Godzilla

Ein erfolgreiches Franchise wiederzubeleben, gestaltet sich in den wenigsten Fällen einfach. Erst recht nicht, wenn es auf eine solch bewegte Vergangenheit zurückblicken kann, wie der japanische Actionhit GODZILLA. Gareth Edwards zollt mit seiner Verfilmung nicht nur der rund dreißig Filme umfassenden Monster-Reihe seinen Tribut, sondern schafft es zudem, der Riesenechse zu neuem Glanz zu verhelfen. Warum sich ein Besuch im Kino lohnt, erfahrt Ihr in meiner Kritik. 

Der Plot

Seit 15 Jahren ist Joe Brody (Bryan Cranston) davon überzeugt, von der Regierung hinters Licht geführt zu werden. Damals war der Physiker dabei, als es in einem Atomkraftwerk zu einem verheerenden Unfall kam. Die Erklärung, eine „einfache“ Naturkatastrophe sei die Ursache für dieses Desaster gewesen, hat Brody nie akzeptiert. Doch niemand – nicht einmal sein Sohn Ford (Aaron Taylor-Johnson) – mag Brodys Verschwörungstheorie Glauben schenken, da er bei dem Unfall seine Frau Sandra (Juliette Binoche) verlor und daher als emotional angeschlagen gilt. Brody aber ist sich sicher, dass das, was das Atomkraftwerk zerstörte, zurückkommen und die Menschheit direkt in die Steinzeit katapultieren wird. Als sich in kurzer Abfolge zahlreiche Katastrophen ereignen, die offiziell auf Erdbeben oder Taifune zurückgeführt werden, scheinen Brodys schlimmste Befürchtungen wahr zu werden. Denn die Phänomene sind so unvorhersehbar und die Zerstörungen so apokalyptisch, dass sich der japanische Wissenschaftler Dr. Ishiro Serizawa (Ken Watanabe) zu einem Eingeständnis durchringt: „1954 haben wir etwas aufgeweckt!“

Kritik

Das japanische Filmmonster Godzilla hat bereits eine bewegte, mehrere Jahrzehnte umspannende Leinwandgeschichte hinter sich. Angefangen im Jahre 1954 als Puppenspielerei in grobkörnigem Schwarz-Weiß über nicht ganz ernst gemeinte Siebziger- und Achtzigerjahre-Produktionen wie „Godzilla und die Urweltraupen“ oder „King Kong gegen Godzilla“ bis hin zu Roland Emmerichs Hollwood-Blockbuster-Spektakel „Godzilla“ aus dem Jahr 1998 konnte die beliebte Riesenechse ihr Trash-Image nie in Gänze ablegen. Auch der zum fünfzigjährigen Jubiläum veröffentlichte „Godzilla: Final Wars“, die bis dato letzte „Godzilla“-Inszenierung aus dem Jahr 2004, erntete trotz oder gerade wegen ihrer bemühten Öko-Thematik Spott von den Kritikern und selbst von der treuen Fangemeinde nur ein müdes Lächeln. Ein Jahrzehnt sollte es dauern, bis sich erneut der US-Amerikanische Filmmarkt an der Wiederbelebung des verstrahlten Urzeit-Wesens versucht. Regisseur, Drehbuchautor und Effekte-Spezialist Gareth Edwards („Monsters“) versammelt für sein monströses Projekt Stars wie „Kick-Ass“-Superheld Aaron Taylor-Johnson, die hübsche Newcomerin Elizabeth Olsen („Oldboy“), Arthouse-Ikone Sally Hawkins („Blue Jasmine“) und nicht zuletzt „Breaking Bad“-Star Bryan Cranston um sich und kreiert ein modernes Action-Inferno, in dem einmal mehr eine dunkle Bedrohung eine US-Metropole in Schutt und Asche legen darf.

Mit seiner Variante des japanischen Monsterfilmklassikers setzt Gareth Edwards ganz bewusst auf eine merklich düstere sowie ernste, fast wissenschaftliche Ausrichtung. Anders als ähnlich gelagerte Action-Franchises der laufenden Dekade, man denke nur an „Transformers“ oder „Pacific Rim“, verzichten die Macher nahezu durchgehend auf Ironie oder Augenzwinkern. Dies tut dem Film zwar stellenweise nicht allzu gut – immerhin ist die Prämisse selbst für US-Blockbuster nach wie vor äußerst absurd – dennoch lässt sich die Marke „Godzilla“ wohl nur so endlich aus der Billigfilm-Ecke holen. Den Rest macht schließlich das Budget: Mit Produktionskosten von rund 160 Millionen Dollar ist „Godzilla“ visuell beeindruckend und obwohl die Echse sowie weite Teile des gesamten Filmes aus dem Computer stammen, versprüht die Action immer wieder handgemachten Charme. Kurzum: Was das sture Konzentrieren auf CGI sowie der zwar nicht störende, aber sich auch nicht als Mehrwert entpuppende 3D-Effekt den Film an Authentizität einbüßen lässt, holt er mit dem Umgang mit dem Monster und der Spaß am blinden Zerstören locker wieder rein. Damit dürfte Gareth Edwards bereits zwei wichtige Zuschauergruppen auf seiner Seite haben: Liebhaber moderner Action-Blockbuster werden am hochmodernen Inszenierungsstil Gefallen finden, während Anhänger der alten „Godzilla“-Filme es genießen dürfen, dass der Filmemacher sowohl dramaturgisch als auch inhaltlich einige seiner erfolgreichen Vorläufer – allen voran den allerersten Film von 1954 – zitiert.

