Meine Filmflops 2015 – Die Plätze 20 bis 11

Einmal im Jahr erlaube ich es mir, in meiner Filmbetrachtung ausnahmsweise sämtliche Objektivität über Bord zu werfen und ein wenig radikaler auf jene Produktionen zurückzublicken, die mir ganz persönlich absolut nicht zugesagt haben. Natürlich nicht ohne meine Lieblinge wenig später umso frenetischer abzufeiern. In den kommenden Tagen lasse ich Euch an einem kleinen Streifzug durch das Kinojahr 2015 teilhaben. Erst kommt das pure Grauen, anschließend die nackte Freude. Dabei nehme ich keine Rücksicht auf mein Kritikerdasein. Was übrigens auch bedeutet, dass in meinen Flops gute und in meinen Tops schlechte Filme auftauchen können – es geht einzig und allein um meinen Filmgeschmack. Zugegeben: In den meisten Fällen stimmen die objektive Wahrnehmung und das persönliche Empfinden dann aber doch ziemlich überein. Wen allerdings die faire Kritik interessiert, ist natürlich gern eingeladen, sich die Besprechungen der verlinkten Filme durchzulesen. 

Nun geht es aber erstmal  um mich und meine Empfehlungen respektive Warnungen vor den größten Rohrkrepierern des Jahres. Zur Auswahl standen 215 von mir gesichtete Filme, die im Zeitraum vom 1. Januar bis 31. Dezember 2015 im Kino erschienen sind oder in dieser Zeit auf Filmfestivals vorgeführt wurden. Direct-to-DVD-Produktionen wurden dabei nicht berücksichtigt!

20

Tracers

Parcours ist eine Sportart, die für Ausübende und Außenstehende gleichermaßen für eine der ästhetischsten überhaupt gehalten wird. Die spektakulären Stunts und Jumps in freier Wildbahn sind in jeder Hinsicht toll anzusehen, was auch bedeutet, dass man sich schon viel Mühe geben muss, um einen Film mit diesem zentralen Thema auf optischer Ebene zu versauen. TRACERS mit Hauptdarsteller Taylor Lautner ist allerdings so ein Fall. Wenn man von der hanebüchenen und trotz der übersichtlichen Dramaturgie vollkommen verschwurbelten Story einmal absieht, funktioniert ausgerechnet das Hauptargument des Filmes am aller wenigsten: die Action. Mit seinen verwackelten Aufnahmen, den nervösen Schnitten und der vernebelt-unscharfen Kulisse wird aus dem Parcours-Film kein visuelles Erlebnis, sondern ein anstrengender, unspektakulärer Krimi, der von vorn bis hinten vorhersehbar ist und seine Schwächen im Storytelling eben einfach nicht ausgleichen kann.

19

Scouts vs. Zombies - Handbuch zur Zombie-Apokalypse

Horrorkomödien können funktionieren. Auch die Kombination aus Zombiefilm und Comedy hat sich schon ein paar mal als durchaus gelungen erwiesen. Rein theoretisch sieht es für SCOUTS VS. ZOMBIES also gar nicht so schlecht aus – man denke nur an „Zombieland“ oder „Shaun of the Dead“, die sich beide als Meilensteine der Gruselkomödie etabliert haben. „Scouts vs. Zombies“ ist definitiv nicht der schlechteste Film des Jahres und er ist auch in gewissen Ansätzen tatsächlich recht gelungen. Die Idee, dass ein paar Pfadfinder als einzige Retter vor einer Zombieepidemie infrage kommen, ist als Plot nicht unkreativ und wann immer sich die Macher trauen, ein wenig aus dem starren Korsett aus Klischees auszubrechen und den pubertären Pennäler-Humor über Bord werfen, kann der Film Freude bereiten. Leider ist dies in zu wenigen Momenten der Fall, als dass sich der Film aus meinen Flops verabschieden könnte. So bleibt letztendlich nur ein enttäuschender 19. Platz meiner Filmflops des Jahres – und ein immerhin recht schmissiger Ohrwurm des Songs „Burial“, der die gelungendste Szene des gesamten Films untermalt. In einem Baumarkt. Logisch.

