Crazy, Stupid, Love

In dem aktuell von Hau-Drauf-Komik dominierten Bereich der US-Amerikanischen Komödie, bildet der nahezu sanfte Witz der Regiearbeit von Glenn Ficarra („I Love You Phillip Morris“) und John Requa („Bad Santa“) eine lohnenswerte Ausnahme. Lest in meiner neuen Kritik, weswegen ausgerechnet das Thema „Scheidung“ die Basis für eine herrlich frische und wirre Abfolge komischer Entwicklungen sein kann und warum Männer in den Mittvierzigern mehr Respekt und Anerkennung aller Frauen verdient haben.
Der Plot
Cal Weaver (Steve Carell) ist in seinem eigenen Empfinden ein glücklicher Mann, der mitten im Leben steht. Er hat einen festen Job, ein großes Haus, zwei bezaubernde Kinder und ist mit seiner Jugendliebe Emily (Julianne Moore) verheiratet. Völlig unvorbereitet trifft ihn die Nachricht, dass seine Frau sie sich die Scheidung wünscht und aus Verzweiflung über die Ehe mit ihrem Kollegen David (Kevin Bacon) eine Affäre angefangen hat. Die Überraschung über seine offenbar vollkommen falsche Wahrnehmung der Realität wirft den armen Cal so sehr aus der Bahn, dass die für ihn effektivste Lösung, mit dieser Problematik umzugehen die ist, sich in seiner Lieblingskneipe zu besaufen und sich den ganzen Frust von der Seele zu reden – ohne Rücksicht darauf, ob die Personen in der Bar, die ihm gezwungenermaßen Gesellschaft leisten, an seinen Problemen interessiert sind, oder nicht. Unter den Zeugen von Cals täglich zunehmender Selbstaufgabe befindet sich auch der junge, gutaussehende Jacob Palmer (Ryan Gosling), seines Zeichens Macho und Frauenversteher – und ab dem Zeitpunkt des Kennenlernens des ungleichen Duos selbsternannter Coach von Cal, in Sachen Outfit, Selbstbewusstsein und Frauen. Nach und nach wird Cal selbstsicherer, was sich besonders auf den Umgang mit Frauen bezieht und so beginnt er, wechselnde Affären mit unterschiedlichen Frauen zu beginnen. Es ist nie etwas ernstes, vielmehr sind seine ständig wechselnden Sexpartnerinnen eine Bestätigung für Cal, dass es einzig und alleine Emily ist, um die es sich zu kämpfen lohnt.
Während Cal nahezu alles unternimmt, um seine Frau zurück zu gewinnen, verliebt sich nun auch zum ersten Mal Jacob in eine junge Frau. Doch ist ausgerechnet er, der coole Frauenheld der Typ für die wirklich wahre Liebe?
„Ich weiß gar nicht, ob ich Dir helfen, oder Dich notschlachten soll!“
Kritik
Es dauerte ein Weilchen, bis ich mich nun für eine Kritik zu „Crazy, Stupid, Love“ entschlossen habe. Ich wusste zwar, dass mir diese liebevolle Komödie sehr gefallen hatte, trotzdem erschloss sich mir bislang der Grund dieser Sympathie nicht so ganz. Letztlich muss es wohl eine Mischung aus sämtlichen Faktoren gewesen sein, die mich zum Lachen, teilweise aber auch fast zum Weinen brachten.
Da wäre zunächst der Cast. Steve Carell („Evan Allmächtig“, „Date Night“) spielt seine Rolle als liebevoller, naiver, fast schon treudoofer Familienvater derart überzeugend, dass man ihn ab Beginn seiner Lebenskrise jede Sekunde in den Arm nehmen möchte, um ihn zu herzen und seine verkorkste Situation irgendwie angenehmer zu machen. Dasselbe gilt ironischerweise auch für Julianne Moore („Hannibal“, „The Kids are all Right“), die, obwohl sie der auslösende Faktor der Scheidungsthematik ist, niemals bösartig oder in irgendeiner Form schuldig wirkt, ihren Mann ins Unglück gestürzt zu haben. Beide Eheleute leiden gleichermaßen, der Film verzichtet gänzlich darauf, dem Zuschauer eine bestimmte Position aufzudrängen. Eine angenehme Sichtweise, die man so in der Form selten sieht. Hinzu ziehe ich die Besetzung der Kinder. Jonah Bobo („Zathura – Ein Abenteuer ein Abenteuer im Weltraum“), der Darsteller des Sohnes Robbie ist die perfekte Mischung aus niedlich und erwachsen-reif und wirkt wie ein Bindeglied zwischen den beiden zerstrittenen Parteien. Spätestens, als er den Nebenbuhler seines Vaters auf charmante, aber direkte Art in die Schranken weist, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, das Herz der Zuschauer zu erobern. Hinzu kommt, dass auch sein Nebenhandlungs-Strang äußerst liebevoll gestaltet ist. Des mit Fingerspitzengefühl gestrickten Plots steht der flotte, freche Nebenstrang um Jacob und seine Weibergeschichten gegenüber. Für einen Macho hat Jacob einen ziemlich tiefgründigen Charakter verpasst bekommen, allerdings hätte ich mir ein kleinwenig mehr Spannung innerhalb der Story und eine markantere Rollenzeichnung für Ryan Gosling („Only God Forgives“) gewünscht. Ein wenig eckiger, kantiger und weniger brav – einfach als Spannungsquelle, um „Crazy, Stupid, Love“ ein wenig mehr Tempo zu gönnen.