Überhaupt ist „Godzilla“ vornehmlich eine Hommage an den weltweiten Erfolg des japanischen Erfolgsfranchises. Dies merkt man nicht nur an der Story, die in der Tradition der Filmreihe einmal mehr mit dem Image der titelgebenden Riesenechse spielt, sondern auch an kleinen Beobachtungen im Detail. So gesteht man der verstrahlten Urzeit-Amphibie nicht nur einen phänomenalen, nahezu epischen Endkampf zu, sondern agiert zudem spitzfindig in der Ankündigung und spielt gezielt mit der Erwartungshaltung. Mehrmals wird der Kampf lediglich angedeutet, dem Zuschauer wird vorab die Sicht versperrt oder Godzilla ist lediglich auf einem Fernsehbildschirm zu sehen. Zudem ist er stets bemüht, Godzilla sowohl charakteristisch, als auch optisch in ein ansprechendes, nahezu sympathisches Licht zu rücken. Und dass es ein Japaner ist, der den Namen „Godzilla“ zum ersten Mal ins Gespräch bringen darf, ist eine Selbstverständlichkeit. Damit macht Edwards die vielen „Godzilla“-Totalausfälle der Vergangenheit ungeschehen, ohne die asiatischen Wurzeln des Originals zu leugnen. Besser hätte es Japans Lieblings-Kaiju nicht ergehen können.

Während man in die Verbeugung vor dem Original viel Herzblut steckt und Gareth Edwards‘ Passion für das Projekt vor allem in den Action-Sequenzen in jeder Sekunde spürbar ist, passt die Charakterisierung der menschlichen Hauptdarsteller auf eine halbe Briefmarke. Aaron Taylor-Johnsons Hauptcharakter ist so frei von Schwächen, dass man zwar nicht umherkommt, ihn zu mögen. Gleichzeitig fehlt es ihr an Reibungspunkten und Profil, um zur Identifikation mit ihr einzuladen. An seiner Seite findet sich das weibliche Ebenbild zu einem derartigen „Mr. Perfect“: Elizabeth Olsen, die sich zuletzt in Spike Lees „Oldboy“-Remake bewies, ist nicht weniger als das rundum harmonische Ebenbild zu ihrem Spitzengatten. Dass dieses Glück von einem hübschen, niedlichen Wonneproppen gekrönt ist, ist da keine Überraschung mehr.

Auch der Filmverleih Warner Brothers, der „Godzilla“ international auf die Leinwände bringt, scheint auf seine Kultmonster-Wiederbelebung mächtig stolz zu sein. Bereits in der Gestaltung der Trailer finden sich raffinierte Kniffe, welche die ankommende Bedrohung ankündigen, ohne auch nur annähernd etwas zu verraten. Selten wurde im Trailer für einen Actionfilm so darauf geachtet, nicht das kleinste Detail über den Storyverlauf zu spoilern. Ein weiteres Indiz dafür, dass der „Godzilla“ von 2014 sowohl das durchschnittliche Actionfilme konsumierende Publikum, als auch die Liebhaber der alten Monsterfilm-Klassiker auf seine Seite ziehen möchte.

Aaron Taylor-Johnson stellt sich dem Monster in den Weg.

Fazit: „Godzilla“ is back! Und das beeindruckender denn je. Die Effekte und der moderne Look lassen keine Zweifel daran aufkommen, dass sich Japans Kultmonster endlich zum Blockbusterhelden gemausert hat. Visuell überzeugen die von Kameramann  Seamus McGarvey („Marvel’s The Avangers“) eingefangenen Aufnahmen durch Übersicht und Ruhe, auch wenn sich die Macher ab und an zu sehr auf die Arbeit aus dem Computer verlassen. Dafür gefällt die Gestaltung der titelgebenden Echse durch einen verhältnismäßigen Realismus, der die Bedrohung immer wieder greifbar macht; untermalt von dem dröhnenden Score von Alexandre Desplat („Grand Budapest Hotel“) und einer verdammt eingängigen, authentischen Geräuschkulisse. Während sich der Streifen ab und an zu ernst nimmt, punktet er anderorts mit Spielfreude und Genauigkeit. Alles in allem ein würdiger Gegner im Kampf um die Blockbuster-Spitze 2014. Mal sehen, was „Transformers 4“ dem entgegen setzen kann.

„Godzilla“ ist ab dem 15. Mai bundesweit in den Kinos zu sehen – auch in 3D!