Best Exotic Marigold Hotel 2

Vor drei Jahren sorgte Regisseur John Madden mit einem sympathischen Stelldichein des alternden Who-is-Who Hollywoods für einen echten Überraschungserfolg. Nun erzählt er mit BEST EXOTIC MARIGOLD HOTEL 2 die Abenteuer der rüstigen Rentner weiter und beweist damit: Nicht jede Geschichte lädt zur Fortführung ein. Ob sich der Ticketkauf dennoch lohnt oder ob man sich lieber für eine andere Kinovorstellung entscheiden sollte, verrate ich in meiner Kritik.

Best Exotic Marigold Hotel 2

Der Plot

Das Best Exotic Marigold Hotel ist ausgebucht. Dauermieter sind eingezogen. So träumen die Ko-Manager Muriel Donnelly (Maggie Smith) und Sonny Kapoor (Dev Patel) von Expansion – und haben schon das perfekte Objekt im Auge: das Second Best Exotic Marigold Hotel! Evelyn und Douglas (Judi Dench & Bill Nighy) stürzen sich derweil ins Arbeitsleben von Jaipur und fragen sich, wohin ihre Frühstücksverabredungen wohl führen werden. Norman und Carol (Ronald Pickup & Diana Hardcastle) erleben als Paar schwere Zeiten, Madge (Celia Imrie) kann sich nicht zwischen zwei – im doppelten Wortsinn – sehr potenten Verehrern entscheiden und Neuankömmling Guy Chambers (Richard Gere) findet in Mrs. Kapoor (Lillete Dubey), Sonnys Mutter, eine wunderbare Muse für seinen nächsten Roman. Gleichzeitig muss Sonny feststellen, dass die Pläne für das neue Hotel viel mehr Zeit in Anspruch nehmen als er eigentlich zur Verfügung hat, steht doch die Eheschließung mit seiner Herzensdame Sunaina (Tina Desai) kurz bevor. Viele Fragen und viele Probleme, zu denen vielleicht nur Muriel, der alle ihre Sorgen und Nöte anvertrauen, die Antworten weiß. Und so rückt der große Tag näher, an dem sich dann Familie und Freunde in einer überbordenden indischen Hochzeitsfeier wiederfinden.

Kritik

Rund drei Jahre ist es her, als Regisseur John Madden („Eine offene Rechnung“) mit der Rentner-Wohlfühl-Komödie „Best Exotic Marigold Hotel“ ein waschechter Überraschungserfolg gelang. Rund um den Globus spielte die britisch-amerikanische Ko-Produktion das 14-fache ihrer rund 10 Millionen US-Dollar teuren Produktionskosten ein und ließ darüber hinaus nicht nur zufriedene Zuschauer, sondern auch äußerst wohlwollende Kritiker zurück. Hinter dem Erfolg des Publikumslieblings steckte vorzugsweise die Neuentdeckung einer bislang sträflich vernachlässigten Zielgruppe, die Madden mit dem komödiantischen Episodenfilm erstmals gezielt bediente. Und die Rechnung ging auf: Seit die Bestager – also die Zuschauer, die bereits dem älteren Semester angehören – in Hollywood als besonders kaufstarke Zielgruppe bekannt sind, liegt der Fokus der Traumfabrik eben nicht mehr nur auf den Teenies und jungen Erwachsenen, sondern eben auch auf der Generation Grau. So hat es nun also auch das Prinzip der Pre- und Sequels bis hierhin geschafft. Ein weiteres Mal trommelt Madden dieselbe Schauspieler zusammen, um die Schicksale mehrerer Rentner weiterzuerzählen, die im Vorgänger mit ganz unterschiedlichen Vorstellungen und Zielen nach Indien ins Best Exotic Marigold Hotel reisten und für die ebenjene Herberge mittlerweile zum Zuhause geworden ist. Während sich diese Vermarktungsmethode im Blockbusterkino nach wie vor als sinnige Methode der Zuschauerbindung entpuppt, ist sie im Falle von „Best Exotic Marigold Hotel 2“ eher wenig durchdacht. Der Vorgänger ist schließlich ganz und gar auserzählt.

