Oscars 2015: Shortlist „Bester fremdsprachiger Film“

Ein herzliches Willkommen an alle meine Leser zum Beginn der Oscar-Saison 2015! Wie schon in den letzten Jahren beginnt mit der Veröffentlichung diverser Shortlists auch so langsam meine Prognose innerhalb der verschiedenen Kategorien. Diesmal möchte ich mit den potenziell Nominierten der Sparte „Bester fremdsprachiger Film“ beginnen.
Die Vorauswahl:
- A Few Cubic Meters of Love (Afghanistan)
- Wild Tales (Argentinien)
- Charlie’s Country (Australien)
- The Dark Valley – Das finstere Tal (Österreich)
- Nabat (Azerbaijan)
- Glow of the Firefly (Bangladesh)
- Two Days, One Night – Zwei Tage, eine Nacht (Belgien)
- Forgotten (Bolivien)
- With Mom (Bosnien/Herzegowina)
- The Way He Looks (Brasilien)
- Bulgarian Rhapsody (Bulgarien)
-
Mommy (Kanada)
- To Kill A Man (Chile)
- The Nightingale (China)
- Mateo (Kolumbien)
- Red Princesses (Costa Rica)
- Cowboys (Kroatien)
- Conducta (Kuba)
- Fair Play (Tschechische Republik)
- Sorrow and Joy (Dänemark)
- Cristo Rey (Dominikanische Republik)
- Silence in Dreamland (Equador)
- Factory Girl (Ägypten)
- Tangerines (Estland)
- Difret (Äthiopien)
- Concrete Night (Finnland)
- Saint Laurent (Frankreich)
- Corn Island (Georgien)
- Beloved Sisters – Die geliebten Schwestern (Deutschland)
- Little England (Griechenland)
- The Golden Era (Hong Kong)
- White God (Ungarn)
- Life in a Fishbowl (Island)
- Liar’s Dice (Indien)
- Soekarno (Indonesien)
- Today (Iran)
- Mardan (Irak)
- The Gift (Irland)
- Gett: The Trial of Viviane Amsalem (Israel)
- Human Capital (Italien)
- The Light Shines Only There (Japan)
- Three Windows and a Hanging (Kosovo)
- Kurmanjan Datka: Queen of the Mountains (Kirgisen)
- Rocks in my Pockets (Lettland)
- Ghadi (Libanon)
- The Gambler (Litauen)
- Never Die Young (Luxemburg)
- To the Hilt (Mazedonien)
- Simshar (Malta)
- Timbuktu (Mauretanien)
- Cantinflas (Mexiko)
- The Unsaved (Moldawien)
- The Kids from the Marx and Engels Street (Montenegro)
- The Red Moon (Marokko)
- Jhola (Nepal)
- Accused (Niederlande)
- The Dead Lands (Neuseeland)
- 1001 Grams (Norwegen)
- Dukhtar (Pakistan)
- Eyes of a Thief (Palästina)
- Invasion (Panama)
- The Gospel of the Flesh (Peru)
- Norte, The End of History (Philippinen)
- Ida (Polen)
- What Now? Remind Me (Portugal)
- The Japanese Dog (Rumänien)
- Leviathan (Russland)
- See You in Montevideo (Serbien)
- Sayang Disayang (Singapur)
- A Step into the Dark (Slowakei)
- Seduce Me (Slowenien)
- Elelwani (Südafrika)
- Haemoo (Südkorea)
- Living is Easy with Eyes Closed (Spanien)
- Force Majeure – Höhere Gewalt (Schweden)
- The Circle (Schweiz)
- Ice Poison (Taiwan)
- Teacher’s Diary (Thailand)
- Winter Sleep (Türkei)
- The Guide (Ukraine)
- Little Happiness (Großbritannien)
- Mr. Kaplan (Uruguay)
- The Liberator (Venezuela)
Beim Deutschen Filmpreis 2014 holte der düstere Western DAS FINSTERE TAL, den Österreich dieses Jahr ins Rennen schickt, ganze acht Auszeichnungen, unter anderem in der Kategorie „Bester Film“, vorzugsweise aber in den Design-Sparten wie „Bestes Kostümdesign“, „Bestes Maskenbild“ und „Bestes Szenenbild“. Zugegeben, international hat die beklemmende Gesellschaftsstudie bislang wenig gerissen und dem Film von Andreas Prochaska eine Nominierung zuzusprechen, wäre angesichts der schwer zugänglichen Stimmung, der Melancholie und der polarisierenden Message nicht gerade naheliegend. Aber der Film ist schlichtweg „anders“ – vielleicht das schlagkräftigste Argument in dieser Kategorie. Dennoch: Unter den hier aufgeführten Kandidaten ist „Das finstere Tal“ sicherlich der Außenseiter.
