Ab durch die Hecke

Gut gemachte Animationsfilme sind großartig! In ihnen können die Macher ihrer Fantasie freien Lauf lassen und auch den Zuschauern ist es vergönnt, für rund zwei Stunden in eine Welt einzutauchen, in der alles möglich ist. Lebende Spielzeugen, verliebte Roboter und Autos, die in Eigenregie ihre Rennen fahren: das alles gab es schon und lockte Millionen von Zuschauern weltweit in die Kinos. Da wirkt ein Wald, in dem Tiere sprechen können und Menschen nicht mehr sind als seelenlose Gestalten fast langweilig: wenn aber Comedystars wie Ralf Schmitz, Bernhard Hoecker und Jeanette Biedermann (die zugegebenermaßen kein Comedystar ist, sich allerdings teilweise unfreiwillig zu einem macht) den niedlichen Figuren Leben einhauchen, dann ist Spaß vorprogrammiert!

Der Plot

Waschbär Richie (Götz Otto) begeht eines Nachts einen großen Fehler. Auf Futtersuche überrascht er den Winterschlaf haltenden Bären Vincent (Ben Becker) und beschließt, sich nicht weiter die Arbeit zu machen, eigenständig nach Futter zu suchen, sondern sich an den gesammelten Wintervorräten Vincents zu bedienen. Doch das Glück ist ihm nicht hold: Vincent wacht auf und durch die Kollision zwischen Futter und einem herannahenden Lastwagen sind all die Vorräte dahin. Um seine Haut zu retten, verspricht Richie seinem Fressfeind allerdings, ihm bis zum nächsten Vollmond alle Vorräte wiederzubeschaffen.

Derweil erwacht in einem kleinen Waldgebiet eine Gruppe von Wildtieren aus dem Winterschlaf, deren einziger Lebensinhalt es ist, bis zum nächsten Wintereinbruch einen hohlen Baumstamm bis unter den Rand mit Futter zu füllen. Die Gelegenheit für Richie, andere seine Arbeit machen zu lassen, ist ideal und so beschließt der gewiefte Waschbär, sich in die Gruppe einzuschleusen. Diese ist begeistert von dem modernen kleinen Kerl, der die Menschen, die im Laufe des Winters ein großes Wohngebiet hinter einer Hecke direkt am Wald errichtet haben, als den idealen Futterlieferant ansieht und die Gruppe bei ihrer Futtersuche nach und nach in immer größere Gefahr, da näher an die Menschen, bringt. Doch außer der weisen Schildkröte Verne scheint niemand zu ahnen, was Richie wirklich im Schilde führt.


„Aber ich mag doch den Keks!“

Kritik

„Ab durch die Hecke“ ist großartig – kurzum, so ist es und nicht anders! Da sich meine Leser aber sicher nicht mit so einer kurzen, knappen (aber doch 100 %ig wahren!) Bewertung abgeben werden, möchte ich sie wenigstens begründen.

Da wäre zunächst einmal die einmalige, farbenprächtige, detailgetreue Animation. Wenn auch man denken könnte, dass die Darstellung eines Waldes allen voran von einem langweiligen Grün dominiert wird, so stellt der aufmerksame Betrachter schnell fest: richtig! Aber die detaillierten Darstellungen sämtlicher Tiere und Pflanzen bieten eine solche Masse an „Wow“-Effekten, dass man sich in keiner Weise irgendwie von einem Grün erschlagen fühlt. Zwar kommen die Animationen dieser Dreamworks-Produktion noch nicht wirklich an die Darstellungen von Pixar-Filmen heran, aber das ist für mich nicht automatisch ein Punkt, der dem Film zu einem Minuspunkt verhilft. Kurzum: die Animationen sind schlicht und ergreifend „schön“. Wer es differenzierter haben will, der darf gerne im Duden nach Synonymen schauen, aber manchmal bringen es auch einfache Worte auf den Punkt. Selbiges gilt für die Darstellung der Tiere. Ab und an fast ein wenig minimalistisch anmutend und doch genau so detailliert gezeichnet, dass man sich nicht von Effekten und Details erschlagen fühlt: das Hauptaugenmerk liegt nämlich kurzum einfach auf der Charakterisierung der possierlichen Tierchen. Zu dieser tun schließlich die Stimmen ihr Übriges. Besonders ins Auge springt hier allen voran Ralf Schmitz, der (natürlich nur in der deutschen Synchronfassung) seine ganze Energie, die er schon auf der Comedybühne kaum zügeln kann, in die Figur des kleinen Eichhörnchens legt und dementsprechend aus einem putzigen, in der Natur ja schon äußerst aktiven Tierchen, ein hyperaktives Turbo-Hörnchen macht. Dies führt dazu, dass Hemmy, das Hörnchen, zum heimlichen Star des Films aufstieg und sich besonders bei jüngeren Zuschauern großer Beliebtheit erfreute. Dennoch spielt es sich nicht unangenehm in den Vordergrund, sondern gliedert sich hervorragend in das gesamte Ensemble ein, welches aus den unterschiedlichsten Tierarten besteht. So findet man neben der Schildkröte und dem Eichhörnchen zudem noch Opossums, ein Stinktier und einen hochnäsigen (wenn auch naselosen!) Kater, die alle ihrer Art entsprechend entweder besonders lethargisch oder harsch auftreten. Dass sie entgegen ihrer Natur (natürlich) sprechen können, fehlt nicht besonders ins Gewicht. Es rundet einfach nur  das stimmige Bild der Darstellung ab.

Die Handlung ist selbstverständlich kindgerecht, wie es die meisten Animationsfilme sind. Dennoch ist „Ab durch die Hecke“ mehr, als ein belangloser Kinderfilm, sondern punktet mit einer durchaus erwachsenen Handlung, die an Aktualität kaum zu toppen ist. Fast täglich flimmern Nachrichten mit dem Inhalt „Mensch verdrängt Natur“ über die Bildschirme und sei es nur, um dem Menschen (wieder einmal) den Klimawandel vor Augen zu führen. Gepaart mit versteckten Gags, die sich dem jüngeren Publikum noch gar nicht wirklich erschließen. Der ironische Blick auf den Menschen („Nein, ich hab Zeit zu reden, ich fahre nur Auto!“) und vor allem deren Essgewohnheiten bringen besonders den älteren Zuschauer zum Schmunzeln. Der Niedlichkeitsfaktor bleibt dafür für die jüngeren Zuschauer nicht auf der Strecke. Kurzum: der Plot gibt genügend her, um die Ansprüche beider Zuschauergruppen zufrieden zu stellen. Niedliche Tiere und eine einfach gestrickte Story für die Kleinen, zwischen den Zeilen eine doch relativ ernste Geschichte für die Großen und spannende Synchronsprecher mit hohem Wiedererkennungswert.

Dementsprechend ist „Ab durch die Hecke“ ein facettenreicher Film. Auch auf die Gefahr hin, dass es platt klingt, ist die Aussage „für die ganze Familie“ korrekter denn je. Pixar hätte es nicht besser machen können!

BluRay oder DVD?

Und wieder überrascht mich die DVD-Qualität. Natürlich hat dies auch damit zu tun, dass das breite Feld der Animations- und Zeichentrickfilme in Sachen Qualität wenig falsch machen kann. Gestochen scharfe Bilder, super Sound und interessantes Bonusmaterial (Making Of, Interviews mit den Sprechern) machen das Produkt perfekt. Zudem ist die BluRay-Disc von „Ab durch die Hecke“ aktuell noch nicht im Handel erhältlich. Daher läuft dies zwangsläufig auf eine DVD-Empfehlung hinaus!

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