Die Geschichte an sich ist hingegen sehr liebenswert, durchaus realistisch und wird tiefgründig dargeboten. Ein Paar, dass vorhat, sich scheiden zu lassen, obwohl nur eine Partei diesen Wunsch wirklich zu hegen scheint: ohne persönliche Erfahrungen in meine Kritik einbeziehen zu wollen, so kann ich aber sagen, dass dieser Plot realistisch und auch der Umgang mit dieser Situation nicht überzeichnet oder gar ironisch zu verstehen ist. Eine Mischung aus Selbstaufgabe, Sarkasmus und Hinterfragung der eigenen Lebensweise helfen den Hauptakteuren von „Crazy, Stupid, Love“ mit der Situation fertig zu werden und besonders die komischen Parts nehmen dem Film einen Umgang mit der Scheidungsthematik à la „Kramer gegen Kramer“. Daraus wird aus dem Film weder reiner Klamauk, noch schwer verdauliches Drama, sondern eine anspruchsvolle Komödie mit dramatischen Ansätzen und zwar perfekt aufeinander abgestimmt. Natürlich ist es gerade die Rolle des Jacob, die für die komischen Momente und auch einige laute Lacher sorgen dürfte. Zu beobachten, wie der hippe, moderne Strahlemann dem zur „Masse“ verkommenen Cal in allem berät, was es zu ändern gilt, um wieder ein richtiger Mann zu werden, ist einfach nur lustig anzusehen. Dabei bleiben Sprüche und Witze allerdings immer über der Gürtellinie, was der Komödie noch einmal ein großes Plus einbringt. In den längeren Dialogen finden sich viele Dramady-Momente, in welchen man mit einem Auge lachen und mit dem anderen weinen möchte. Gerade wenn die Mimik etwas komplett Gegensätzliches verrät, als die Worte sagen. An dieser Stelle sei die Kameraarbeit zu loben: die Großaufnahmen der Gesichter, besonders im Hinblick auf geführte Gespräche fassen jede noch so kleine Mimik bewusst ein. Hier lohnt sich oft ein zweites oder drittes Anschauen des Films, um versteckte Ausdrücke von Trauer oder Freude zu entdecken.
Zusammengefasst möchte ich sagen, dass „Crazy, Stupid, Love“ eine echte Perle unter den Komödien ist. Sie weist viele dramatische Momente auf, lässt den Zuschauer allerdings nie mit einem schlechten Gefühl zurück. Der Realismus der Geschichte ist ansprechend, sodass Dinge wie Setting oder Musik total in den Hintergrund rücken, weil ganz einfach die gesprochenen Worte, Gestiken und Mimiken im Vordergrund stehen. Kurz: der Film steht und fällt vollständig mit der Handlung, denn diese ist so brilliant, dass ich sie mir auch als Theaterstück vorstellen könnte. Komplett ohne Musik und mit Theaterschauspielern. Vielleicht sogar als vorgelesener Dialog mit verteilten Rollen, denn allein das Script ist durchgehend spannend und psychologisch wertvoll. Daher: lasst auch auf „Crazy, Stupid, Love“ ein und ihr erhaltet mehr als „nur“ eine nette Komödie.
BluRay oder DVD?
Mittlerweile bin ich von den DVD-Qualitäten der letzten Wochen und Monate immer mehr überrascht. Das Bild besticht allzu oft mit wirklich gestochen scharfen Bildern, hervorragenden Kontrasten und der Klang ist sehr gut. Daher: Ihr könnt getrost zur DVD greifen. Verdenken könnte ich Euch einen BluRay-Kauf bei diesem Film aber auch nicht, daher ein unentschieden!
http://rcm-de.amazon.de/e/cm?t=wwwbuyamovied-21&o=3&p=8&l=as1&asins=B005GUCU5W&ref=tf_til&fc1=000000&IS2=1<1=_blank&m=amazon&lc1=0000F7&bc1=000000&bg1=FFFFFF&f=ifr http://rcm-de.amazon.de/e/cm?t=wwwbuyamovied-21&o=3&p=8&l=as1&asins=B005GUCU70&ref=tf_til&fc1=000000&IS2=1<1=_blank&m=amazon&lc1=0000F7&bc1=000000&bg1=FFFFFF&f=ifr