Die Nominierung des belgischen Kandidaten ZWEI TAGE, EINE NACHT dürfte angesichts des schon jetzt stattfindenden Kritiker-Buzzes relativ sicher sein. Darüber hinaus sehen Insider Marion Cottilard gar als sichere Kandidatin für einen Oscar respektive Golden Globe in der Sparte „Beste Hauptdarstellerin“. Des Weiteren war die Geschichte über eine Frau, die innerhalb von zwei Tagen versucht, ihren Job zu retten, bereits für sieben Kritikerpreise dieses Jahres nominiert. Darunter für die Palme d’Or auf dem Filmfestival in Cannes. Die Dardenne-Brüder sind zudem Academy-Lieblinge. Die Zeichen stehen also auf Nominierung.
Unter den Kanadiern fiel die Wahl in diesem Jahr auf das Familiendrama MOMMY, inszeniert von Regie-Wunderkind Xavier Dolan. Wenngleich die ebenso tieftraurige wie hoffnungslos optimistische Geschichte über die Annäherung von Mutter und Sohn noch nicht allzu viele internationale Nominierungen vorweisen kann, wie beispielsweise der Kandidat aus Belgien, so gehört der Film – nicht nur für mich – zu den wohl heißesten Anwärtern auf den begehrten Goldjungen. In Cannes war Dolans Werk insgesamt dreimal nominiert. Der Regisseur selbst gewann den Großen Preis der Jury. Darüber hinaus wird dem Film in Sachen Ausdrucksstärke und Nachwirkung in diesem Jahr wohl kein anderer das Wasser reichen können.
Der russische Kandidat LEVIATHAN machte ebenfalls in Cannes erstmals auf sich aufmerksam und gewann dort auch den Preis für das Beste Drehbuch. In München wurde der Film von Andrey Zvyagintsev als Bester Film international ausgezeichnet. Auch das internationale Kritikerfeedback ist nahezu durchweg positiv. Viel lässt sich über „Leviathan“ an dieser Stelle noch nicht sagen, doch sicher wissen wir schon bald mehr.
Der türkische Beitrag WINTERSCHLAF ist mit seinen 196 Minuten sicher der längste Vertreter innerhalb dieser Kategorie und somit sicher nicht für jedermann zugänglich. Doch nach dem Gewinn der Goldenen Palme in Cannes ist das Oscar-Buzz hoch. Zumal auch der Regisseur dort für sein Schaffen ausgezeichnet wurde. Sämtliche Kritiker sind positiv gestimmt. Was will man also mehr?
Die Wermutstropfen:
Und wieder einmal ist es der deutsche Oscar-Beitrag, der mir dieses Jahr Sorgen bereitet. Zwar bricht DIE GELIEBTEN SCHWESTERN angenehm aus dem üblichen Beuteschema der Oscar-Vorschläge heraus, ist beeindruckend fotografiert, hat ein zugängliches Drehbuch und wird von zwei wundervollen Hauptdarstellerinnen getragen. Doch schaut man sich einmal an, gegen wen sich die Geschichte über die Dreiecksbeziehung des Dichters Friedrich Schiller durchgesetzt hat, kommt schon wieder Wehmut auf. Kein WHO AM I, kein STEREO kein ZUM WEISSEN RÖSSL – Alles Filme, die auf den ersten Blick nicht die Qualität und Chance haben, gegen die Kandidaten der anderen Länder zu bestehen. Doch wenn man hierzulande nicht endlich Mut beweist, wird man auch in den nächsten Jahren nicht zu den fünf Nominierten gehören.
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