Company Men

Zum Thema „Glücksgriff“ habe ich in diesem Blog ja bereits einiges gesagt. Es kommt immer wieder mal vor, dass mich ein Film anlacht, ohne dass ich zuvor irgendetwas von ihm gehört, geschweige denn gesehen habe – maximal den Trailer. Anfang Dezember kam es, dass ich über einen Film stolperte, der zwar mit einem ziemlich hohen Staraufgebot punkten konnte, doch von der Story her erschien mir der Film in der heutigen Zeit ein wenig träge, da sehr realitätsbezogen. Dies hielt mich jedoch nicht davon ab, ihn mir anzuschauen – und wieder einmal fühlte ich mich in meinem Bauchgefühl bestätigt. 

Der Plot

Der Film vereint mehrere Handlungsstränge. Jeder Handlungsstrang beschreibt einen Mitarbeiter der Firma „GTX“ – einer Schiffswerft und deren Zurechtkommen mit den Auswirkungen des Börsencrashs 2008.

Die zentrale Rolle des Films spielt Bobby Walker (Ben Affleck). Er hat einen gutbezahlten Job und lebt mit seiner Frau (Rosemarie DeWitt) und seinen Kindern in einem großen Haus. Er fährt ein teures Auto, spielt Golf und führt ein Leben in der gehobenen Mittelschicht. Kurzum: es geht ihm gut. Bis er eines morgens das Bürogebäude betritt und ohne Umschweife entlassen wird – Sparmaßnahmen der Firma.

Zunächst scheint es, als wäre es nur eine Frage der Zeit, bis ein neuer Job gefunden ist. Doch nach und nach wird deutlich: die Zeiten haben sich geändert. Heutzutage bekommt nicht mehr jeder die Stelle, die er sich wünscht, sondern man muss nehmen was man bekommt. Für Bobby bricht nach dieser Erkenntnis eine Welt zusammen. Auf Anraten seiner Frau verkauft er sein Auto, die Familie zieht zurück in ihr Elternhaus und durch die Kündigung der Golfclub-Mitgliedschaft erfährt nun auch sein näheres Umfeld vom Jobverlust, vor welchem er sich bislang möglichst bedeckt gehalten hat.

Während Bobby in eine schwere Sinnkrise gerät, erfährt er von seiner Familie konsequenten Rückhalt. Hierdurch beginnt er nach und nach zu realisieren, was in seinem Leben wirkliches Glück bedeutet. Und langsam geht es mit ihm wieder aufwärts…

Gene McClary (Tommy Lee Jones) und Phil Woodward (Chris Cooper) sind zwei der Top-Manager der Firma. Ihnen wird im Zuge der Firmen-Umstrukturierung ebenfalls gekündigt, dennoch gehen beide ganz unterschiedlich mit dieser Niederlage um.  Den Alltag des einen bestimmt ab sofort der Alkohol, während den anderen nichts mehr aus seiner Lethargie zu reißen imstande zu sein scheint. Und so nimmt das Schicksal für jeden der Wirtschaftsopfer seinen Lauf…


„Du weißt, ich habe Dir immer meine Meinung gesagt und das hier ist falsch!“

Kritik

Zugegeben: der Plot ist simpel und realitätsnah. Man sollte sich also nicht auf eine film-typisch ereignisreiche Story einstellen, sondern vielmehr auf eine tiefgehende Charakterstudie in ruhigem, teilweise fast etwas langatmigem Tempo.

Wenn eine Firma im Zuge der Wirtschaftskrise Konkurs anmelden und/oder im Zuge dessen Mitarbeiter entlassen muss,  dann stehen zumeist die Mitarbeiter im unangenehmen Vordergrund. Dennoch reduziert sich dieses im-Mittelpunkt-stehen allzu häufig auf überschwängliches Mitleid. „Company Men“ verzichtet auf übetriebene „Tränendrüsen-Massage“ und geht mit einer beeindruckenden Nüchternheit an die Thematik heran. Sie beleuchtet den Teil, mit dem sich der Durchschnittskonsument wohl am ehesten identifizieren kann – nämlich den über Bobby Walker – gefühlvoll, aber nicht melancholisch und bewahrt immer eine Art Sicherheitsabstand, sodass zu keiner Zeit Mitleid aufkommt. Dies ist wichtig, da nicht nur die Seite der Arbeitnehmer, sondern auch die der Arbeitgeber beleuchtet wird.

Auch bei diesen wird auf den Aufbau einer Art Antagonist verzichtet. Die Distanz wird jeder Rolle gegenüber gewahrt und somit bekommt der Film zum Teil Dokumentations-Charakter. Dementsprechend wird auch der Gebrauch von gewissen Stilmitteln sehr dosiert eingesetzt. Es gibt kaum Musikuntermalung und wenn es welche gibt, läuft sie neutral im Hintergrund und überlädt die Situationen nicht. Ebenso verhält es sich mit der Kameraführung. Der Film verzichtet auf besonderes Licht- und Kameraspiel. Der Zuschauer wird im Laufe des Films mehr und mehr zum Beobachter und analysiert die Szenerie aus einer distanzierten Perspektive.

All diese Aspekte passen perfekt zur Thematik. „Company Men“ ist kein wirklicher Unterhaltungsfilm. So ist auch die Einordnung in ein Genre schwierig. Trotzdem wirkt er, denn die Entwicklung der Protagonisten hat Spielfilm-Charakter. Und selbst wenn man an der Thematik sonst eher nicht interessiert ist, so schafft „Company Men“ es, sie auf einfache Art und Weise zu vermitteln, ohne zu urteilen. Und das ist der Grund, weswegen der Film für die Kategorie „Geheimtipps“ nahezu prädestiniert ist.

Die Kritiken waren durchweg positiv, doch auf Auszeichnungen musste das Werk von John Wells leider verzichten. Vielleicht schafft meine Kritik es ja trotzdem, dem Film den ein oder anderen Zuschauer mehr zu bescheren. Freuen würde es mich auf jeden Fall.

BluRay oder DVD?

Wie bereits erwähnt verzichtet der Film auf eine besondere Form von Kamera- und Lichtspiel. Dementsprechend ist „Company Men“ kein Film, den man wegen seines hervorragenden Bildes unbedingt auf BluRay braucht. Gerade weil das Bild der DVD wirklich gut ist. Lediglich die Buchstaben im Vor- und Abspann wirken beizeiten etwas verzerrt und unscharf. Dennoch hält mich diese Tatsache nicht davon ab, für diesen Film eine eindeutige DVD-Empfehlung auszusprechen. Der Ton ist schön klar, das Bild oberer Durchschnitt: spart Euch das Geld für die BluRay!

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