18

Um jeden Preis

Irgendwie sollte Anders Morgenthalers Baby-Drama UM JEDEN PREIS das Comeback von Kim Basinger werden. Aber irgendwie wurde es dann doch ganz was Anderes. Die Geschichte um eine Frau, die keine Kinder bekommen kann und sich in Osteuropa ihr lang erwartetes Babyglück zu erfüllen gedenkt, hat interessante Ansätze, zerfällt aber zunächst aufgrund diverser unerklärlicher Mysteryeinschübe und gibt sich im Finale schließlich der Lächerlichkeit preis, als ein Schlusstwist die Bodenständigkeit der bisherigen Geschichte über den Haufen wirft und die Logik in Gänze außer Acht lässt. Hinzu kommen Unklarheiten ob der Sprachbarrieren, eine unsaubere Kamerarbeit ohne jede Form der Ästhetik und seltsam hölzerne Schauspielleistungen von Kim Basinger und „Victoria“-Regisseur Sebastian Schipper. Spannung kommt hier ebenso wenig auf die das Gefühl der Hoffnungslosigkeit, durch das „Um jeden Preis“ aber erst funktionieren würde. Merkwürdig und ohne Mehrwert.

17

Die abhandene Welt

Was zum Henker hat sich die deutsche Star-Regisseurin Margarethe von Trotta denn dabei gedacht? Ihr Familiendrama DIE ABHANDENE WELT erzählt von einer Frau, die glaubt, ihre tote Mutter auf einem Zeitungsfoto wiederzuerkennen. Um diesem Foto auf den Grund zu gehen, reist sie ihm in die USA nach und stößt dort auf eine Musikerin mit einer rätselhaften Vergangenheit. Die Geschichte selbst könnte eigentlich ganz spannend sein, doch mit der Inszenierung selbst schlägt von Trotta dem Fass den Boden aus. Nicht nur, dass es einmal mehr Unklarheiten ob der Sprache und Sprachbarrieren gibt, auch aus technischer Sicht wirkt „Die abhandene Welt“ amateurhaft und dilettantisch gedreht. Die Schauspieler mühen sich im Overacting und die Theatralik ist so fehlplatziert, dass man diesen Film auch mit viel Gutwillen nur schwer ernst nehmen kann. Was ich allerdings am meisten mit dem Drama verbinde, ist die furchtbarste Pressevorführung des Jahres. Warum zum Teufel ist gutes Benehmen heutzutage eigentlich Glücksache?

16

Ich seh, ich seh

In die Entscheidung, ob ein Film Einzug in meine Top- oder Flopliste erhält, fließt nicht ausschließlich das Gefühl mit ein, das ich beim Sehen hatte, sondern vor allem, wie glücklich oder hasserfüllt ich rückblickend über ihn denke. Im Falle von ICH SEH ICH SEH haben wir es mit einem Film zu tun, dem so ziemlich jeder Kritiker auf den Leim gegangen ist. Ich befasse mich seit Jahren mit dem Horrorgenre, bin aktuell an einem Buchprojekt zum Thema beteiligt und habe schon viele, viele Horrorgrößen dieser Filmsparte treffen dürfen. Ich weiß, wie das Genre funktioniert, ich kenne die Geschichte des Horrorfilms aus dem Effeff und ich weiß um die Intention der Filmemacher in sämtlichen Jahrzehnten. Und daher weiß ich auch, dass dieser österreichische Genrebeitrag nicht mehr ist, als ein arroganter Blender, der sich als intellektuelles Psychospiel verkauft, in Wahrheit aber so effekthascherisch und billig inszeniert ist, dass man ihn auch in der B-Movie-Heimkinoecke parken könnte.

15

Kartoffelsalat

Eine weitere Zombiekomödie tummelt sich auf Platz 15 meiner Jahrescharts. Ich habe Michael Pates Youtuber-Film KARTOFFELSALAT oft verteidigt, da ich in ihm nicht jenen ungenierten Versuch der puren Geldmacherei sehe, den viele andere Kritiker in ihm gesehen haben. Ich erkenne hier bei all dem weniger geglückten Momenten immer noch die Leidenschaft der Beteiligten und natürlich hat man es hier obendrein mit einem Projekt zu tun, das ausschließlich für die Fans und nicht für die Kritiker gemacht ist. Das bedeutet für mich als Nicht-Fan aber auch, dass er in meiner ganz subjektiven Hitliste der schlechtesten Filme 2015 auf jedenfall vorkommen muss, denn ich konnte dem Ganzen so überhaupt nichts abgewinnen. Ich war von dem Film schon nach einigen Minuten genervt, habe selten gelacht und im Großen und Ganzen hat „Kartoffelsalat“ nicht im Ansatz auch nur irgendeinen meiner Nerven getroffen. Sorry!