Best Exotic Marigold Hotel 2

Es liegt also an Regisseur John Madden sowie Drehbuchautor Ol Parker (schrieb auch schon das Skript zum Vorgänger), zu erläutern, weshalb eine Fortsetzung zu der charmanten Selbstfindungsstory so unabdingbar ist. Eines gleich vorweg: Erwartungsgemäß sucht man einen Mehrwert innerhalb des Sequels leider vergeblich. Parker formt ein weiteres Mal ganz unterschiedliche, voneinander unabhängige Konflikte, um diese in bester Episodenfilmmanier und mithilfe kleinerer Subplots aufzulösen. Dabei kommt jede Shortstory selbstredend mit einer kleinen, feinen Moral daher, die Genreeinflüsse aus Komödie und Drama halten sich die Waage und die für die Story relevanten Figuren sind einmal mehr stimmig besetzt. Da bleibt an sich wenig Raum, um auf die eingangs erwähnte Sinnlosigkeit der Geschichte einzugehen. Doch leider sind die Problematiken im Falle von „Best Exotic Marigold Hotel 2“ so banal, dass es sich dem nicht bereits mit den Figuren vertrauten Publikum kaum erschließen wird, was am Werdegang der verschiedenen Charaktere so spannend sein soll. Genau hier liegt auch gleichsam das Problem: Die im Original mit „The Second Best Exotic Marigold Hotel“ wesentlich stimmiger betitelte Urlaubskomödie hat nicht wirklich gravierende Schwachpunkte; Höhepunkte wie in Teil eins jedoch auch nicht.

Das Ensemble, dem es einmal mehr sichtbar gefällt, in bester Altersgesellschaft zu agieren, gibt sich sichtlich Mühe, aus der inhaltlich fehlenden Relevanz das Optimum an Charme und Sympathie herauszuholen. Dabei agieren sämtliche Mimen in ihren bekannten Rollenbildern. Maggie Smith („Harry Potter“-Reihe), Judi Dench („Philomena“), Bill Nighy („Alles eine Frage der Zeit“) und David Strathairn („Lincoln“) kennt man bereits aus dem Vorgänger. Sie alle spielen mit einer ordentlichen Portion Selbstironie, lassen sich jedoch einmal mehr auf ihr Dasein als „Altes Eisen“ beschränken. Bei Neuzugang Richard Gere („Darf ich bitten?“) fällt dieser Umstand besonders ins Gewicht: Obwohl seine Figur, die immer wieder für den erwarteten Hoteltester gehalten wird, noch eine der spannendsten ist, bleibt der charmante Gentleman nicht mehr als ein Stereotyp, dem in fast schon verkitschter Art sämtliche Frauenherzen zufliegen. Dev Patel („Chappie“) frischt dieses Ensemble hingegen mit angenehm moderner Attitüde auf und wickelt darüber hinaus auch das ältere Publikum charmant um den Finger. Dabei jongliert der sympathische Darsteller munter mit Klischees, setzt diese jedoch so augenzwinkernd in Szene, dass Patel zugleich auch die meisten Lacher auf seiner Seite hat und dem älteren Semester (bewusst?) die Show stiehlt. Leider gehört gerade sein Handlungsstrang rund um die Hochzeitsvorbereitung ob seiner Vorhersehbarkeit zu den deutlich schwächsten.

Best Exotic Marigold Hotel 2

Wenn es weniger um die Geschichte geht, ist es also einmal mehr das Hotel selbst sowie die handlungsbasierte Einbettung in die indische Kultur, die aus John Maddens Regiearbeit so etwas wie einen kurzen Urlaubstrip machen. Auch ein solcher hat zumeist kaum inhaltlichen Mehrwert, obgleich man ihn wohl nie bereut. Genauso verhält es sich mit „Best Exotic Marigold Hotel 2“: Vermutlich wird kaum einer den Kauf eines Kinotickets bereuen, doch die Gründe, explizit eines dafür zu lösen, lassen sich entgegen der jährlichen Urlaubsbuchung an einer Hand abzielen. Selbst für Liebhaber des ersten Teils lädt der Streifen kaum zu einem Kinobesuch ein. Dafür verlässt sich Madden zu sehr auf die Erfolgsmechanismen des Vorgängers und weiß diesen nur selten wirklich Neues hinzuzufügen. Immerhin aus technischer Sicht weiß „Best Exotic Marigold Hotel 2“ zu überzeugen. Kameramann Ben Smithard („Dido Elizabeth Belle“) und Komponist Thomas Newman („Saving Mr. Banks“) kleiden die ohnehin schon sonnengetränkte Urlaubsschwelgerei in Bilder und Klänge, die direkt einem Werbespot für Indien-Fernreisen entstammen könnten. Subtilität sieht anders auch, doch in diesem Fall erhält der Film seinen üblichen Feelgood-Stempel.

Fazit: Es hätte „Best Exotic Marigold Hotel 2“ schlicht nicht gebraucht. Ärgerlich, nervig, schlecht: all das ist der Streifen zwar ganz und gar nicht. Doch einen Mehrwert lässt der Film weit und breit vermissen.

„Best Exotic Marigold Hotel 2“ ist ab dem 2. April bundesweit im Kino zu sehen.

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