit und Durchhaltevermögen, um sich in seiner Arbeit nach und nach zu steigern, bis man schließlich zu den ganz Großen gehört. Mangelndes Durchhaltevermögen kann man dem Regisseur Daniel P. Schenk schon einmal nicht vorwerfen; wer sich für seinen ersten Langspielfilm auf die Finanzierung via Kickstarter verlässt, der riskiert nicht nur, dass sein Projekt zum Scheitern verurteilt ist, noch bevor es überhaupt begonnen hat. Nein, derjenige muss sich je nach Beteiligung auch ordentlich in Geduld üben. Schließlich ist nicht (immer) von Heute auf Morgen das nötige Kleingeld über Spenden zusammengesammelt. Im Falle des Gruselthrillers „Beyond the Bridge“ ging mit der Verbreitung über Kickstarter gleichzeitig auch eine aufwändige Marketingkampagne über die sozialen Netzwerke einher. Das sollte helfen. Auch seit der Fertigstellung des Films im Jahr 2015 rühren die Macher kräftig die Werbetrommel. Doch wie berechtigt ist das? Nun, die  (vor allem erzählerischen) Ambitionen sind „Beyond the Bridge“ anzumerken. Doch handwerklich ist nicht nur die vollmundige Ankündigung „inspiriert von ‚Silent Hill'“ eine mutige Übertreibung – nein, „Beyond the Bridge“ erweckt den Eindruck einer Rohfassung, in die sich so viele kleine Fehler eingeschlichen haben, dass das eigentlich im Film innewohnende Potenzial mit Anlauf zunichte gemacht wird.

Wenn Hauptfigur Marla eine SMS mit dem Text „Where’ve You Been?“ erhält und diese im Off als „Where You’ve Been“ vorgelesen wird, dann kann man noch so oft betonen, es hier ja mit einem unabhängig produzierten Low-Budget-Film zu tun zu haben; solche Fehler hinterlassen selbst unter diesen Umständen allenfalls Gelächter beim Zuschauer. Dass „Beyond the Bridge“ trotz seines Daseins als durch und durch deutsch-schweizerische Produktion vollständig auf Englisch gedreht wurde, macht angesichts besserer Vermarktungschancen gerade im Genrebereich Sinn (zuletzt ging Regisseur Simon Verhoeven mit „Unfriend“ genau denselben Weg), doch nicht mit Native-Speakern, sondern der beschränkten Möglichkeiten wegen mit deutschen Schauspielern zu drehen, verpasst der Authentizität der Prämisse einen von vielen Dämpfern. Daher lässt es sich auch nur schwer beurteilen, inwiefern die Sprache das Schauspiel der Darsteller beeinflusst, die sich hier allesamt sichtlich Mühe geben, jedoch nie auch nur im Ansatz den Eindruck erwecken, sich auch tatsächlich mit ihrer Figur zu identifizieren. Unter Zuhilfenahme kruder technischer Mittel (die konsequente Einnahme der aus Computerspielen bekannten Third-Person-Perspektive weiß zu gefallen, die ansonsten äußerst statische, das Geschehen teilweise vollkommen fehlgeleitet einfangende Kamera sowie eine bisweilen kaum verständliche Tonabmischung hingegen nicht), versucht sich Daniel P. Schenk schließlich an einem typischen Mysteryplot mit standardisiertem, das Geschehen einmal auf Links drehendem Schlusstwist und bedient sich auf dem Weg dorthin immerhin einiger netter Gruseleinfälle. Die abschließende Wendung funktioniert trotz emotional ausbleibender Involvierung des Zuschauers dann auch recht ordentlich; ist sie in ihrer Idee doch so vollkommen jenseits jedweder Logik konstruiert, dass sich der Überraschungseffekt nicht leugnen lässt.

BEYOND THE BRIDGE stammt von Daniel P. Schenk, der auch das Skript zum Film geschrieben hat. Unter den Darstellern finden sich Maya Schenk, Thomas Koch, Eleanor Buechler, Carolina Schenk, Jean-Noel Molinier, Margot Gödrös und andere. Bei dem Film handelt es sich um eine deutsch-schweizerische Mystery-Produktion aus dem Jahr 2015. Der Film ist hierzulande ungekürzt auf DVD erhältlich und ab 16 Jahren freigegeben. Die Länge beträgt 108 Minuten.

Fazit

Inhaltlich hat „Beyond the Bridge“ interessante Ansätze. Auch der Versuch, über gewisse inszenatorische Handgriffe Atmosphäre zu erzeugen, scheint hier und da durch. Doch auch wenn Jeder einmal klein anfängt, so weist die Produktion an allen Ecken und Enden so viele technische Mängel auf, dass man sich fragt, wie diese es in den Film geschafft haben, wo sie sich doch mit einem einfachen Handgriff (oder schlicht: bei mehrmaliger Nachkontrolle) hätten beseitigen lassen können. So möchte man Daniel P. Schenk lediglich für die Vision seiner Geschichte auf die Schulter klopfen. Von der Ausführung her ist „Beyond the Bridge“ jedoch weit unterhalb von herkömmlichem Amateur-Niveau anzusiedeln.

Mein Tipp: auf die TV-Ausstrahlung warten!

6 Kommentare

  • Ich arbeite auch gerade an einem Artikel zum Film und muss sagen, dass bei den genannten Mängeln VOR ALLEM die Sache mit der Sprache negativ zu nennen ist. Die schauspielerischen Leistung sind zum Großteil richtig schlecht, weil sie einfach so unnatürlich wirken. Wenn Marla nach dem Aufwachen im Wald ruft „Ok guys, this is going to far!“, wirkt das wie ein Achtklässler, der ein englisches Bühnenstück auswendig gelernt hat ohne zu wissen, was das Gesagte eigentlich bedeuten soll. Wie du auch schon sagtest, fand ich die Geschichte eigentlich ganz spannend und auch einige Kameraeinstellung fand ich echt pfiffig. Wobei die Aufnahmen aus dem Küchenmixer und der Waschmaschine heraus eher dümmlich als kreativ waren. Vor allem die Erklärung dazu im Presseheft war ziemlich hanebüchen. (Hast du das gelesen?)

  • Und du hast Recht! Das ist schon ein sehr sehr an den Haaren herbei gezogener Erklärungsversuch.

  • Pingback: Medienresonanzen - Rezension: Wessels-Filmkritik.com | Daniel P Schenk .com

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