14

Kleine Ziege, sturer Bock

Im Falle von KLEINE ZIEGE, STURER BOCK sieht man einmal mehr, wie das Gelingen eines Films vollends von der Sympathie der Darsteller abhängen kann. Sie kann über Drehbuchschwächen hinwegtäuschen, eine nicht ganz ausgereifte Dramaturgie ausgleichen und einem Film seinen ganz eigenen Stempel aufdrücken. Es geht aber auch andersrum. In diesem tragikomischen Roadtrip eines Vaters mit seiner soeben kennengelernten Tochter ist allen voran Jungdarstellerin Sofia Bolotina das Problem. Sie erfüllt ihren Zweck der unausstehlichen Teenagerin einfach so gut, dass man als Zuschauer selbst bald von ihr genervt ist. Mit so jemandem möchte ich meinen Kinonachmittag nicht verbringen – und mit einem solch klischeebeladenen, unkreativen und lieblosen Skript ebenfalls nicht. Daran kann auch Wotan Wilke Möhrings engagiertes Spiel nichts ändern.

13

Fantastic Four

Was war DAS denn? Die Verfilmungen der FANTASTIC FOUR-Comics galten schon immer als schwieriges Unterfangen und konnten sich nie vollends von ihrem unfreiwilligen Trashcharakter lösen. Es hätte also ein Leichtes sein müssen, mit den heutigen technischen Mitteln endlich für eine Verfilmung der Eskapaden der vier Superhelden zu sorgen, die sich mit den Avengers und Co. messen kann. Doch Pustekuchen! Regisseur Josh Tank begann seine Karriere mit dem Coming-of-Age-Fantasyabenteuer „Chronicle“ einst so hoffnungsvoll. Von „Fantastic Four“ distanziert er sich mittlerweile offen. Sein Film ist nicht nur von einem erschreckend niedrigen Technik-Niveau, sondern besitzt obendrein auch noch eine Geschichte, bei der man sich die ganze Zeit fragt, wann sie endlich beginnt, bis sie plötzlich zuende ist. Von den Darstellern mag man da kaum noch reden. Der Cast ist von einem solchen Niveau, dass das Projekt ein Selbstläufer sein müsste. Doch selbst die schienen schon am Set durchschaut zu haben, womit sie es hier zu tun haben.

12

Hot Tub Time Machine 2Abgeschossene Schwänze, Spermafontänen und Fäkalien soweit das Auge reicht: Ja, HOT TUB TIME MACHINE 2 hatte eine schöne, etwa zehnminütige Sequenz wo der Film funktioniert hat. In dieser erhielt der Zuschauer Einblick darin, wie sich die Macher die Zukunft in wenigen Jahren vorstellen. Hier hat die Komödie tatsächlich Spaß gemacht, war kreativ und für einen kurzen Moment ihr Geld wert. Doch abseits dessen ist die Fortsetzung zur Überraschungskomödie „Hot Tub Time Machine“ ein geschmackloses Schaulaufen von Schwulen- und Pimmelgags, die weder zeitgemäß (wenn sie das überhaupt je waren), noch witzig sind. Mehr noch: Den Eskapaden der vier Jungs zuzusehen, ist in seinem Verzicht auf sämtliche Geschmacksgrenzen so unangenehm, dass es schwer fällt, den Film bis zum Ende zu sehen. Angesichts der angebracht schwach ausgefallenen Einspielergebnise bleibt zu hoffen, dass uns eine weitere Fortsetzung erspart bleibt.

11

The Pyramid: Grab des Grauens

Es gibt Produktionen, da fragt man sich rückblickend, wie der Entstehungsprozess zum Film überhaupt begonnen haben kann. In einer Zeit, in der sich der Found-Footage-Trend ganz langsam über sein Erfolgszenit hinaus begibt, einen nach dieser Methode inszenierten Survival-Horrorfilm zu veröffentlichen, der sich unter der ägyptischen Erde in einer ganz und gar gruseligen (!?!) Pyramide abspielt, ist an sich schon haarscharf am Zeitgeist vorbei. Doch wäre THE PYRAMID – GRAB DES GRAUENS gelungen, wäre das ja eigentlich überhaupt kein Problem. Doch dem ist leider nicht so. Zu ausführlich möchte ich auf das ewig Gleiche, das auch hier einmal mehr durchgekaut wird, gar nicht eingehen. Was dem Fass den Boden ausschlägt ist, dass man sich auf der Zielgeraden allen Ernstes zu der Idee begibt, dass hinter dem ganzen Spuk eine absolut lachhaft animierte, ägyptische Gottheit steckt. Sorry für diesen Spoiler – aber das hier will am Ende vermutlich sowieso keiner mehr sehen.

 

In den nächsten Tagen folgt an dieser Stelle meine Flop 10 der Filme 2015!

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